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Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Titel: Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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in diesem Moment eine ganz eigene Bedeutung für mich.
    Claudia sah mich mitleidig an. Auch ohne Lautsprecher hatte sie jedes Wort hören können.
    »Das wollte ich nicht, Lene.« Sie war tatsächlich zerknirscht. Dass sie meinetwegen ein schlechtes Gewissen hatte, machte mir wiederum ein schlechtes Gewissen, und sie tat mir leid. Ich zuckte mit den Schultern und versuchte, einen auf cool zu machen.
    »Ach, schon gut. Um den Michi schwirrt halt jetzt das fleißige Sabinchen herum«, witzelte ich wenig überzeugend und unterdrückte die aufsteigenden Tränen. Wie schnell Gefühle doch umschlagen konnten. Noch vor zwei Tagen hatten Michi und ich uns täglich mindestens fünfzig Kurznachrichten geschickt, und die Welt war in Ordnung gewesen. Inzwischen hatte ich ihn so verletzt, dass wir keinen normalen Satz mehr miteinander wechseln konnten. Dabei wollte ich ihm niemals wehtun. Wenigstens wusste ich jetzt, warum mir das passiert war. Und genau das würde ich Michi begreiflich machen. Vielleicht gab es dann doch noch eine Chance für uns …
    Die halbe Nacht lag ich wach und dachte über einen Plan nach, wie ich Michi versöhnlich stimmen konnte. Gleichzeitig mit dem Sonnenaufgang ging mir endlich ein Licht auf. Auch wenn ich selbst nicht besonders stolz auf meinen Einfall war, sah ich nur eine Möglichkeit, wieder an ihn heranzukommen: Ich musste seinen Verstand ausschalten. Und das ging am besten durch den beherzten Einsatz meiner hervorragendsten Körperteile. Inzwischen war es früher Morgen, und ich stand vor der Gartentür seines Grundstücks. Wahrscheinlich hätte ich mich selbst nicht erkannt, wenn ich mir auf der Straße begegnet wäre. Meine Haare waren zu einem strengen Pferdeschwanz zusammengebunden, meine Lippen dunkelrot geschminkt. Ich trug ein extrem kurzes rotes Kleidchen, das Michi mir erst vor einigen Tagen gekauft, ich jedoch noch nicht getragen hatte. Erst kurz vor dem Haus war ich in die schwarzen High Heels geschlüpft, die mich fast einen halben Kopf größer machten. Meine Brüste drohten bei jeder Bewegung aus dem verboten tiefen Ausschnitt zu hüpfen. Um meinen Hals trug ich eine zarte Kette, und daran hing Michis Haustürschlüssel, den ich als Vorwand für mein Kommen benutzen wollte. Ein Blick auf meine Armbanduhr. Gleich war es halb acht, und Michi würde sich zu seiner täglichen Joggingrunde aufmachen. Und tatsächlich: Langsam öffnete sich die Haustür. Ich zupfte nervös am Saum meines Kleids, der sich gefühlt knapp unterhalb meines Bauchnabels befand.
    Doch anstatt Michi verließ Sabine das Haus. Wohnte die schon hier, oder was? Sie sah auch nicht so aus, als ob sie vorhatte, sich sportlich zu betätigen.
    Schnell, Lene, hau ab!, meldete sich mein Selbsterhaltungstrieb. Ich wollte mich unbemerkt davonschleichen, da blieb ich mit meinem Absatz im Pflaster hängen. Ausgerechnet jetzt! Bevor es mich bäuchlings auf den Bürgersteig streckte, konnte ich mich gerade noch am Gartenzaun festhalten. Mühevoll richtete ich mich wieder auf und fühlte mich miserabel. Vor allem deswegen, weil Sabine inzwischen neben mir stand und mich mit einem Blick anstarrte, mit dem man sonst nur auf Kakerlaken und sonstiges ekliges Kleingetier herabschaute.
    »Was soll das? Was willst du hier?« Ihr Ton war nicht sonderlich freundlich.
    Konnte sie denn nicht wenigstens mit ihrer Fragerei warten, bis ich meinen Schuh aus der Pflasterspalte befreit und wieder angezogen hatte?
    Endlich stand ich wieder, wenn auch noch ein wenig wackelig, in beiden Schuhen auf beiden Beinen. Sie schaute mich abschätzig – oder war es gar ein wenig neidisch? – von oben bis unten an, und ich wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. Was für ein Teufel hatte mich nur geritten, dieses Outfit zu tragen, welches besser in die Domina-Abteilung des Arabian Nights gepasst hätte?
    Die Ausrede, ich wäre auf dem Heimweg von einer Party und nur ganz zufällig hier vorbeigekommen, konnte ich mir sparen. Ihr kritischer Frauenblick erkannte sehr wohl, dass ich frisch zurechtgemacht und geschminkt war. Ich musste irgendwie Haltung bewahren, was unter diesen Umständen nicht die leichteste Übung war.
    »Hi Sabine. Ist Michi zu Hause?«, fragte ich bemüht freundlich.
    »Nein. Was willst du von ihm?«
    Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie mich nicht mochte. Das beruhte allerdings auf Gegenseitigkeit, auch wenn ich es mir nicht anmerken lassen wollte.
    »Das möchte ich mit ihm selbst besprechen.« Es fiel mir schwer, höflich zu
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