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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals
Autoren: Merice Briffa
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es nicht erlaubt, zur Schule zu gehen, Sir.«
    Boniface schien in die Ferne zu blicken. »Es gibt andere Möglichkeiten, etwas zu lernen, als im Klassenzimmer. Ruan, ich würde diese Miss Jane und Darcy sehr gerne kennenlernen. Wenn dein Freund so klug ist, wie du sagst, werde ich einen Weg finden, ihm eine gute Schulbildung zukommen zu lassen.«
    Â»Sie könnten mit mir nach Hause kommen, Sir«, schlug Ruan spontan vor. »Das heißt natürlich, wenn Sie möchten, Mr Boniface«, schränkte er sofort ein.
    Â»Das ist aber nett von dir, Ruan.« Boney strahlte. »Ich würde tatsächlich gerne mal zu dir nach Hause kommen. Abgesehen von meinem Interesse an deinem klugen Aborigine-Freund und seiner Mutter, habe ich schon immer mal ein großes landwirtschaftliches Anwesen besuchen wollen.« Er kratzte sich wieder an der Augenbraue. »Aber vielleicht sollte ich deine Einladung erst für die nächsten Ferien annehmen, damit deine Eltern Bescheid wissen, dass ich komme.«
    Obwohl er seine Einladung völlig impulsiv ausgesprochen hatte, wollte Ruan jetzt unbedingt, dass sein Lehrer sie annahm.
    Â»Die brauchen nicht vorher Bescheid zu wissen. Langsdale nimmt immer gern unerwartete Gäste auf. Das Farmhaus ist zweimal erweitert worden, und wir haben jede Menge freie Zimmer. Meine Eltern haben bestimmt nichts dagegen, wenn Sie mit mir nach Hause kommen. Ehrlich nicht, Sir«, fügte er sicherheitshalber hinzu.
    Der Lehrer lächelte. »Wenn du überzeugt davon bist, dass ich deinen Eltern nicht ungelegen komme, nehme ich deine Einladung gerne an, Master Trevannick.«
    Ruan grinste. Er mochte Boney gern. Seine Eltern würden den Mann bestimmt auch mögen, und er konnte es kaum erwarten, Boney und Darcy miteinander bekannt zu machen.

2
    W as ist denn nur los mit dir?«, wollte Etty wissen. Sie war mit Darcy und Louisa unten am Fluss. Die drei angelten, wie sie es häufig taten oder zu viert getan hatten, bevor Ruan aufs Internat gegangen war. Doch heute wollte sich die gewohnte kameradschaftliche Atmosphäre nicht einstellen. Darcy hatte in den anderthalb Stunden, in denen sie die mit Würmern als Köder präparierten Angelschnüre ins Wasser hängen ließen, kaum ein Wort mit einem der beiden Mädchen gesprochen.
    Jetzt holte er erst seine Schnur ein und wickelte sie auf, bevor er mürrisch antwortete. »Das ist eine dämliche Art zu fischen.«
    Etty und Louisa sahen sich mit einem leicht überheblichen Lächeln an. Etty hatte zwei ansehnliche Brassen gefangen, während Louisa einen kleinen Barsch geangelt hatte. Darcy hatte nichts aus dem Wasser gezogen, und jedes Mal, wenn er seinen Köder verloren hatte, war seine Laune noch schlechter geworden.
    Â»Du kannst von unseren Fischen was abhaben«, bot Louisa an. Sie wollten nämlich gleich ein kleines Feuer anzünden und darauf ihren Fang braten.
    Auch wenn Mrs Clancy regelmäßig erklärte, sie würden sich den Appetit auf eine richtige Mahlzeit verderben, wollte keines der Kinder auf den köstlichen Geschmack eines selbst gefangenen, auf dem Lagerfeuer gebratenen Fischs verzichten. Frischer Fisch, den sie so lange auf dem kleinen Feuer brieten, bis sich die schwarz gewordenen Schuppen samt Haut abziehen ließen und die Eingeweide zu einem leicht zu entfernenden Klumpen geschrumpft waren, war für sie alle ein Hochgenuss.
    Etty spürte einen Ruck an ihrer Schnur. »Bei mir hat noch einer angebissen. Mach schon mal Feuer, Darcy, wir haben jetzt genug für ein Essen.«
    Darcy ließ einen Stein über das Wasser springen. »Kommandier mich nicht herum, Etty! Ich bin nicht dein Diener.«
    In seinen Worten lag eine so starke und unerwartete Feindseligkeit, dass Etty erschrocken die Angelschnur durchhängen ließ und ihr Fisch sich zappelnd befreien konnte. Sie sah seinen silbrigen Körper rasch den Fluss hinunter verschwinden.
    Â»Sieh nur, was du gemacht hast, Darcy! Jetzt ist mein Fisch weg.«
    Â»So ein Pech. Du fängst bestimmt noch einen. Lasst es euch schmecken.« Dann stapfte er mit wütenden Schritten den Fluss hinauf, ohne sich noch einmal nach den Mädchen umzudrehen, die ihm verblüfft hinterherstarrten.
    Â»Was ist nur mit ihm los?«, fragte Etty Louisa mit hochgezogenen Augenbrauen. »So schlecht gelaunt habe ich Darcy ja noch nie erlebt.«
    Â»Hast du etwa vergessen, dass Ruan morgen nach Hause kommt?
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