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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter
Autoren: Tom Holt
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auf die Erde führte zu einem mordsmäßigen Ausbruch reiner, unverfälschter Wut, und Jupiter ist einfach die Sicherung durchgebrannt. Es war, als hätte man einen maßlos übertrieben starken Strom durch einen auf fünf Ampere ausgelegten Stecker gejagt. Jason ist natürlich von Natur aus ein überragender Regisseur des Ärgers, und darum ist der Strom durch ihn hindurchgefahren wie Wasser durch ein Leitungsrohr.«
    Es trat eine lange Stille ein.
    »Sie meinen«, faßte Mrs. Derry schließlich zusammen, »unser Jason hat die Welt gerettet?«
    »Genau«, bestätigte Prometheus. »Er hat die Geduld verloren und dadurch die Welt gerettet.«
    »Und was ist mit Dad?« fragte Jason. »Nicht daß ich mir irgendwie Sorgen um ihn machen würde, nach dem, was er mir – na ja, uns allen – antun wollte, ehrlich, aber …«
    »Du darfst ihm keine Vorwürfe machen«, antwortete Prometheus. »Die traurige Wahrheit ist, daß Jupiter schon sehr lange mehr oder weniger übergeschnappt war, und zwar ziemlich genau seit dem Zeitpunkt, als ich vor vielen Jahren den ersten Witz aus dem Himmel gestohlen habe. Anders als den meisten Göttern lag ihm die Welt nämlich wirklich am Herzen, und deshalb war er – meiner Ansicht nach irrigerweise – felsenfest davon überzeugt, daß die Sterblichen einen unerschütterlichen Glauben an die Götter haben müßten, wenn er überleben wollte. Als ich ihn diesbezüglich ausgelacht habe, stauten sich in ihm jede Menge Aggressionen an, mit denen er, wie wir gesehen haben, einfach nicht zurechtkommt. Damals ist irgend etwas in seinem Kopf ausgeklinkt, und seitdem ist sein Motor im Kopf allenfalls noch auf zwei Töpfen gelaufen. Was heute geschehen ist, hat dem armen alten Teufel leider endgültig den Rest gegeben. Ich fürchte, seine Tage als höchstes Wesen sind ein für allemal vorbei.«
    »Was soll denn jetzt passieren?« fragte Jason. »Heißt das, Onkel Dingsbums übernimmt die Herrschaft?«
    »Das wäre ja wohl noch schöner!« widersprach Prometheus. »Das wäre ein ganz schwerer Fehler, und das weiß Dingsbums auch. Er wird sich wieder dorthin zurückziehen, wo er hingehört. Wie er mir erzählt hat, will er einen Roman schreiben, und dazu wünsche ich ihm viel Glück. Nein, wir haben uns dafür entschieden, daß Jupiter weiterhin, allerdings nur dem Namen nach, das höchste Wesen bleibt, und Apollo als eine Art Prinzregent fungiert. So, wie Apollo nun einmal ist, werden sich die Götter auf diese Weise die ganze Zeit über streiten und die Sterblichen in Ruhe lassen. Das bedeutet erst einmal das Ende des Spiels, und das kann nicht schlecht sein.«
    »Was für ein Spiel?« fragte Jason.
    »Und falls Apollo jemals irgendein Anzeichen von Größenwahn zeigen sollte«, fuhr Prometheus fort, »dann haben wir ja noch Missis Apollo, um ihn unter Kontrolle zu halten.«
    »Missis Apollo?«
    »Mary«, erläuterte Prometheus. »Wie du selbst am besten weißt, ist das einzige, das einen Mann von unbegrenzter Körperkraft beherrschen kann, eine Frau mit einem ebenbürtigen Maß an Geisteskraft. Ich glaube nicht, daß Mary sehr lange braucht, um Apollo anständig zu erziehen, oder was meinst du?«
    »Ach, Mary also …«
    »Ja. Ich weiß, das ist nicht so wie vom Schicksal vorherbestimmt, aber du kannst mir glauben, du bist noch mal mit einem blauen Auge davongekommen. Vergiß nicht, daß Mary gleichzeitig deine Sharon ist.«
    »Ach ja«, seufzte Jason erleichtert. »Das ist ein sehr guter Hinweis. Danke.«
    »Na prima.« Prometheus gähnte und streckte sich. Die Sonne versank langsam hinter den Gipfeln des Kaukasus. In weiter Ferne machten Apollo und Mary einen geruhsamen Spaziergang und führten einen angenehmen Plausch über dies und das. Eine Gruppe von Ideen in weißen Mänteln versuchte Jupiter nach besten Kräften davon zu überzeugen, daß er jetzt unbesorgt vom Baum herabsteigen könne.
    »Damit wäre die Sache dann mehr oder weniger erledigt«, sagte Prometheus. »Danke für alles, Jason. Ohne dich hätten wir’s nicht geschafft. Oder richtiger, du hättest es ohne uns nicht geschafft.«
    »Wird die Welt denn jetzt besser?« fragte Jason.
    Prometheus schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich«, antwortete er. »Es erstaunt mich immer wieder, wie schnell die alte Erde zum Normalzustand zurückkehrt, gleichgültig, was man auch versucht, um sie zu verbessern. Nein, schlechter kann man sie machen, gar kein Problem, aber sie zu verbessern ist praktisch unmöglich. Vergiß nicht, ich hab’s
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