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Liebesparadies im Alpenschnee

Liebesparadies im Alpenschnee

Titel: Liebesparadies im Alpenschnee
Autoren: Rebecca Winters
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Breckenridge parkte sie den Wagen hinter dem Geschäft ihres Vaters. Durch den Hintereingang betraten sie den Lagerraum, wo gerade neue Ware ausgepackt wurde. Die wattierten Anoraks hingen bereits auf Bügeln an einem Ständer.
    Sie nahm zwei herunter und zeigte sie ihrem Sohn. „Welcher gefällt dir besser, der grüne oder der blaue?“
    Er betrachte die Anoraks eingehend. „Dieser hier, glaube ich“, sagte er.
    Crystal gefiel seine Wahl. Das Blau passte gut zu seinen Augen, die noch dunkler waren als die von Eric. Dann half sie dem Jungen aus der alten Jacke und ließ ihn die neue anprobieren. „Steht dir sehr gut, Philippe. Lass uns zu Grandpa gehen und hören, was er dazu sagt.“
    In dem großen Verkaufsraum hielten mindestens zwölf Kunden das Personal auf Trab. Molly war gerade im Gespräch, doch sie bemerkte sie trotzdem. „Oh, der Anorak steht dir aber gut, Philippe“, rief sie.
    Der Junge murmelte etwas und wandte den Kopf ab. Crystal entschuldigte sich für sein schlechtes Benehmen. Dann sah sie sich nach ihrem Vater um.
    „Der Chef hat etwas zu erledigen, muss aber gleich zurück sein“, sagte Molly.
    Crystal bezweifelte das. Ihr Vater neigte dazu, sich festzureden, wenn er unterwegs Bekannte traf. „Lass uns nach Hause fahren und zuerst Grandma deinen neuen Anorak vorführen.“ Sie zog Philippe an der Hand Richtung Lager.
    „Eh bien, mon garçon. Tu me souviens?“
    Die mit tiefer Stimme gesprochenen französischen Worte trieben Crystal das Blut ins Gesicht.
    Raoul! Das war Raoul. Konnte das möglich sein?
    Philippe hatte ihn nicht vergessen, und auch sie konnte ihn nicht vergessen. Beide drehten sich gleichzeitig um.
    „Oncle Raoul!“ , rief ihr Sohn, und das klang so glücklich, wie sie sich fühlte.
    Dann riss er sich von ihrer Hand los, stürzte seinem Onkel entgegen und warf sich in dessen ausgebreitete Arme. Als wollte er ihn nie wieder loslassen, klammerte er sich an Raoul und presste das Gesicht gegen dessen Brust. Der wiegte ihn hin und her. Crystal hätte nicht sagen können, wer von beiden sich mehr über das Wiedersehen freute.
    Über Philippes Schulter hinweg sah Raoul sie mit seinen dunkelblauen Augen an. Weder freundlich noch unfreundlich, doch so durchdringend, dass dieser Blick sie bis ins Mark traf.
    „Wie schön, euch hier zu treffen.“ Sein Englisch war fast akzentfrei, besser als das von Eric. „Philippe hat mir am Telefon erzählt, dass du für deinen Vater arbeitest.“
    Sie nickte sprachlos.
    „Das hat mich überrascht.“
    Sie holte tief Luft. Wie meinte er das?
    „Nun, ich habe natürlich angenommen, dass du Nachwuchsläuferinnen trainierst.“ Er lächelte. „Dein Stil beim Skifahren war einmalig und vielversprechend, Crystal. Wenn du weitergemacht hättest, wärst du …“
    „Hab ich aber nicht.“
    „Stimmt. Dem Skisport ist deshalb etwas entgangen. Ich bin nicht der Einzige, der bedauert, dass du deinen Beruf ganz an den Nagel gehängt hast.“
    Seine Worte wunderten und irritierten sie. Ihre Entscheidung, den Sport aufzugeben, obwohl sie immerhin eine Bronzemedaille gewonnen hatte, lag doch schon so lange zurück. Damals war sie mit Eric noch glücklich gewesen. Erst danach hatten die Eheprobleme begonnen. Und nun musste sie seinen Tod verarbeiten … Sie war von Raouls Bemerkung mehr als überrascht – sie fühlte die Röte in ihren Wangen aufsteigen. Ihr Schwager verstand etwas vom Skifahren und war als Bergsteiger ein Experte. Er meinte, was er sagte, das spürte sie. Aber woher ahnte er, dass sie von einer Karriere als Trainerin träumte? Sie hatte noch nie mit jemandem darüber gesprochen.
    Wieder spürte sie diese merkwürdige Seelenverwandtschaft mit ihrem Schwager und fühlte sich deshalb schuldig. Mit Eric, ihrem Mann, hatte sie nichts dergleichen verbunden.
    „Danke für das Kompliment, Raoul, aber solange mein Sohn mich braucht, ist daran nicht zu denken.“
    „Das verstehe ich, doch ich glaube, du könntest es immer noch. Dein Stil ist einfach unnachahmlich. Ich habe nie verstanden, warum du nach Philippes Geburt nicht wieder eingestiegen bist.“
    „Du meinst in Chamonix?
    „Naturellement.“
    „Das hätte ich gern gemacht, aber das Muttersein hat sich als Fulltime-Job herausgestellt.“
    „Für manche Frauen ist es das auch. Du hättest beides geschafft.“ Seine dunkelblauen Augen blitzten sie an. „Du bist überaus begabt.“
    Offenbar glaubte er wirklich an sie.
    Eric war anderer Meinung gewesen und hatte nicht gewollt, dass
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