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Lilienblut

Lilienblut

Titel: Lilienblut
Autoren: Elisabeth Herrmann
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»Nicht gerade das, was den Beginn einer steilen Schifferkarriere markiert, aber solange ich das Rolldeck noch nicht repariert habe, macht Kleinvieh auch Mist.«
    »Du hast einen Auftrag?«

    Kilian nickte. »Und auf dem Rückweg Kies. Es ist meine erste Tour. Und es würde mir viel bedeuten, wenn du mit dabei wärst.«
    Sabrinas Augen leuchteten und auch Franziska entspannte sich sichtlich.
    »Wenn das so ist … und das mit deinem Bein geht?«
    »Danke!«, rief Sabrina überglücklich. »Wann geht es los?«
    »Nächste Woche.«
     
    Der Nachmittag verging wie im Flug. Michael kam auch noch dazu, und Sabrina war einfach nur glücklich. Es war fast wie eine große Familie. Als Kilian sich verabschiedete, eroberte er Franziskas Herz endgültig, indem er Sabrina fragte, wann er denn einmal mit auf den Weinberg dürfte.
    »Sobald ich wieder klettern kann«, antwortete Sabrina. »Der Arzt sagt, in zwei Wochen kann der Gips ab.«
    Sie griff zu ihren Krücken und humpelte mit ihm zum Hoftor. Beate und Michael halfen Franziska, den Tisch abzuräumen. Kilian schlug den Weg zu Salinger ein. Zurück wollte er die Fähre nach Vallendar nehmen, wo die Désirée wieder vor Anker lag.
    »Ich bringe dich noch runter«, sagte sie.
    »Wird dir das auch nicht zu viel?«
    Sie schüttelte den Kopf. Aber sie war froh, als sie das Rheinufer erreichten und sie sich auf die Bank neben der niedrigen Mauer setzen konnte.
    Kilian nahm neben ihr Platz und legte den Arm um sie. »Es wird Zeit«, sagte er.
    Mit großen Augen schaute Sabrina ihn an. »Wofür?«
    »Dass wir endlich mal allein miteinander sind, ohne dass die Polizei mir auf den Fersen ist.«
    Er küsste sie, sanft und zärtlich, und dieser Kuss war ein Versprechen, vor dem sie nicht davonlaufen wollte. Sie sehnte sich nach ihm genauso wie er sich nach ihr.
    Kilian sah hoch zu den Weinbergen und den steilen Uferfelsen. »Es wird ein guter Jahrgang.«

    »Woher weißt du das?«
    »Weil es unser erster ist.« Er lächelte. »Der Fluss und der Berg, beide gehören zusammen, so unterschiedlich sie auch sind. Sie sind wie du und ich. Gib es nicht auf. Ich werde immer wieder zurückkehren. Ich brauche eine Heimat. Ich brauche dich. Ich liebe dich.«
    Sabrina wusste, dass ihr nie wieder jemand etwas so Schönes sagen würde. Sein Kuss schmeckte salzig wie das Meer und süß wie reife Trauben.
    Nachdem er gegangen war, winkte sie ihm lange nach und folgte dem Dampfer mit ihren Blicken, bis er hinter der Biegung des Flusses verschwunden war. Sie schloss die Augen und spürte den sanften Wind auf ihrem Gesicht. Jemand setzte sich neben sie. Ich bin angekommen, dachte Sabrina. Und das, ohne fortzugehen. Ich weiß, dass du das anders siehst, Amelie. Aber genauso verschieden wie die Menschen sind, sind auch ihre Träume.
    Mit einem Lächeln stand Sabrina auf und humpelte zurück. Auf der leeren Bank lag eine Lilie.

NACHWORT
    Andernach und Leutesdorf – zwei Städte am Rhein, in die ich mich bei meiner Recherche auf Anhieb verliebt habe. Und deshalb ist es mir wichtig, an dieser Stelle eines vorwegzunehmen: Alle Personen und Ereignisse in diesem Buch sind frei erfunden. Schwarze Liegeplätze, tote Flüsse, schreckliche Morde sucht man hier vergebens. Glücklicherweise! Trotzdem waren gerade diese romantischen Winkel und Gassen, die wilden, schroffen Berge, der tiefe Fluss und nicht zuletzt die geheimnisvolle Werth wunderbare Schauplätze, wie gemacht für eine Geschichte um Liebe, Freundschaft, Sehnsucht und Tod.
    Ich danke Migo Saul, dem Ranger des Naturschutzgebietes Namedyer Werth, der mir nicht nur den Geysir, sondern auch die Edmundshütte, den Hafen und vieles mehr gezeigt hat. Ihm verdanke ich auch die Bekanntschaft mit dem Winzer Gotthard Emmerich und seiner Tochter Gabi, die mir nicht nur den Wein, sondern auch die Bedeutung einer Steilhanglage und einiges mehr nahegebracht haben. Respekt!
    Stefan Eichelsbacher ist Hafenmeister in Andernach und gab geduldig Auskunft über die Geschichte und Logistik eines solchen Unternehmens. Mit der Theodela fuhr ich dann dreimal von Duisburg nach Rotterdam. Kapitän Stefan Carion, seine Frau Vicky und die zauberhafte Tochter Laetitia sind mir in dieser Zeit sehr ans Herz gewachsen. Die Einfahrt in den Beatrixhafen, die Nächte auf der Brücke, das Be- und Entladen in den Häfen und die vielen Stunden, in denen mir Stefan geduldig erklärte, was es heißt, Binnenschiffer zu sein, werde ich nie vergessen.
    Waltraud Bündgen von der Rheinland-Pfalz
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