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Lilienzucht (German Edition)

Lilienzucht (German Edition)

Titel: Lilienzucht (German Edition)
Autoren: Sabine Röbke
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rechts. Wenn sie an dem kleinen, griechischen Brunnen sind, können Sie es schon sehen.“
    „Vielen Dank.“, sagt die junge Lady und lässt den Blick prüfend an sich hinab gleiten.
    „Oh“, meint darauf das Mädchen, „machen Sie sich keine Gedanken wegen Ihrer Kleidung; die Bauarbeiten sind bis Mitte nächster Woche eingestellt wegen der vielen Gäste an diesem Wochenende. Es wurden alle Maschinen und Arbeitsgeräte ins Gebäude geschafft, so dass Sie unbesorgt dort entlang gehen können, ohne sich zu beschmutzen.“
    Noch einmal bedankt sich Josie, dann macht sie sich mit neuem Elan auf den Weg.
     
    Als sie schließlich den beschriebenen Ort erreicht hat, geht unwillkürlich ein erleichtertes Aufatmen durch ihren gesamten Körper.
    Lächelnd lehnt sie sich an einen der kühlen Ahornbäume in der Nähe der ungewöhnlich hohen Buchsbaumhecke und atmet ein paar Mal tief durch.
    „Himmel, tut das gut!“
    Einen Moment überlegt sie noch, dann zuckt sie kaum merklich mit den Schultern und lässt sich vorsichtig am Stamm herunter, um sich auf den kühlen, weich bemoosten Wurzeln niederzulassen und mit einem beinahe glücklichen Lächeln auf den Lippen die willkommene Abkühlung zu genießen. Erneut schließt sie die Augen, um den rauen Stamm in ihrem Rücken noch ein bisschen deutlicher zu spüren und die Seele für ein Weilchen baumeln zu lassen.
    Knirschende Schritte auf Kies lassen sie Minuten später aufschrecken. Allem Anschein nach rühren sie von der anderen Seite der Hecke her. Josie will schon aufstehen, um den Ort möglichst diskret zu verlassen, denn immerhin scheint es sich um mehrere Leute zu handeln, die sicherlich ungestört bleiben wollen, doch was ihr dann zu Ohren kommt, lässt sie mitten in der Bewegung erstarren.
    „So, jetzt kannst du reden.“, konstatiert eine tiefe Stimme ebenso leise wie drohend, sodass Josie unwillkürlich kalte Schauer über den Rücken laufen.
    „Hör zu!“, sagt darauf eine vermutlich junge Frau atemlos. Ihre Stimme wirkt irgendwie gehetzt und ängstlich. „Ich will aussteigen“, fährt sie fort, „Ich... Ich kann das nicht mitmachen. Du hast gesagt, alles würde glatt gehen... Ich... Ich kann die Elliots nicht so ins Messer laufen lassen...“
    „Was soll das?“, fragt der Mann mit der tiefen Stimme abfällig nach. „Bei den Kindern hattest du doch auch keine Skrupel.“
    „Ich...“, kommt es stammelnd zurück, „Diese Kinder hatten doch sowieso nie eine Chance ... ob nun mit oder ohne uns.“
    „Ach, und jetzt wo es deinen Herrschaften an den Kragen geht, entdeckst du auf einmal dein Gewissen oder was?“, höhnt der Mann ein wenig lauter.
    „Anne, das ist Schwachsinn!“, wirft eine andere männliche Stimme, die ein bisschen rauchig klingt, verärgert ein. „Schalt deinen Verstand wieder ein!“
    „Wenn es danach geht, hätte ich gar nicht erst mitmachen dürfen.“, stellt die Frau resigniert fest. „Mord geht einfach zu weit. Allein schon das Risiko...“
    „Ein Risiko gibt es nur da, wo es eine Sicherheitslücke gibt.“, erklärt der Mann mit der tiefen Stimme nüchtern. „Und bisher war das absolut kein Problem. Zumal die Leute, die wir sozusagen beliefern an keinerlei Skandal interessiert sind.“
    Die Frau hinter der Hecke seufzt hörbar auf. „Es tut mir Leid, ich kann das nicht. Ich...“, beginnt sie leise, wird jedoch kalt von dem Mann mit der tiefen Stimme unterbrochen.
    „Tja, dann tut es mir wirklich Leid“, sagt er ungerührt, „aber du weißt einfach zu viel. Wir können uns keine Sicherheitslücke leisten.“
    Die Frau schreit entsetzt auf, doch gleich darauf hört man nur noch unverständliche, gedämpfte Laute; offenbar hält ihr jemand den Mund zu.
    „Na, na“, meint der erste Mann mit geradezu sadistischem Sarkasmus in der tiefen Stimme, „wir wollen doch niemanden wecken. Die Herrschaften drüben haben sich die Mittagsruhe bei der Hitze ja wohl redlich verdient.“
    Man hört die Frau hinter der Hecke innehalten in ihrem Bemühen, sich loszureißen, sie scheint stattdessen vollkommen entsetzt nach Luft zu ringen. Und genau dies scheint ihr schließlich auch zu gelingen, jedenfalls hört man sie geräuschvoll Luft in die Lungen saugen.
    „Keine Sorge“, fügt der Mann kalt hinzu. „wir werden es kurz und schmerzlos gestalten. Immerhin haben wir dir einiges zu verdanken.“
    Josie schlägt das Herz längst bis zum Hals und es kostet sie einiges an Mühe, kein Geräusch zu verursachen, um nicht entdeckt zu werden.
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