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Liebe Unerwuenscht

Liebe Unerwuenscht

Titel: Liebe Unerwuenscht
Autoren: Julia Arden
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Sachlage geschildert: Der Bankier Markus Frey war in der Nacht vom Freitag zu Samstag letzter Woche erschossen worden. Einer Zeugenaussage zufolge war Jennifer am besagten Abend vor Freys Haus gesehen worden – dem Tatort. Ein gefundenes Fressen für Sasse. Wer der Zeuge war, enthielt man auch Jennifers Anwalt vor.
    Der wusste nur soviel: »Sie wären gut beraten, wenn Sie ein Alibi hätten.«
    Und Jennifer nannte ihm eines: Sarah Wagner. Allerdings hatte sie dabei ein wenig Bauchschmerzen, denn es war ein wackliges Alibi. »Haben Sie mit Sarah gesprochen?« fragte Jennifer deshalb jetzt gespannt.
    »Ja«, erwiderte Heilmann.
    »Und was sagt sie? Hat sie Ihnen bestätigt, dass ich bei ihr war?«
    Heilmanns Antwort kam stockend. »Ja. Aber . . . ihre Aussage steht gegen die des Zeugen.«
    Jennifer atmete dennoch erleichtert auf. Sarah hatte ihr Versprechen gehalten.
    Als Heilmann gestern den Zeugen erwähnt hatte, war Jennifer für einen Moment der Atem gestockt. Aber nun war der Nebensache. Ja, es stand Aussage gegen Aussage. Aber warum sollte der Zeuge glaubwürdiger sein als Sarah? Sarahs Aussage schützte sie.
    Dabei gab es im Grunde nichts zu schützen. Eine unglückliche Verkettung der Umstände war alles. Sasse konstruierte die Dinge natürlich so, dass sie, Jennifer, unter Tatverdacht stand. Wahrscheinlich hatte er diesen Zeugen gekauft. Jennifer seufzte.
    Nein, die Nachricht von Freys Tod, die Sasse ihr überbracht hatte, hatte sie nicht überrascht. Denn sie hatte mit eigenen Augen gesehen, was sich in Freys Haus abspielt hatte, wie er zu Boden gegangen war.
    Schon in dem Moment, da sie die Szene beobachtet hatte, wusste Jennifer: Sie saß in der Klemme. Sollte sie zur Polizei gehen? Würde man ihr glauben, wenn sie erzählte, was geschehen war? Darauf wollte sie sich lieber nicht verlassen, zumal Sasse nur auf eine Gelegenheit wartete, ihr eins auszuwischen.
    Jennifer wusste sich an dem Abend nicht anders zu helfen als zu Sarah zu fahren und einen Gefallen einzufordern. Sie weihte Sarah nicht in die genauen Umstände ein, nur dass Frey tot war. Jennifers ausdrückliche Versicherung, dass sie keine Mitschuld traf, musste Sarah genügen. Dann nahm Jennifer Sarah das Versprechen ab, niemanden, ohne Ausnahme, etwas anderes zu erzählen, als dass sie beide den ganzen Abend zusammen gewesen waren. So würde auch sie, Jennifer, es allen erzählen. Sie war mit Sarah zusammen gewesen. Im Bett. Beschäftigt mit den Dingen, die man dort so machte.
    Was sie aus guter alter Gewohnheit dann auch getan hatten.
    Jennifer verbrachte nach dem gestrigen Besuch ihres Anwalts eine ziemlich bange Nacht der Ungewissheit. Sie wusste, wieviel von Sarahs Aussage abhing. Aber sie wusste nicht, ob Sarah sich an die Vereinbarung hielt. Bis eben. Danke Sarah.
    Langsam gewann Jennifer wieder Oberwasser. Schon lächelte sie siegessicher, stellte sich Sasses verdutztes Gesicht vor, wenn er von der Aufhebung des Haftbefehls erfuhr, weil seine Tatverdächtige ein Alibi hatte.
    Überhaupt, Sasse. Der Mann war doch befangen. Er lief regelrecht Amok, was sie, Jennifer, betraf. Und das alles nur, weil ihm seine Frau weggelaufen war. Na ja, zugegeben, in ihre, Jennifers, Arme. Aber die Affäre mit Beatrice Sasse lag zwei Jahre zurück. Und sie hatte nur kurz gedauert. Allerdings war Beatrice nicht zurück zu ihrem Mann gegangen. Und das machte ihn wahnsinnig. Sasse war ein schlechter Verlierer, wollte es seiner Nebenbuhlerin, für die er Jennifer immer noch hielt, heimzahlen. Er begriff einfach nicht, dass seine Frau in jedem Fall gegangen wäre, wenn nicht zu ihr, dann zu einer anderen. Die Frau war reif für den Uferwechsel gewesen. Geradezu überreif. Beatrice hatte das Stadium vorsichtigen Forschens übersprungen, war direkt zur Sache gekommen, und das mit atemberaubender Leidenschaft.
    Jennifer grinste in sich hinein. Das hättest du Sasse damals nicht sagen dürfen. Du hast den Armen gekränkt. Trotz ihrer ernsten Situation konnte Jennifer sich den inneren Sarkasmus nicht verkneifen. Sie konnte Sasse einfach nicht ernstnehmen. Dabei hatte ihr gerade das vor zwei Tagen bereits eine Kugel im Bauch eingebracht.
    Jennifer gestand Sasse zu, dass der Schuss ein Versehen war. Was ihn, wie die Wache vor ihrer Tür bewies, nicht hinderte es so darzustellen, als hätte es einen Fluchtversuch gegeben, und sie sei damit der Tat praktisch überführt.
    »Frau Feiler?« fragte Heilmann, den das lange Schweigen seiner Mandantin unruhig werden
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