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Liliths Hexentanz

Liliths Hexentanz

Titel: Liliths Hexentanz
Autoren: Jason Dark
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sich. »Etwas Schlimmeres kann man sich kaum vorstellen, selbst im Kino nicht.«
    »Drei tote Frauen«, sagte Jane.
    »Ja, Miß Collins, und nicht nur das. Wir haben diese Personen bis heute noch nicht identifizieren können. Sie trugen keine Ausweise bei sich. Auch bei der Untersuchung des Bootes haben wir keine Hinweise auf ihre Identität gefunden. Allerdings wird es auch nicht möglich sein, Fahndungsfotos zu veröffentlichen, denn ihre Gesichter sind nicht mehr zu erkennen. Da hat jemand wie ein Teufel gewütet.« Er schüttelte sich, kriegte eine Gänsehaut, drehte sich auf dem Stuhl sitzend um und zog die Klappe eines Schranks auf. »Wenn Sie auch einen Schluck wollen«, sagte er, während er zur Whiskyflasche griff, »müssen Sie es sagen.«
    »Nein, ich nicht.«
    »Aber ich.«
    »Gut, Mr. Sinclair.«
    Zwei Gläser stellte der Mann auch auf den Tisch, dann goß er ein.
    Wir prosteten uns zu. Er leerte sein Glas, und ich nahm nur einen kleinen Schluck zu mir.
    »Es ist gut, was Sie getan haben, Mr. Sinclair. Eine Art Vorsorge, der Anblick wird schlimm werden.«
    »Was haben Sie unternommen, nachdem die Leichen auf dem Boot entdeckt wurden?« fragte Jane.
    »Alles und nicht viel.« Er sah, daß Jane widersprechen wollte und hob die Hand. »Moment, das muß ich relativieren. Lassen Sie mich das erklären. Wir sind ein Nest hier. Wir beschäftigen uns nicht mit Mord und Totschlag. Ich setzte mich mit den Kollegen in Clacton-on-sea in Verbindung und erklärte ihnen auch die entsprechenden Einzelheiten, aber sie konnten nichts tun und wandten sich an Scotland Yard.«
    »Somit war ich im Spiel.«
    »Genau.«
    Ich räusperte mich. »Gibt es noch etwas, was Sie uns zuvor mitteilen sollten?«
    »Nein, das denke ich nicht. Sie sollten aber Ihr Glas austrinken, bevor Sie sich das Grauen ansehen, Mr. Sinclair.«
    Ich tat ihm den Gefallen. Jane war schon aufgestanden und ließ sich von Dawson in ihre Jacke helfen. Er holte seine ebenfalls und ging dafür in seine Dienstabteilung.
    »Ich werde recht behalten«, flüsterte mir Jane zu.
    »Wie meinst du das?«
    »Es sind Hexen.«
    Ich hob die Schultern. »Noch ist es nicht sicher.«
    »Ich glaube aber an den Anruf.«
    »Klar, ich auch, sonst wäre ich ja nicht mit dir gekommen.«
    Darum drehte es sich in der Tat. Jane hatte einen alarmierenden Anruf bekommen. Von wem, das wußte sie nicht, aber es war eine Frauenstimme gewesen, die sie mitten in der Nacht geweckt hatte. Die Stimme hatte von einem Wahnsinnigen gesprochen, der sich in einem regelrechten Blutrausch befand und nur bestimmte Frauen umbrachte – Hexen eben.
    Nur, Jane war keine Hexe, aber sie hatte einmal dazugehört. Und auch jetzt wollte und konnte sie es nicht hinnehmen, daß jemand die Personen tötete. Man durfte den Teufel aber nicht mit dem Beelzebub austreiben. Die Hexen, die dem Satan zugetan waren, nahmen oft genug keine Rücksicht auf Menschen. Sie gingen über Leichen, das wußten wir, und deshalb bekämpften wir sie auch. Daß es jetzt eine Person gab, die es auf sie abgesehen hatte, konnten wir nicht hinnehmen. Wir wollten nicht so tun, als wären wir die lachenden Dritten, denn dieser Unbekannte würde bestimmt weitermachen und sich dann nicht nur auf die Hexen konzentrieren.
    Uns beiden war natürlich klar, daß Jane von einer Hexe, einer Feindin, angerufen worden war. Für sie hatte es wohl keine andere Möglichkeit gegeben, als auf diese Art und Weise um Hilfe zu bitten. Es mußte für die Unbekannte, die ja auf der anderen Seite stand, ein verdammt großer Schritt gewesen sein.
    Was sich daraus entwickelte, wußten wir nicht, aber ihre Warnung war eingetroffen. Sie hatte davon gesprochen, daß es Tote geben würde, und wahrscheinlich würden wir gleich vor den ersten drei toten Hexen stehen. Auch Gilbert Dawson hatte seine Jacke übergestreift. Er winkte mit dem Schlüssel. »Können wir?«
    Jane und ich nickten.
    Er öffnete uns die Tür, verließ hinter uns das Haus und schloß wieder ab. Dann bekamen wir wieder den Wind zu spüren. Diesmal war es Rückenwind. Er ließ unsere Kleidung knattern, wehte die Haare hoch und spielte auch mit der Kapuze.
    Das Boot lag zusammen mit einigen anderen in dem kleinen Hafenbecken. Es wurde vor der rauhen See geschützt, trotzdem schaukelten die dort liegenden Schiffe heftiger als sonst.
    Das Boot der Frauen war hellblau angestrichen. Ich war kein Fachmann, konnte mir aber nicht vorstellen, daß es hochseetüchtig war. Auch vermißte ich eine Radaranlage auf
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