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Liebe Unerwuenscht

Liebe Unerwuenscht

Titel: Liebe Unerwuenscht
Autoren: Julia Arden
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sah, wie Jennifer mit einer ausholenden Bewegung das Krankenzimmer umfasste. Sie schloss die Tür hinter Heilmann und ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie zu gern wissen würde, was die beiden jetzt besprachen.
    Als Caroline zwei Stunden später Jennifers Zimmer aufsuchte, war Heilmann wie erwartet gegangen. Caroline überprüfte die Infusionsapparatur, die Tropfgeschwindigkeit und ob die Konserve erneuert werden musste – und fragte sich, was sie da tat. Es war Aufgabe der Schwester, und die war ganz sicher genauestens darüber im Bilde, wann die Patientin eine neue Konserve bekommen musste.
    Caroline spürte den aufmerksamen Blick Jennifers auf sich ruhen.
    »Die Schwester kommt alle halbe Stunde und schaut nach, wie es mir geht«, sagte Jennifer schließlich.
    Caroline hielt inne. Jennifers Tonfall zeigte deutlich: Auch sie wusste, die Ärztin war nicht wegen der Kontrolle der Infusion hier.
    »Kann Ihr Anwalt Ihnen helfen?« fragte Caroline so unbeteiligt wie möglich. Die Frage hatte ihr keine Ruhe gelassen, trieb sie gegen ihren Willen zu Jennifer.
    Jennifer seufzte. »Das wird sich zeigen. Ich hoffe es.« Dann lächelte sie. »Zumindest hat er mir ein Mobiltelefon dagelassen, damit ich nicht mehr andere bitten muss, Anrufe für mich zu machen.«
    Caroline schüttelte bedauernd den Kopf. »Tut mir leid. Das müssen Sie leider gleich wieder abgeben. In diesem Haus herrscht striktes Handyverbot. Ich kann Ihnen aber ein Telefon anschließen lassen, wenn Sie es wollen.«
    Jennifer deutete enttäuscht mit dem Kopf zur Seite auf den Beistelltisch. Caroline nahm das Handy, schaltete es aus und steckte es in die Kitteltasche. »Ich hinterlege es für Sie und schicke Ihnen gleich einen Mitarbeiter der Haustechnik.«
    »Danke«, sagte Jennifer. »Wann befreien Sie mich endlich von all diesen Schläuchen?« wollte sie wissen.
    »Wenn Ihre Werte heute Abend in Ordnung sind, werden Sie zur Nacht alles los. Und dann schauen wir mal, wie es Ihnen morgen früh geht.«
    Caroline schickte sich an zu gehen.
    »Kommen Sie heute noch mal vorbei, Doktor?« fragte Jennifer hinter ihr her.
    Caroline blieb stehen, drehte sich um. Warum fühlte sie sich unter Jennifer Feilers Blick so nervös? »Ich . . . mal sehen.«
    »Nun, vielleicht können Sie es einrichten. Sie sind die einzige nette Person hier. Alle anderen, abgesehen von meinem Anwalt, huschen nur rein und raus wie schüchterne Mäuschen. Ich glaube, daran ist der Beamte neben meiner Tür schuld, beziehungsweise der Grund seines Daseins. Warum schreckt Sie das nicht ab?«
    Mit genau dieser Frage beschäftigte Caroline sich die nächsten Stunden immer wieder. Die damit einhergehende Unkonzentriertheit brachte ihr so manch irritierten Blick der Kollegen ein. Die kannten so etwas von ihrer Chefärztin nicht.
    Doktor Caroline Malin stand in dem Ruf, jede noch so kleine Aufgabe mit höchster Aufmerksamkeit zu erledigen. Und auf höchstem fachlichen Niveau. Das und ihr resolutes Auftreten brachten Caroline Anerkennung bei den Kollegen ein. Genauso wie ihr Einfühlungsvermögen gegenüber den Patienten, trotz des enormen Arbeitspensums, das es tagtäglich zu bewältigen galt.
    Vor einem Jahr hatte man Caroline zur ärztlichen Direktorin des Krankenhauses und damit zum Mitglied der Krankenhausleitung gewählt. Das bedeutete noch mehr Verantwortung, noch mehr Überstunden. Aber Caroline liebte ihren Beruf viel zu sehr, um darin eine Belastung zu sehen.
    Bei aller Hingabe im Beruf wusste Caroline aber auch, dass es eine Grenze gab, wie weit die Anteilnahme am Schicksal eines Patienten gehen sollte. Sie durfte die Dinge nicht zu sehr an sich herankommen lassen.
    Im Fall Jennifer Feiler war sie gerade dabei, genau diese Grenze zu überschreiten. Deren Geschichte zog sie magisch an. Die Frau zog sie magisch an. Es war Caroline beinah unheimlich, wie Jennifer es so mir nichts dir nichts schaffte, sie in ihren Bann zu ziehen. Das ist nicht gut , ermahnte Caroline sich. Die Person Jennifer Feiler durfte sie nicht interessieren, lediglich die Patientin .

3.
    I mmerhin hatte Caroline am Vortag darauf verzichtet, Jennifer ein weiteres Mal zu besuchen. Gut, lobte Caroline sich. Weiter so. Behandle Jennifer Feiler wie jede andere Patientin. Die Schwester würde schon melden, wenn es Komplikationen gab.
    Caroline schaute auf die vor ihr liegenden Röntgenbilder einer Patientin, die in der Nacht operiert worden war. Ein ähnlicher Fall wie Jennifers: Bauchoperation. Allerdings hatte hier
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