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Lilientraeume

Lilientraeume

Titel: Lilientraeume
Autoren: Nora Roberts
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Montgomery, und auf diese tolle Neuigkeit lässt du mich eine geschlagene Stunde warten? So lange bist du nämlich inzwischen hier.«
    »Sorry, aber du hast mich vorhin derart runtergeputzt, dass ich dachte, es sei ratsam …«
    »Quatsch«, unterbrach sie ihn temperamentvoll. »Hättest du es mir sofort erzählt, wäre meine Laune schlagartig besser geworden. Es war also deine Schuld.« Sie lächelte ihn bei diesen Worten aus müden Augen liebevoll an.
    »Warum setzt du dich nicht kurz?«
    »Ich bleib lieber in Bewegung, bevor ich einschlafe«, meinte sie und räumte die riesige Vorratsdose mit schwarzen Oliven in den Kühlschrank zurück und ging in die Küche. Durch die geöffnete Tür sah er, wie sie in den Töpfen mit Soßen rührte. Owen kam es vor, als würde sie ständig mindestens ein halbes Dutzend Dinge gleichzeitig tun. Manchmal wirkte sie auf ihn wie ein Jongleur, der es schaffte, immer mehrere Bälle in der Luft zu halten, und nur selten einen fallen ließ.
    Für Owen, den peniblen Planer, war ihre spontane, manchmal ans Chaotische grenzende Lebensweise bisweilen recht gewöhnungsbedürftig. »Ich sollte langsam wieder rübergehen. Danke für den Kaffee.«
    »Nichts zu danken. Falls jemand von euch heute hier zu Mittag essen will – kommt lieber erst um halb zwei. Weil dann die Reisegruppe weg ist.«
    »Okay.« Er packte seine Sachen ein und wandte sich zum Gehen, hielt vor der Tür noch einmal kurz inne. »Avery? Was ist das für eine Farbe? Die von deinem Haar?«
    »Das hier? Kupfer.«
    »Hab ich’s doch geahnt. Also bis später.« Grinsend trat er hinaus in die Kälte.

2
    Owen legte seinen Werkzeuggürtel an und glich seine Liste abermals mit der seines Bruders ab.
    »Im zweiten Stock wimmelt es nur so von Frauen«, klärte Ryder ihn verbittert auf.
    »Sind sie wenigstens nackt?«
    »Scherzkeks. Eine von ihnen ist Mom.«
    »Okay, vergiss die Frage.«
    »Mom, Carolee, unsere Managerin, vielleicht inzwischen Clare und weiß Gott wer sonst noch. O Mann, sie sind wie ein Wespenschwarm – ständig kommt eine von ihnen mit irgendeiner blöden Frage angeschwirrt.« Ryder griff nach seinem Energiedrink. »Und da du sie reingelassen hast, wirst du ihnen gefälligst auch ihre verdammten Fragen beantworten. Wo zum Teufel warst du überhaupt die ganze Zeit?«
    »Hatte ich doch gesagt: drüben im Vesta, um ungestört zu telefonieren. Der Mann vom Bauamt kommt heute Nachmittag, und sobald er alles abgenommen hat, können wir die Möbel in die ersten Zimmer schleppen. Außerdem werden im zweiten Stock die Jalousien angebracht und …«
    »Hör auf, ich krieg Kopfschmerzen.«
    »Schon gut. Du solltest froh und dankbar sein, dass ich dir diesen ganzen Kram abnehme. Wie auch immer: Jetzt mach ich erst mal im ersten Stock mit den Fußleisten weiter.«
    »Nein, du gehst in den zweiten Stock und suchst dir dort eine Beschäftigung.« Ryder bohrte Owen einen Finger in die Brust. »Dann hast nämlich du die Weiber am Hals, die von dir herbeordert wurden und jetzt überall im Weg sind.«
    Owen seufzte. Eigentlich würde er lieber in Ruhe seinen Arbeiten mit Nagelpistole und Bohrmaschine nachgehen. Widerstrebend verließ er die Männerwelt und stieg die Treppe hinauf in den zweiten Stock.
    Und landete im Reich der Frauen.
    Kaum oben angekommen, schlug ihm der Duft von Bodylotions und Parfums entgegen, durchsetzt vom Geruch nach Bad- und Bodenreinigern, die nach Zitrone, Orange oder sonst was rochen. Fröhliches Lachen und Schnattern empfing ihn. Owen schüttelte den Kopf und begann Ryder zu verstehen.
    Dann entdeckte er seine Mutter. Justine Montgomery rutschte auf den Knien herum und scheuerte den Badezimmerboden im »Penthouse«. Die dunklen Haare aufgesteckt, die Ärmel eines schlabbrigen grauen Sweatshirts bis zu den Ellenbogen hochgeschoben, wackelte sie zum Takt einer Melodie aus ihrem iPhone mit ihrem in einer engen Jeans steckenden Hinterteil.
    Owen trat zu ihr und hockte sich neben sie. Sie erschrak nicht, hob bloß ihren Kopf. Vielleicht hatte sie wirklich hinten Augen, wie sie gerne behauptete, dachte ihr Sohn. Oder einen siebten Sinn. Jetzt setzte sie sich auf die Fersen, zog die Stöpsel aus den Ohren und lächelte ihn fragend an.
    »Macht es dir nichts aus, dass du hier auf den Knien liegst und schrubbst? Das könntest du einer der Putzfrauen überlassen.«
    »Nein, es macht mir sogar einen Heidenspaß, selbst mit anzupacken. Zu helfen, das ganze Haus auf Hochglanz zu bringen. Allerdings ist Baustellendreck
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