Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter
Autoren: Tom Holt
Vom Netzwerk:
Nein, die stärkste und bedeutendste Kraft im Universum, die einzige Macht, die die Dinge geschehen und uns die Dinge bewältigen läßt, ist der Ärger.«
    »Der Ärger?«
    »Richtig. Ärger. Warum, glauben Sie, bewegen sich die Atome in ihren Molekülen hin und her, stoßen wie Kauflustige im Weihnachtstrubel zusammen und rufen diesen Effekt hervor, der Wissenschaftlern als Brownsche Molekularbewegung bekannt ist? Glauben Sie, das ist Liebe oder Angst oder der Glaube an das höchste Wesen? Nichts dergleichen! Die schlichte Wahrheit ist doch, daß sich die Atome, wenn man mehr als zwei oder drei davon für längere Zeit zusammen in einen begrenzten Raum steckt, früher oder später allmählich gegenseitig auf den Wecker gehen und dann anfangen, durch die Gegend zu flitzen und miteinander zusammenzustoßen. Obendrein schreien sie viel herum, aber da die Physik noch in ihren Anfängen steckt, hat bislang niemand ein Instrument konstruiert, das empfindlich genug wäre, die Stimmen von Millionen winziger Atome zu belauschen, die sich darüber streiten, wer mit dem Abwasch an der Reihe ist. Aber wahrscheinlich ist das nur besser so, wenn Sie mich fragen.«
    »Ich verstehe«, log Mrs. Derry. »Aber was hat das mit …?«
    »Als Gelos und ich zu dem Schluß gekommen waren, daß etwas gegen Jupiter unternommen werden müsse, wenn er nicht völlig außer Kontrolle geraten sollte«, fuhr Prometheus fort, »wurde uns klar, daß das einzige, was stark genug wäre, um Jupiter standzuhalten, aus einer wirklich kräftigen Portion schieren Ärgers bestehen müßte. Glaube allein genügte nicht. Der wäre gerade ausreichend gewesen, wenn man die Erde vielleicht ein paar tausend Jahre hätte brachliegen lassen; dadurch hätte die Welt ihre Glaubensreserven dann auf den Höchststand treiben und so ein Glaubenskraftfeld erzeugen können, das stark genug gewesen wäre, um Jupiter einmal zurückzuschlagen, aber eben nur einmal; nachdem sich Jupiter daraufhin die Wunden geleckt und eine andere Betamax-Welt ausfindig gemacht hätte, um diejenige zu ersetzen, die Jason für uns aus dem Weg geräumt hat, hätte er zurückkehren und einen zweiten Versuch starten können. Nein, sagten wir uns, niemand sollte sich Jupiter allein vorknöpfen müssen, und so blieb für diesen Zweck nur der Ärger übrig. Deshalb haben wir uns darangemacht, den perfekten Regisseur des Ärgers ins Leben zu rufen. Dafür haben wir Jason ausgesucht.«
    »Na«, sagte Mrs. Derry, »das ist ja hochinteressant. Und jetzt muß ich mich mit Jason auf den Weg machen. Komm, Jason …«
    »Den Anforderungen nach mußte es sich dabei um einen Helden handeln, der mindestens so groß, stark und tapfer wie einer der großen Drei des Altertums, Herkules, Theseus und Achilles, war – in anderen Worten: ein Sohn Jupiters –, den man aber sein ganzes Leben lang ausgenutzt, herumgestoßen und ganz allgemein herumkommandiert hatte«, setzte Prometheus seine Erklärungen fort. »Auf diese Weise konnten wir in ihm das notwendige Potential an Ärger aufstauen und es im richtigen Augenblick sozusagen scharf machen, indem wir ihn darüber aufklärten, in welchem Ausmaß man ihn die ganzen Jahre hindurch herumkommandiert hatte, und ihm zudem den Eindruck vermittelten, er sei nicht nur von Mutter und Vater, sondern von allen Seiten als eine Art menschliche Kombination aus Hammer, Dosenöffner und Schraubenschlüssel mißbraucht worden. Zum Schluß wollten wir ihn in eine gewaltige Streßsituation bringen und ihn sich selbst überlassen. Dafür haben wir den ganzen Unsinn mit dem Hund veranstaltet. Nie und nimmer hätten wir es gewagt, Jason den Witz oder auch nur einen Teil davon anzuvertrauen, geschweige denn einem dreiköpfigen Hund. Wir haben ihn nur glauben lassen, daß dies der Fall sei. Wir haben ihn gut und richtig vorbereitet. Tut uns leid, Jason.«
    »Ist schon in Ordnung«, erwiderte Jason automatisch. Eigentlich hatte er vorgehabt, Prometheus den Kopf abzureißen und als Fußball zu benutzen, seit er in dem kritischen Moment, als Zerberus verschwunden war, die wahren Zusammenhänge des Ganzen erkannt hatte. Trotzdem war er jetzt, da es eigentlich darauf ankam, irgendwie nicht in der richtigen Stimmung dazu. Was sollte es also?
    »Jedenfalls haben wir alle gesehen, was passiert ist«, sagte Prometheus. »Jupiter hat gar nicht mitbekommen, was ihn getroffen hat. Die Mischung aus Jasons Verärgerung und dem bei ihm selbst angestauten gewaltigen Zorn über den mißlungenen Angriff
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher