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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals
Autoren: Merice Briffa
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Darcy glaubt, dass Ruan nicht mehr mit ihm befreundet sein will.«
    Â»Warum sollte Ruan denn nicht mehr Darcys Freund sein wollen?« Etty sah Louisa entgeistert an. »Wir sind doch alle zusammen aufgewachsen. Wir sind wie Brüder und Schwestern.«
    Â»Bloß dass wir nicht eine Familie sind, nicht wahr, Etty? Darcys Eltern und auch meine arbeiten für deine.«
    Â»Hat das denn je irgendeine Rolle für uns gespielt?«, fragte Etty herausfordernd. »Wir alle reden die Eltern der anderen doch mit Onkel und Tante an. Warum sollte sich da irgendetwas ändern?«
    Â»Es hat sich bereits etwas geändert, als Ruan aufs Internat gegangen ist und Darcy nicht mitkommen konnte.«
    Etty betrachtete Louisas besonnenes Gesicht. Louisa war erst zehn, genauso alt wie Ruan und zwei Jahre jünger als Darcy und sie selbst. Doch manchmal schien Louisa älter und weiser zu sein als sie alle.
    Â»Ach«, stieß sie aus, während sie versuchte, die Gedanken zu ordnen, die Louisas Worte bei ihr ausgelöst hatten. »Darcy hat sich wirklich ziemlich aufgeregt, weil er nicht mit Ruan aufs Internat konnte«, stimmte sie zu.
    Â»Ja. Und jetzt glaubt er, wenn Ruan nach Hause kommt, wird er ihn wie einen …« Louisa bekam rote Wangen. »… einen Schwarzen behandeln. Darcys Worte.«
    Etty war empört. »So etwas würde Ruan niemals tun. Außerdem, wieso hat Darcy das zu dir gesagt und nicht zu mir?« Es ärgerte sie, dass Darcy Louisa ins Vertrauen gezogen hatte. »Darcy und ich waren doch immer ganz besondere Freunde.«
    Â»Ruan ist dein Bruder. Vielleicht wollte Darcy dir deshalb nicht sagen, was er denkt.«
    Â»Ich wünschte, er hätte es getan. Dann hätte ich ihm gesagt, er soll nicht so dämlich sein. Darcy ist und bleibt unser bester Freund.«
    Â»Mein Vater meint, Darcy wird langsam älter und beginnt zu begreifen, dass er immer ein Aborigine bleiben wird.«
    Â»Er ist kein Aborigine«, sagte Etty aufbrausend. »Er ist ein halber Weißer. Und er sollte sich mir anvertrauen und nicht dir.« Vor Kummer stiegen ihr Tränen in die Augen. Die Vorstellung, irgendwann einmal nicht mehr so eng mit Darcy befreundet zu sein, war nur schwer zu ertragen. Außerdem hatte sie das unangenehme Gefühl, dass sie vielleicht eifersüchtig war. Das gefiel ihr überhaupt nicht.
    Louisa biss sich auf die Unterlippe, als sie sah, wie Etty mit den Tränen kämpfte. »Tut mir leid, Etty. Ich wollte dich nicht kränken.«
    Â»Das weiß ich doch. Du bist viel zu nett, um jemandem absichtlich wehzutun.« Etty drückte Louisas Hand, um ihr zu zeigen, dass sie nicht böse auf sie war. »Lass uns nach Hause gehen.«
    Â»Was ist denn mit dem Fisch?«
    Â»Gib ihn deiner Mutter. Mir ist die Lust auf Lagerfeuer vergangen.«
    Die Mädchen sammelten ihre Angelschnüre und die Fische auf. Da von Darcy nichts zu sehen war, gingen sie allein die halbe Meile zur Farm zurück. Ihren Fang banden sie an einen Stock, den Etty über der Schulter trug.
    Agnes Benedict, Louisas Mutter, kochte in dem mit Lehmziegeln eingemauerten Kupferkessel hinter ihrem Cottage Windeln aus. Als die Mädchen sich näherten, war sie gerade dabei, die dampfenden Stoffquadrate mit einem Stock aus der Lauge zu ziehen, um sie zum Ausspülen in eine Wanne mit frischem Wasser zu werfen. Dabei schimpfte sie mit zwei ihrer jüngeren Sprösslinge, weil sie zu nah an den Kessel herankamen.
    Â»Wenn ihr nicht aufpasst, verbrüht ihr euch noch beide mit heißem Wasser. Seht mal, da kommt eure Schwester mit Etty. Ärgert die doch lieber.«
    Â»Hallo, Tante Agnes«, rief Etty. »Wir haben dir ein paar Fische mitgebracht.«
    Agnes blickte von ihrem Waschkessel auf. »Kein Lagerfeuer heute? Dabei ist doch so wunderbares Wetter. Um Ostern herum ist das Wetter immer schön.«
    Â»Darcy hat uns den Tag verdorben, indem er eingeschnappt abgehauen ist. Nein, ich kann dich nicht hochnehmen, Joey. Ich hab doch die Fische.« Der Dreijährige zog an Ettys Rock.
    Â»Joey, benimm dich«, schalt seine Mutter ihn. »Weswegen war Darcy denn diesmal eingeschnappt?« Agnes legte den Stock beiseite und begann mit beiden Händen, die Windeln im klaren Wasser auszuspülen. »Der Junge ist in letzter Zeit viel zu launisch.«
    Â»Er hat keinen einzigen Fisch gefangen.« Louisa nahm ihren Bruder auf den Arm, damit er Etty in Ruhe
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