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Lilienzucht (German Edition)

Lilienzucht (German Edition)

Titel: Lilienzucht (German Edition)
Autoren: Sabine Röbke
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einiger Mühe fertig, nicht mit den Augen zu rollen, obwohl der Charme des Herrn vor ihr gerade wieder ins Schmierige abzudriften droht, ... ganz so wie am Abend zuvor. Stattdessen wechselt sie unvermittelt das Thema.
    „Sagen Sie, haben Sie zufällig ein Handy bei sich?“ , fragt sie. „Ich müsste dringend telefonieren.“
    „Natürlich, meine Liebe.“, antwortet er mit einem unerklärlich breiten Grinsen. „Funktioniert Ihres hier auch nicht?“
    „Oh, ich besitze gar keins. Dürfte ich mir Ihres kurz ausleihen?“
    „Kein Problem, meine Liebe.“, meint der Herr nickend; Josie findet, dass er ein wenig zu freundlich lächelt. „Nur habe ich hier keinen Empfang, aber wir könnten es im obersten Stock des Gebäudes versuchen, jedenfalls hat es dort gestern noch funktioniert.“
    Josie überlegt einen Moment, dann ignoriert sie das leicht unangenehme Kribbeln in ihrem Bauch und willigt ein. Schließlich geht es um Leben und Tod und sie will keine Minute verschwenden. Allerdings haben sie kaum das Haus betreten, da verstärkt sich das unbehagliche Gefühl in ihrem Inneren auch schon und als sie im ersten Stock anlangen, ist sich Josie bereits sicher, einen großen Fehler begangen zu haben.
    Der Baron plaudert derweil weiter belangloses Zeug, während er eine Spur zu galant ihren Arm ergriffen hat, um sie die Treppe hinauf zu führen. Josie wird das Gefühl nicht los, dass genau dies sie in vermeintlicher Sicherheit wiegen soll. Nervös sucht sie nach einer Möglichkeit zur Flucht, findet jedoch keine. Schließlich trifft sie eine Entscheidung, strafft ihre Schultern ein wenig und konzentriert sich darauf, nach einer Gelegenheit Ausschau zu halten, bei der sie möglichst schnell eine möglichst große Distanz zwischen sich und dem zwar leicht fülligen, doch durchaus kräftigen Mann bekommen kann, während sie nach außen vorerst die Ahnungslose mimt.
    Je weiter sie kommen, desto staubiger und verlassener wirkt die Umgebung, offensichtlich ist das Dachgeschoß schon seit einiger Zeit nur noch als Möbellager gebraucht worden. Überall stehen Tische, Stühle und Sessel gestapelt, die man mit weißen Tüchern gegen den Staub geschützt hat, sodass die Stoffe inzwischen einen eher grauen Eindruck machen.
    Langsam kriecht Panik in der jungen Frau hoch, zumal es eigentlich keinen Sinn ergibt, zum Telefonieren das Zimmer zu betreten, das der ältere Mann gerade zielstrebig ansteuert. Vorgeblich höflich und mit einem unergründlichen Lächeln lässt er ihr den Vortritt, so dass sie keine Gelegenheit mehr sieht, sich doch noch in Sicherheit zu bringen. Also deutet sie lächelnd eine Verbeugung an und betritt das staubige Zimmer, ... nur um gleich darauf dem verdutzten Baron die Tür vor der Nase zuzuknallen.
    Leider jedoch hat dieser bereits einen Fuß zwischen Tür und Rahmen und bedenkt die junge Frau nun lauthals mit wenig vornehmen Flüchen, während Josie sich unter Aufbietung all ihrer Körperkräfte gegen die Tür lehnt und versucht, zumindest dem eingeklemmten Fuß so viele Schmerzen zuzufügen, dass dem Baron wenigstens die Lust auf einen Kampf vergeht.
    Schließlich jedoch bekommt er ihren Ärmel zu fassen, zieht sie gewaltsam ein Stückchen näher und kneift sie mit einer unerwartet schnellen Bewegung in der Nähe ihres Ellenbogens so brutal in die dort verlaufenden Nerven, dass sie laut stöhnend von der Tür ablassen muss. Einen Moment später ist der Mann im Zimmer, baut sich vor ihr auf und wirft einen missbilligenden Blick auf seinen malträtierten Fuß.
    „Das wirst du bereuen.“, droht er leise.
    Josie indessen ist mehr damit beschäftigt, den Schmerz soweit unter Kontrolle zu bekommen, dass sie wenigstens wieder normal atmen kann. Etwas in ihr ist immer noch nicht bereit aufzugeben und als der Baron nun, die Tür – und damit ihren Fluchtweg - in seinem Rücken, mit einem boshaften Grinsen im Gesicht auf sie zukommt, springt sie plötzlich auf und greift ihn kratzend und um sich schlagend an. Der Baron hat seine liebe Not, sich seiner Haut zu erwehren, doch schließlich bekommt er sie zu packen und schleift sie ein paar Meter weit durchs Zimmer. Nur einem Augenblick später verspürt Josie einen heftigen Schmerz am Hinterkopf und es wird schwarz um sie.
     
    Das nächste, was sie wahrnimmt, ist, dass etwas hart und schmerzhaft an ihren Handgelenken zieht. Leise stöhnend öffnet sie schwerfällig ihre Augen ... und muss sie sofort wieder schließen, weil sie so sehr von der Sonne geblendet
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