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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter
Autoren: Tom Holt
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dachte darüber nach und kam zu dem Schluß: Ja, höchstwahrscheinlich bin ich’s. Er brauchte ja nur einen Blick über die Schulter zu werfen, um zu sehen, wie zerrüttet sein Verstand war; es grenzte an ein Wunder, daß er ihm nicht Stück für Stück durch die Ohren herausbröselte.
    Egal. Jetzt war es eh zu spät, etwas daran zu ändern.
     
    »Und was macht ihr alle, während ich …?« wollte Jason wissen.
    Da erblickte er die Flammen und Jupiter an der Spitze seiner unbeschreiblichen Staffel und wurde sich bewußt, daß er auf sich selbst gestellt war. Einzig und allein er konnte gegen das alles etwas tun, die Dinge so regeln, daß Jupiter nie wieder in der Lage wäre, den Befehl zur Vernichtung der Erde zu geben. Und wieso? Das schien niemand zu wissen. Weil es vom Schicksal vorherbestimmt war. Na klasse.
    Plötzlich ertönte ein Kreischen – zwar handelte es sich dabei nur um die von der ungestüm heranbrausenden Staffel zerrissene Luft, klang aber viel schlimmer. Jason straffte die Schultern, zog das Schwert von … (Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie man es nennen soll, fiel ihm plötzlich dazu ein, ich werde es ›Pünktchen‹ taufen.) … und trat einen Schritt vor. Er hätte ja gar nichts dagegen gehabt, so etwas wie das hier zu tun, wenn ihn die Leute bloß darüber aufgeklärt hätten, worum es eigentlich ging.
    »Hallo, Dad«, sagte er.
    Jupiter hielt mitten in der Luft inne, und durch die vom plötzlichen Verlust des Schwungs hervorgerufenen Stoßwellen wurden die Wolken in einem Schub über vier Kontinente hinweg durch den Himmel gejagt.
    »Hallo, mein Sohn«, begrüßte ihn Jupiter. »Diesmal bist du dran.«
    »Ach, wirklich?«
    »O ja«, bekräftigte Jupiter. »Ich meine, das hier ist keine Lappalie wie das Parken im Halteverbot. Dies ist der Augenblick, da du von deinem Leben Abschied nehmen mußt. Tut mir leid, mein Junge, aber so ist das nun mal.«
    »Na schön«, sagte Jason. »In dem Fall: klopf, klopf.«
    »Wie bitte?«
    »Klopf klopf«, wiederholte Jason. »Jetzt mußt du fragen: ›Wer ist da?‹«
    Jupiter hatte das Gefühl, als gäbe auf einmal die Luft unter seinen Füßen nach. »Nun mal sachte, mein Junge«, entgegnete er. »Wir sollten uns jetzt beide nicht dazu hinreißen lassen, Dinge zu sagen, die wir später bereuen könnten.«
    »Frag: ›Wer ist da?‹«
    »Das werde ich garantiert nicht tun«, lehnte Jupiter ab. »Ich weiß doch, wer da ist, schließlich stehst du vor mir.«
    »Wer ist da?« machte Jason allein weiter. »Cassivelaunus. Cassivelaunus wer?«
    Da blieb er mitten im Text stecken.
    Jeder Alleinunterhalter wird einem bestätigen, daß es ein furchtbares Gefühl ist, mitten in einem Witz einen solchen Hänger zu haben, und wenn das Publikum aus einem Himmelsgott mit einem Heer abgrundtief böser Ideen im Rücken besteht, stellt sich die ganze Angelegenheit sogar äußerst bedrohlich dar. Jason machte den Mund auf, doch nichts kam heraus.
    »Nun erzähl schon weiter«, forderte Jupiter ihn auf, wobei er die Arme kreuzte und mit der Fußspitze auf einen Streifen Kondenswasser klopfte. »Cassivelaunus wer?«
    »Ehm …«
    »Cassivelaunus wer?«
    »Kennst du den von dem Vertreter, der in dieses, ehm …«
    »Ich hab dir ’ne Frage gestellt«, ermahnte ihn Jupiter. »Cassivelaunus wer?«
    Und da fiel es Jason wieder ein – er konnte die Pointe nicht erzählen, weil er sie gar nicht kannte. Aber der Hund wußte sie. Er drehte sich um, stieß einen Pfiff aus und rief so laut, wie er konnte: »Hierher, alter Junge!« Der Hund rührte sich keinen Millimeter von der Stelle.
    »War’s das?« wunderte sich Jupiter. »Cassivelaunus Hierher-alter-Junge? Da habe ich in Knallbonbons aber schon witzigere Sachen gefunden.«
    »Hierher, alter Junge!« brüllte Jason. »Zerberus! Böser Hund!« Der Hund stand da und wedelte ihm mit dem Schwanz zu. Dann löste er sich ganz langsam auf.
    Jason blickte seinen Vater wieder an. Er lächelte verlegen, und während er das tat, war er in Gedanken wie wild am Improvisieren.
    »Und?«
    »Ehm. Also kennst du den? Ruft jemand: ›Cassie, der Rasen muß dringend gemäht werden‹ und ehm …«
    »Was?«
    »Du hast mich schon verstanden.«
    »Cassie, der Rasen muß dringend gemäht werden«, wiederholte Jupiter langsam, wobei er sich jedes einzelne Wort auf der Zunge zergehen ließ. »Das war’s schon, oder?«
    »Ja. Und laß es dir eine Lehre sein!« drohte ihm Jason. »Gut, wenn du dann fertig bist …«
    »O nein, ich hab noch gar
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