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Lieber Feind

Lieber Feind

Titel: Lieber Feind
Autoren: Jean Webster
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Gespräch über die Bedürfnisse der Anstalt, und J. F. B. kam zurück und gab mir einen Scheck über 3000 Dollar, damit das Indianerlager solide ausgebaut wird. Er, Percy und der Architekt im Dorf haben Pläne gezeichnet, und in zwei Wochen werden die Stämme hoffentlich ihre Winterquartiere beziehen.

    Freitag.
    Du wunderst Dich wahrscheinlich, warum ich nichts Genaueres über den Zustand des Doktors schreibe. Da er mich nicht empfängt, kann ich aus erster Hand nichts mitteilen. Außer mir hat er jedoch alle gesehen — Betsy, Allegra, Mrs. Livermore, Mr. Bretland, Percy und etliche Aufsichtsräte; sie berichten alle, daß er so gut voran kommt, wie es mit zwei gebrochenen Rippen und einem gesplitterten Wadenbein möglich ist. So heißt, wie ich glaube, der Teil des Knochens, den er gebrochen hat, wissenschaftlich. Er mag nicht, daß man ein Getue mit ihm macht, und er will nicht anmutig als Held posieren. Ich selbst, als dankerfüllte Leiterin der Anstalt, habe zu verschiedenen Gelegenheiten Besuch gemacht, um meinen offiziellen Dank auszusprechen, bin aber jedesmal an der Tür mit der Mitteilung abgefertigt worden, daß er schlafe und nicht gestört sein wolle. Die ersten beiden Male habe ich es der Mrs. McGurk geglaubt; seitdem—ich kenne ja unseren Doktor! Als daher Zeit war, unser kleines Mädelchen zu schicken, damit sie, ohne es zu wissen, dem Mann, der ihr das Leben gerettet hatte, ihr Lebewohl vorplappert, sandte ich sie an der Hand von Betsy.
    Ich habe keine Ahnung, was mit dem Mann los ist. Letzte Woche war er durchaus freundlich; aber wenn ich jetzt seine Meinung hören will, muß ich Percy schicken, damit er sie aus ihm herausholt. Ich finde wirklich, er könnte mich wenigstens als Vorsteherin der Anstalt sehen, wenn er schon nicht will, daß unsere Bekanntschaft eine persönliche Seite hat. Kein Zweifel, unser Sandy ist schottisch!

    Später.
    Es wird ein Vermögen an Marken kosten, diesen Brief nach Jamaica zu schicken, aber ich möchte doch, daß Du alles erfährst, und seit unserer Gründung im Jahr 1876 ist uns nie so viel Aufregendes widerfahren. Dieses Feuer hat uns einen solchen Schock versetzt, daß wir auf Jahre hinaus lebendiger sein werden. Ich glaube, daß jede Anstalt alle fünfundzwanzig Jahre abbrennen sollte, um die altmodische Einrichtung und überholte Ideen loszuwerden. Ich bin nun überwältigend dankbar dafür, daß wir das Geld von Jervis nicht im Sommer ausgegeben haben; es wäre zu tragisch gewesen, wenn es verbrannt wäre. Es tut mir weniger leid um das Geld des John-Grier, da er es, wie ich höre, mit einer Medizin verdient hat, die Opium enthielt.
    Der Rest, den das Feuer stehen ließ, ist schon abgedichtet und mit Dachpappe bedeckt, und wir leben in unserem Teil des Hauses ganz angenehm. Es ist genug Platz für die Angestellten, das Eßzimmer der Kinder und die Küche, und Pläne auf Dauer können später gemacht werden.
    Hast Du erfaßt, was uns passiert ist? Der gute Herrgott hat mein Gebet erhört, und das John-Grier-Heim ist eine Anstalt aus Einzelheimen geworden!
    Ich bin
    die meistbeschäftigte Person nördlich des Äquators
    S. McBride.

Das John-Grier-Heim,
    16. Januar.
    Lieber Gordon!
    Bitte benimm Dich, und mache die Dinge nicht noch schwieriger, als sie sind. Es ist völlig ausgeschlossen, daß ich die Anstalt in diesem Augenblick aufgebe. Du solltest Dir klarmachen, daß ich meine Hühnchen nicht ausgerechnet dann verlassen kann, wenn sie mich furchtbar nötig haben. Außerdem bin ich nicht bereit, diese verdammte Wohltätigkeit aufzugeben. (Du siehst, wie Deine Ausdrücke in meiner Handschrift aussehen.)
    Du hast keinen Grund zur Beunruhigung. Ich überarbeite mich nicht. Ich genieße es; war noch nie im Leben so beschäftigt und glücklich. Das Feuer war nicht ganz so sensationell, wie die Zeitungen es machten. Das Bild von mir, auf dem ich mit einem Baby unter jedem Árm vom Dach herunterspringe, ist leicht übertrieben. Ein oder zwei Kinder haben Halsweh, und unser Doktor ist in einem Gipsverband; aber wir sind Gott sei Dank alle am Leben und werden ohne dauernde Narben davonkommen.
    Ich kann im Augenblick keine Einzelheiten schreiben; ich bin einfach zu Tode gehetzt. Und komm jetzt nicht — bitte! Später, wenn sich die Dinge etwas gesetzt haben, müssen Du und ich ein Gespräch über Dich und mich haben, aber vorher brauche ich Zeit, um darüber nachzudenken.
    S.

21. Januar
    Liebe Judy!
    Helen Brooks wird mit den vierzehn widerspenstigen Mädchen auf
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