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LIEBES LEBEN

LIEBES LEBEN

Titel: LIEBES LEBEN
Autoren: Kristin Billerbeck
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immer gewusst, dass du einmal jemand Wichtiges sein würdest. Ich bete immer, dass meine Kinder nicht so dumm sein werden wie ich, sondern so schlau wie ihre Tante Ashley.«
    Ich schüttle den Kopf. »Das hast du schon immer gesagt, Brea. Aber du warst immer die klügere von uns beiden. Du hast gewusst, dass betrunkene Footballspieler keine guten Freunde sind. Du hast gewusst, dass mein Bruder nicht irgendwelche Pflanzen für den Bio-Unterricht in meinem Rucksack versteckt hatte ...«
    »Vielleicht sollte ich Heimunterricht geben«, meint Brea lachend und schüttelt ihre dunklen, braunen Locken. Im Augenwinkel sehe ich, wie ihr Mann, John, von den Eingangsstufen aus ihre Bewegung beobachtet. Er beobachtet Brea, als hätte er einen Kolibri gefangen und könne es noch gar nicht glauben.
    Brea weiß alles, was man wissen muss, um die Menschen in ihrer Umgebung glücklich zu machen. Das kann man nicht in der Schule lernen, aber wo diese Gabe auftaucht, verändert sich die Welt darum herum.
    Ich verabschiede mich und springe in meinen kleinen Zweisitzer. Zweisitzer! Wenn ich keine Aktentasche hätte, bräuchte ich nur einen Sitz.

3
    Ein Abendessen bei meinen Eltern ist immer etwas ganz Besonderes. Mein Bruder kommt auch, aber nur, weil es sich anbietet, da er bei meinen Eltern wohnt. Mit Busfahren kann man im Silicon Valley nicht viel verdienen, es sei denn, man rechnet den schnellen Kontakt zu Marihuana-Dealern mit zum Verdienst. Für mich zählt das nicht. Für meinen Bruder Dave wohl schon, als er sich für diese Stelle entschied.
    Zum Glück gehören gelegentliche Drogentests zu seinem Job, worüber wir alle sehr erleichtert sind. Dave darf so lange mietfrei bei meinen Eltern wohnen, wie er einen anständigen Job hat. Man sollte pure Bequemlichkeit als Beweggrund niemals unterschätzen.
    Dave ist so eine Art Demonstrationsbeispiel für zu nachsichtige Erziehung. Ich bin offen gesagt der Meinung, meine Eltern sollten ihn einmal zurückbringen zu seiner alten Schule, an der er damals der große Macker war, um den Schülern dort zu zeigen, was passiert, wenn man mit sechzehn schon sein ganzes Pulver verschossen hat. Nur um den Klassendeppen dort Hoffnung zu machen.
    »Herzlichen Glückwunsch, alte Jungfer.« Mit seinem Kleiner-Junge-Kichern klopft mir Dave dabei auf den Rücken. Dabei ist er schon achtundzwanzig. »Wie fühlt es sich an, wenn man ein weiteres Jahr als Bus-Braut vor sich hat?«
    »Werd endlich erwachsen.« Ich lege die Hand auf den Mund und tue so, als müsste ich gähnen. »Oh, ich vergaß. Du bist ja erwachsen. Man merkt es nur nicht so, weil du immer noch im Hotel Mama wohnst.«
    »Ashley Wilkes Stockingdale, sei nett zu deinem Bruder.« Meine Mutter kommt mit einer Platte aus der Küche, mit etwas darauf, das aussieht wie Rindfleisch mit Kartoffeln. Sie trägt ihre selbst genähte Schürze und erinnert mich daran, dass das Glück der Ehe wohl nicht nur so ist, wie ich mir das erträume. Mama küsst mich auf die Wange. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, meine Liebe.«
    Papa schaut im Wohnzimmer ein Footballspiel und ist viel zu versunken darin, als dass er mich begrüßen oder seiner Erstgeborenen zum Geburtstag gratulieren würde. Mein Bruder setzt sich an den Tisch vor den Braten und streckt sich. »Ich bin am Verhungern«, sagt er.
    »Du wartest, Dave. In der Werbepause wird dein Vater kommen und das Tischgebet sprechen.«
    Tischgebet. Das hat dieser Familie noch gefehlt. Also warten wir. Mein Bruder kann der Versuchung, mich zu ärgern, kaum widerstehen, und lauert schon wie ein sprungbereiter Löwe auf eine passende Gelegenheit. Meine Mutter geht in die Küche, um den Rest meines Geburtstagsessens zu holen - bei dem todsicher auch Rührkuchen mit Erdbeerfüllung dabei ist, mein Lieblingskuchen seit meiner Kindergartenzeit.
    »Hey, vielleicht findest du dieses Jahr irgendeinen Einfaltspinsel - äh, ich meine Mann –, der dich heiratet.«
    Ich sage nicht, was ich gerne sagen würde - wahrscheinlich weil ich Christ bin. »Meinst du wirklich, ich brauche einen Mann, der kommt und mich rettet?« Dabei stütze ich mein Kinn auf meine geballten Fäuste. »Na ja, mein nagelneuer Audi TT Cabrio und meine Wohnung in Palo Alto sind schon ein hartes Los. Ich habe es schon schwer im Leben, sehr schwer! Wahrscheinlich hast du recht, Dave, ich hoffe tatsächlich, dass bald ein Mann kommt und mich davon erlöst.« Zur Betonung füge ich noch einen sehnsüchtigen Seufzer hinzu. »Aber wann kommt
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