Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Titel: Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
Autoren: Angelika Schwarzhuber
Vom Netzwerk:
fragen?« Ich setzte den vorwurfsvollsten Blick auf, der mir zur Verfügung stand. Doch das zeigte keine Wirkung. Absolut nicht. Claudia war resistent dagegen und hatte ein Dauergrinsen im Gesicht, als ob man sie gerade für den Pulitzerpreis nominiert hätte.
    »Ich habe gesagt, ich würde dir beweisen, dass es die Liebe auf Bairisch gibt. Oder stehst du jetzt nicht mehr dazu?«, fragte sie provokant.
    »Natürlich steh ich dazu!« Ich änderte meine Meinung schließlich nicht alle fünf Minuten! Vor allem nicht so eine bedeutsame Erkenntnis.
    »Dann beschwer dich nicht! Du kennst mich jetzt schon lange genug. So was mache ich auf meine Weise.«
    Ja, ich hätte es eigentlich wissen müssen. Trotzdem … Während ich noch überlegte, in welche Richtung ich ihr den Hals umdrehen sollte, wählte Claudia sich in die Facebook-Seite unserer Zeitung ein und klatschte dann vor Freude in die Hände.
    »Fast tausend Kommentare innerhalb weniger Stunden!«
    Das machte mich jetzt doch ein wenig neugierig. Ich überflog einige der Kommentare. Und fühlte mich gleich etwas besser. Claudia schien in ihrer Euphorie noch gar nicht bemerkt zu haben, dass der Schuss für sie nach hinten losgegangen war.
    »Das ist ja alles schön und gut, aber was möchtest du mir damit beweisen?«, fragte ich sie ausgesprochen freundlich.
    »Nun. Dass du dich getäuscht hast und es die Liebe auf Bairisch doch gibt.« Sie fühlte sich sehr sicher.
    »Und woraus schließt du das?«, bohrte ich nach.
    »Schau doch, was sich die Leute alles überlegt haben.«
    »Was speziell meinst du?«
    Claudia setzte sich neben mich und scrollte die Beiträge auf und ab.
    »Na hier.« Sie las vor: » Du bist mei große Liab … oder: I steh total auf di … oder Du bist mei liabs Goidkäferl.«
    »Und das soll eine Entsprechung für ›Ich liebe dich‹ sein?«, fragte ich und fühlte mich zum ersten Mal seit dem Frühstück wieder richtig gut.
    »Da ist ja noch viel mehr«, ereiferte sich Claudia.
    »Was denn? Vielleicht Du bist da Wahnsinn für mi oder I dad vor Liab für di sterbn ?«, las ich für sie weiter.
    »Na ja. Das trifft es vielleicht nicht ganz, aber die Richtung stimmt doch. Und ich muss ja auch erst alles in Ruhe durchgehen.« Ihr Lächeln war nicht mehr ganz so strahlend.
    »Merkst du nicht, dass diese ganzen Beiträge nur das bestätigen, was ich gestern herausgefunden habe? Auf Bairisch gibt es ›Ich liebe dich‹ nicht, Claudia!«
    Meine Erkenntnis war zwar eigentlich sehr traurig, aber es fühlte sich gut an, recht zu haben. Claudia musste es nur noch zugeben.
    »Gar nichts geb ich zu. Du bist auf dem völlig falschen Dampfer, Lene.« Wenn Claudia sich mal was in den Kopf gesetzt hatte, dann war sie sturer als ein sizilianischer Esel. Und sie hatte auch schon wieder eine Idee.
    »Komm, wir machen ein ausführliches Interview über die Reaktionen der Leser für die morgige Ausgabe.«
    Bevor ich antworten konnte, klingelte mein Handy mit der speziellen Michi-Erkennungsmelodie »Waka-Waka« von Shakira. Ich schluckte und sandte insgeheim ein Stoßgebet zum Himmel. »Lieber Gott, bitte mach, dass er heute noch keine Zeitung in die Finger bekommen hat.«
    Vielleicht war die Zeitungsfrau in seiner Straße ja krank? Natürlich nichts Ernstes, nur so ein kleiner Schnupfen. Schließlich durfte sie nicht ausbaden, dass Michi und ich Probleme hatten.
    Womöglich hatte sie heute Morgen auch jemand samt ihrer Tasche entführt – natürlich ein höflicher Kidnapper mit dem Aussehen eines Patrick Nuo, oder …
    Ich mochte mir gar nicht ausmalen, wie ärgerlich Michi über den Artikel sein würde. Da geh ich einfach nicht ran, beschloss ich spontan. Doch mein anderes Ich ignorierte diese Anweisung, und schon hatte ich das Handy am Ohr.
    »Hallo Michi, das ist aber schön …« Weiter kam ich nicht. Schon bombardierte er mich mit Vorwürfen. Wie ich dazu käme, ihn in aller Öffentlichkeit lächerlich zu machen, wo doch viele Leute dachten, wir wären noch ein Paar. Ob ich völlig durchgeknallt sei? Oder unter Drogen stünde? Und dass er froh war, mich rechtzeitig verlassen zu haben. Als im Hintergrund Sabine auch noch ihren Senf dazugab, legte ich auf. Das musste ich mir nicht antun.
    Erst jetzt bemerkte ich, dass ich die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Ich nahm rasch einen tiefen Atemzug, bevor ich aus Sauerstoffmangel ohnmächtig wurde. Was hatte er noch mal gesagt? Er hätte sich von mir getrennt, der Herr Rechtsanwalt? Das Wort Rechtsverdreher bekam
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher