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Liebe ohne Skrupel

Titel: Liebe ohne Skrupel
Autoren: Amanda Quick
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Männern auf der Straße ignorierte sie das leise Murmeln zunächst. Aber als es an Lautstärke zunahm, erregte es schließlich doch ihre Aufmerksamkeit.
    »Verstehst du, was die Leute sagen, William?«
    »Keine Ahnung. Ich glaube, irgend was von einem Hund.«
    Cläre blickte über ihre Schulter in Richtung der Zelle, die in die Klostermauer eingelassen war. Beatrice die Einsiedlerin lebte dort, seit sie vor nunmehr beinahe zehn Jahren beschlossen hatte, ihr Leben in der Einsamkeit fortzusetzen. Gemäß den religiösen Vorschriften, die sie befolgte, verließ sie ihre Zelle nie.
    Beatrice hätte sich als Einsiedlerin gänzlich dem Gebet und der Meditation widmen müssen, aber in Wahrheit widmete sie sich mit Vorliebe dem Tratsch. Es mangelte ihr nie an Gelegenheit, da im Verlauf des Tages fast jeder einmal an ihrem Fenster vorbeiging. Und viele blieben stehen, um sich mit ihr zu unterhalten oder sie um Rat zu bitten. Wann immer Beatrice Besuch bekam, ging sie mit ihm um wie die Magd mit der Kuh. Sie molk ihren Gast so lange, bis er keine Neuigkeit mehr zu bieten hatte.
    Darüber hinaus folgte Beatrice ihrer Berufung, indem sie
    allen, die zu ihrem Fenster kamen, gutgemeinte Ratschläge erteilte. Nicht selten gab sie hilfreiche Tips selbst dann, wenn niemand sie gebeten hatte. Am liebsten jedoch machte sie düstere Prophezeiungen und warnte vor drohendem Unheil und Verderben.
    Manchmal hatte sie damit sogar recht.
    »Was sagen sie?« rief Margaret zu Clare hinauf.
    »Ich weiß nicht genau.« Clare strengte sich an, das Geflüster der Leute unter sich zu verstehen. »William meint, irgendwas über einen Hund. Ich glaube, die Einsiedlerin hat damit angefangen.«
    »Dann ignorieren wir es am besten«, sagte Margaret.
    »Hört«, unterbrach William sie. »Jetzt versteht man, was sie sagen.«
    Die Woge des Raunens hatte sie erreicht.
    >>... Höllenhund.«
    »Es heißt, es sei ein Höllenhund irgendwo aus dem Süden. Ich hab den Namen nicht richtig verstanden.«
    »Der Höllenhund von Wyckmere!«
    »Ja, genau, Wyckmere. Er ist bekannt als der Höllenhund von Wyckmere. Angeblich hat er ein riesiges Schwert, das sie das Tor zur Hölle nennen.«
    »Warum nennen sie es so?«
    »Weil es das letzte ist, was ein Mann sieht, ehe er stirbt.«
    William riß die Augen auf. Er zitterte vor Aufregung und griff automatisch in den Beutel an seinem Gürtel, um sich mit einer weiteren Handvoll Trockenfrüchte zu beruhigen. »Habt Ihr das gehört, Lady Clare?« fragte er mit vollem Mund. »Der Höllenhund von Wyckmere.«
    »Ja.« Clare bemerkte, daß sich mehrere Dorfbewohner bei dieser Neuigkeit bekreuzigten, aber ihre Mienen waren so aufgeregt wie zuvor. Enttäuscht stellte sie fest, daß die Leute von den Rittern tatsächlich begeistert waren.
    Alles in allem waren die Dörfler ein ehrgeiziger Haufen.
    Zweifellos dachten sie an das Prestige, das, sie erlangen würden, wenn sie einen Herrn bekämen, der den Ruf eines gefürchteten Kämpfers hatte.
    Ein solcher Ruf war ja schön und gut, dachte Clare, außer, wenn man gezwungen war, den Mann, der ihn hatte, zu heiraten.
    »Der Höllenhund von Wyckmere«, hauchte William mit einer Ehrfurcht, die eigentlich nur eines Gebets oder einer göttlichen Erscheinung würdig gewesen wäre. »Er muß wirklich ein sehr bedeutender Ritter sein.«
    »Mich interessiert vielmehr«, sagte Clare, »wo die anderen stecken.«
    »Welche anderen?«
    Cläre runzelte die Stirn. »Es sollten mindestens drei Ritter kommen, unter denen ich dann einen Ehemann auswähle. Aber diese Kerle scheinen alle unter dem Banner eines einzigen Mannes zu reiten.«
    »Tja, nun, dieser Höllenhund von Wyckmere ist fast so groß wie drei Männer zusammengenommen«, sagte William mit deutlicher Zufriedenheit. »Wir brauchen keinen anderen Kandidaten mehr.«
    Cläre kniff die Augen zusammen. Der Höllenhund war zwar nicht gerade so groß wie drei Männer zusammen, aber auf jeden Fall wirkte er durchaus beeindruckend. Und auf jeden Fall entsprach er nicht ihren Anforderungen bezüglich eines Mannes von bescheidener Gestalt.
    Der graue Ritter und sein Gefolge waren inzwischen beinahe bei ihr angekommen. Was auch immer man gegen die Neuankömmlinge sagen konnte, zumindest boten sie allen Inselbewohnern wunderbare Unterhaltung. Es würde interessant werden zu sehen, ob die anderen Bewerber dieses Schauspiel noch überbieten konnten.
    Sie war so gefangen von dem ungewöhnlichen Anblick, daß sie das erneute Flüstern der Leute kaum bemerkte.
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