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Lieber Osama

Lieber Osama

Titel: Lieber Osama
Autoren: Chris Cleave
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man nicht nach, nur darüber, ob einem Crispys oder Klopapier ausgehen. Ich sah meinen Mann und meinen Sohn nie wieder.
    Ich ging in den Supermarkt und kaufte ein: Klopapier, Bacon, Eier, Stracciatella-Eis, Chicken Kiew, Butter, Mülltüten und Bier. Das Eis war eine Überraschung für meine Männer, wenn sie vom Spiel zurückkamen. Für meinen Jungen kam Eis gleich nach seinem Dad. Auf dem Rückweg sah ich Jasper Black in den Aston Martin DB7 steigen.
    - Hallo, sagte er.
    - Ist das dein Wagen? Ich wette, der geht von 0 auf 100 in weniger als 5 Sekunden. 280 Spitze.
    - Wow, sagte Jasper Black. Ich wusste ja nicht, dass ich eine Expertin vor mir habe.
    - Du weißt so manches nicht.
    - Deswegen würde ich dich gern besser kennen lernen, sagte Jasper Black.
    - Kann ich mir vorstellen. Aber das geht nicht.
    - Wie bitte?, sagte Jasper Black.
    - Du hast mich genau verstanden. Das neulich Abend war ein Fehler. Ich hätte meinen Mann nicht betrügen dürfen.
    - Können wir uns dann nicht wenigstens unterhalten?, sagte Jasper Black.
    - Keine Chance. Außerdem schmilzt mein Stracciatella-Eis.
    - Na okay, ich muss ohnehin los, sagte Jasper Black.
    - Dann mach. Den Wagen dazu hast du ja – mit 280 Spitze. Jasper Black lachte.
    - Ich fahre zu diesem Fußballspiel, sagte er. Arsenal gegen Chelsea.
    - Ja, ich weiß. Mein Mann und mein Junge sind auch da.
    - Angeblich das Spiel der Spiele, sagte Jasper Black.
    - Ich hätte dich jetzt nicht gerade als Fußballfan eingeschätzt.
    - Bin ich auch nicht. Nicht im Entferntesten.
    - Und warum gehst du dann hin?
    - Wegen Petra, sagte Jasper Black. Meiner Freundin. Sie besteht darauf, dass ich es zumindest mal versuche. Ich bin wahrscheinlich der letzte Mann in England, der kein Fußballfan ist. Auf Partys steht man mittlerweile ziemlich allein da. Naja, und vergangene Woche hat Petra mir ein Ultimatum gestellt. Von wegen, ich soll aufhören, mich so elitär aufzuführen. Und wenn ich mich nicht endlich aus meinem Elfenbeinturm hinausbequeme und zu diesem Spiel gehe, zieht sie zurück nach Primrose Hill. Und so weiter und so weiter. Du siehst schon, sie macht gern Theater. Nicht wie du.
    - Und was hast du gesagt?
    - Was sollte ich darauf schon sagen? Die ganze Situation war ein bisschen peinlich. Wir waren bei zwei Freundinnen von ihr zum Abendessen eingeladen, Sophie und Hermione. Sie sind Malerinnen.
    - Auch nicht schlecht. Maler werden immer gebraucht.
    - Nein, sagte Jasper Black, nicht diese Art Maler. Sie malen Bilder, Ölbilder, aber meistens abstrakt. Sie gehören zur neuen Kunstszene von Hoxton. Und zu der Art Frauen, die über Fuß ball reden und ganz fürchterliche Sachen kochen wie Aal-Auflauf. Was man dann als Ironie empfinden muss, gerade weil es nicht besonders schmeckt.
    Ich stand nur da mit meinen Einkaufstüten und sah ihn mit offenem Mund an.
    - Entschuldige, sagte Jasper Black, aber das langweilt dich sicher.
    - Ja, tut es.
    In Wahrheit musste ich mich schon sehr zusammenreißen, um bei seinem Anblick nicht anzufangen zu sabbern.
    - Na, du bist wenigstens ehrlich, sagte Jasper Black. Du sagst immer, was du denkst, oder?
    - Ja. Versuches doch auch mal. Das erspart dir eine Menge Hirnschmalz.
    - Na gut, sagte Jasper Black. Dann würde ich als Erstes sagen: Du bist die originellste Frau, die ich kenne.
    - Du Trottel, du kennst mich doch gar nicht.
    Jasper Black sah sich vorsichtig um und senkte die Stimme.
    - Wir haben miteinander geschlafen, sagte er.
    - Das bedeutet rein gar nichts.
    - Meinst du das im Ernst?, sagte Jasper Black.
    - Nö.
    Jasper Black schaute auf meine Einkaufstüten.
    - Also kennen wir uns doch ein bisschen. Und ich sage noch einmal, du bist wirklich eine einzigartige Frau.
    - Dann kennst du aber nicht viele.
    - Doch, tue ich. Ich arbeite bei einer überregionalen Zeitung. Und das Büro ist ein einziger Hühnerstall. Kennst du den Sunday Telegraph?
    - Keine Ahnung. Ist das die mit den großen roten Buchstaben und den Mädchen mit den Riesentitten?
    - Eher nicht, sagte Jasper Black. Das wäre dann die Sun oder vielleicht auch der Mirror.
    - Ich weiß. Lass dich nicht verarschen. Natürlich kenne ich den Sunday Telegraph. Das ist eine von den ganz Feinen.
    - Oh-hahaha, sagte Jasper Black.
    - Siehst du? Ich hab vielleicht nicht viel Geld, aber blöd bin ich deswegen noch nicht.
    - Das habe ich auch nie gedacht, sagte Jasper Black. Du bist eben sehr reell… Was ist denn? Worüber lachst du?
    - Also, mir haben die Leute ja schon alles Mögliche nachgesagt,
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