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Lilientraeume

Lilientraeume

Titel: Lilientraeume
Autoren: Nora Roberts
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den seine Mutter entdeckt hatte, tauchte alles in ein weiches Licht. Er wirkte weder übertrieben schick noch unangebracht altmodisch – er war genau richtig und sah aus, als gehöre er nur dorthin. An diesen Platz in der Lobby des BoonsBoro Inn.
    Owens Blicke wanderten weiter, hinüber zur rechten Seite, wo sich die Toiletten mit den grünen Marmorbecken befanden. Aha, dachte er, die Wände waren im Laufe des Tages gestrichen worden, sodass auch hier nahezu alles fertig war. Er zog sein Notizbuch aus der Tasche und schrieb ein paar Kleinigkeiten auf, die noch nachgebessert werden mussten. Ihm entging nichts.
    Als Nächstes wandte er sich nach links, trat durch einen Rundbogen und betrachtete die steinerne Wand, die an die zweihundert Jahre alt sein musste. Statt sie neu zu verputzen und zu streichen, war sie sorgfältig freigelegt worden. Ebenfalls auf Wunsch von Beckett, der als Architekt ein Auge für so etwas hatte.
    Owen musste schmunzeln, als er die Wirtschaftsräume sah. Hier hatte jemand gründlich Klarschiff gemacht. Was vermutlich Hope zu verdanken war, die unermüdlich seit Wochen versuchte, seinen Bruder Ryder samt provisorischem Büro aus diesem Trakt zu werfen, damit endlich aufgeräumt werden konnte. Offensichtlich hatte sie ihn überredet oder einfach Tatsachen geschaffen. Zum Teil wenigstens.
    Denn jetzt standen die ganzen Sachen in dem Raum herum, der einmal Hopes Direktionsbüro werden sollte. Die beiden Sägeböcke mit der großen Sperrholzplatte, die als Arbeitstisch diente, die provisorischen Regale, in denen neben Farbdosen und sonstigem Kram vor allem der dicke weiße Ordner stand, der seinem Bruder so viel bedeutete wie anderen Leuten die Bibel. Diverse Werkzeuge lagen verstreut auf dem Boden. Nicht mehr lange, und Hope würde den armen Ryder auch aus diesem Zimmer vertreiben.
    Ein paar Schritte weiter ging es in die Küche. Owen schaute sich um. Aha, sie hatten die Lampen angebracht. Direkt über der Kochinsel den großen Eisenleuchter und zwischen den Fenstern kleine, dazu passende Wandlampen. Der Raum strahlte perfekte Harmonie aus. Während die warm schimmernden Holzschränke mit den cremefarbenen Griffen und die farblich abgestimmten Granitplatten eine gemütliche Atmosphäre versprachen, garantierten die zahlreichen blitzenden Edelstahlgeräte höchsten technischen Standard. Er öffnete die Kühlschranktür, um sich ein Bier zu holen, ließ es aber. Lieber nicht, dachte er, schließlich musste er noch fahren, und griff stattdessen nach einer Pepsi. Während er trank, notierte er schnell, dass vor den Fenstern noch die Vorhänge fehlten.
    Weiter gin g ’s zur Rezeption. Der Sims, den Ry aus einer dicken alten Holzbohle gezimmert hatte, passte ausgezeichnet zu der Backsteinwand. Allerdings wurde das Gesamtbild durch herumliegende Planen sowie durch Farbeimer und Werkzeugkästen erheblich beeinträchtigt. Hier war noch einiges zu tun.
    Owen machte sich zurück auf den Weg zum Foyer und wollte gerade Richtung Lounge weitergehen, als er plötzlich aus dem ersten Stock das Geräusch von Schritten vernahm. War etwa einer seiner Brüder noch da? Im Dunkeln?
    Verwundert eilte er durch einen kurzen Flur zur Treppe, die heute erst ihr Geländer erhalten hatte. Während er nach oben stieg, glitt seine Hand beinahe zärtlich über das glatt geschliffene Metall. Fühlte sich super an.
    »Ry, bist du da oben?«
    Er erhielt keine Antwort. Stattdessen fiel krachend eine Tür ins Schloss. Owen schrak zusammen, ging aber mit zusammengekniffenen Augen entschlossen weiter die Treppe hinauf. Durchaus möglich, dass seine Brüder sich mal wieder einen blöden Scherz mit ihm erlaubten. Da war es besser, so zu tun, als habe man die Sache auf Anhieb durchschaut.
    »Oh«, stieß er mit gespielt furchtsamer Stimme hervor. »Das ist bestimmt der Geist. Bitte, tu mir nichts!«
    Oben angekommen, bemerkte er, dass die Tür des »Elizabeth und Darcy« oder E&D genannten Zimmers geschlossen war. Ganz anders als etwa nebenan, wo man ungehindert das Innere des T&O, des Titania-und-Oberon-Zimmers«, überblicken konnte.
    Wirklich witzig, dachte er erbost.
    Lautlos schlich er weiter, um die Tür aufzureißen, in den Raum zu stürzen und denjenigen zu erschrecken, der hier Geisterstunde spielte. Er legte seine Hand auf den geschwungenen Griff, drückte ihn vorsichtig herunter, doch die Tür blieb zu.
    »Blödmann«, knurrte er, musste aber gegen seinen Willen leise lachen.
    Sein Anflug von Heiterkeit verging in dem Moment,
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