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Liebesparadies im Alpenschnee

Liebesparadies im Alpenschnee

Titel: Liebesparadies im Alpenschnee
Autoren: Rebecca Winters
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sie Philippe einem Kindermädchen überließ. Vielleicht hätte sie nach einer anderen Lösung suchen müssen.
    Ihr Mann hatte nach der Geburt des Babys wie selbstverständlich sein altes Leben weitergeführt. Er schien nichts anderes im Kopf zu haben als seinen Sport und war entsprechend häufig unterwegs. Deshalb hatte sie versucht, Philippe nicht nur eine gute Mutter zu sein, sondern ihm auch den Vater zu ersetzen.
    Während ihr all diese Gedanken durch den Kopf schossen, gelang es ihr nicht, den Blick von Raoul zu wenden. Sein schwarzes Haar war länger, als sie es in Erinnerung hatte. Es wellte sich und sah jetzt wie vom Wind zerzaust aus. Auch fiel ihr auf, wie groß und athletisch er war. Eric war fast einen halben Kopf kleiner gewesen, schmaler und sehniger. Er und seine Schwester Vivige, ebenfalls eine hervorragende Skiläuferin, hatten das dunkelblonde Haar und die helle Haut des Vaters geerbt, während Raouls Teint dem dunkleren seiner Mutter glich. Allen Broussards gemeinsam war ihr auffallend gutes Aussehen, und auch Philippe war unübersehbar ein Broussard, vom dunkleren Typ seines Onkels.
    Raoul zu betrachten, verursachte ihr Freude und Qual zugleich und löste noch ganz andere Gefühle in ihr aus, über die sich weigerte nachzudenken. Sie hatte ihn zuletzt vor einem Jahr gesehen, als die ganze Familie, auch Vivige mit ihren drei Kindern, sie und Philippe nach Genf zum Flughafen begleitet hatten. Von dort war sie mit ihrem Sohn in die Staaten abgereist.
    Seitdem hatten sich die Linien um Raouls Mund vertieft, sein Gesicht war schmaler geworden, und auch sonst schien er ein paar Pfunde verloren zu haben. Sie fand ihn noch anziehender als früher, falls das überhaupt möglich war. Und schon meldeten sich wieder die altbekannten Schuldgefühle, weil sie so auf ihn reagierte.
    Während Eric einfach nur gut ausgesehen hatte, war Raoul umwerfend attraktiv.
    „Ich freue mich, dich wiederzusehen, Raoul“, sagte sie schließlich und versuchte, das Zittern ihrer Stimme zu unterdrücken.
    „Wirklich?“ Das klang herausfordernd, fast schneidend. Sie hörte einen versteckten Vorwurf heraus und nahm fast automatisch eine Verteidigungshaltung ein. Reagierte sie überempfindlich?
    „Wie kannst du das bezweifeln?“ Sie rang sich ein Lächeln ab. „Natürlich freue ich mich. Dir ist eine echte Überraschung gelungen, nicht wahr, Philippe?“ Ihr Sohn dachte nicht daran, seinen Onkel freizugeben, und sah so glücklich aus, dass es ihr ins Herz schnitt.
    Merkwürdig war vor allem der Zeitpunkt des Besuchs. So kurz vor Weihnachten herrschte in Chamonix Hochsaison, und die Broussards hatten viel zu tun. Weshalb hatte Raoul sich ausgerechnet jetzt freigenommen?
    Sie ging auf ihn zu und begrüßte ihn mit einer kurzen freundschaftlichen Umarmung.
    Raoul legte den freien Arm um sie. „Ich freue mich auch, ma belle “, flüsterte er an ihrer Schläfe. So hatte er ihr schon immer seine brüderliche Zuneigung gezeigt. „Ohne dich in der Nähe ist das Leben nicht mehr, wie es war.“
    Ihr war es auch so gegangen. Wie eine Exilantin kam sie sich vor, nachdem sie Frankreich und ihn verlassen hatte. Aber sie hatte es selbst so entschieden, und Raoul war der Grund dafür.
    Bevor er den Jungen absetzte, gab er ihm und ihr einen Kuss auf die Wange. Er duftete wunderbar. Sofort überfielen sie Erinnerungen an eine Zeit, die ein für alle Mal vorüber war.
    Philippe fasste nach der Hand seines Onkels und legte den Kopf in den Nacken. Seine Augen leuchteten wie lange nicht mehr. „Kommst du mit? Ich will dir Grandmas Haus zeigen.“
    Erst jetzt begriff Crystal in vollem Ausmaß, wie sehr der Junge seinen Onkel vermisst hatte. Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag.
    „Das würde ich gern“, sagte Raoul. „Wenn deine maman nichts dagegen hat.“
    „Natürlich nicht. Meine Familie wird sich über deinen Besuch freuen. Bist du mit einem Leihwagen aus Denver gekommen?“
    „Oui.“ Er warf ihr einen spöttischen Blick zu.
    Natürlich. Die Frage hätte sie sich sparen können.
    „Darf ich mit in seinem Auto fahren, maman ?“
    Seitdem sie in Colorado wohnten, nannte Philippe sie Mommy. Nun wechselte ihr zweisprachiger Sohn ins Französische. Fühlte er sich darin heimischer? Oder tat er es seinem heiß geliebten Onkel zuliebe? Über die Jahre hatte er mehr Zeit mit ihm verbracht als mit seinem Vater. Eric war ständig unterwegs gewesen, um irgendwo ein Rennen zu fahren oder zu trainieren.
    „S’il te plâit!“ , bat er sie
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