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Liebe ohne Skrupel

Titel: Liebe ohne Skrupel
Autoren: Amanda Quick
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Sie meinte, ihren Namen zu hören, aber sie achtete nicht weiter darauf, da sie es als die Herrin von Desire gewöhnt war, daß die Menschen von ihr sprachen. So war es nun einmal.
    Margaret blickte zu ihr hinauf. »Cläre, du begibst dich am besten umgehend in die Burg. Wenn du da oben auf der Mauer sitzen bleibst, schaffst du es nie, rechtzeitig dort zu sein, um diesem großen Ritter einen angemessenen Empfang zu bereiten.«
    »Dafür ist es bereits zu spät, Madam.« Clare mußte beinahe schreien, um sich bei all dem Stimmengewirr und dem Donnern der Pferdehufe Gehör zu verschaffen. »Ich werde warten müssen, bis sie vorbei sind, ehe ich wieder herunterkommen kann. Ich sitze hier fest, solange die ganze Straße voller Menschen ist. Joanna und die Bediensteten werden unseren Gästen schon einen angemessenen Empfang bereiten.«
    »Was sagst du da?« schalt Margaret. »Joanna und die Bediensteten können kaum für den Empfang sorgen, den der zukünftige Lord of Desire wahrscheinlich erwartet.«
    Cläre wandte sich zu Margaret um und grinste. »Ah, aber wir wissen doch noch gar nicht, ob dieser graue Ritter der zukünftige Lord of Desire wird, oder? In der Tat halte ich das für sehr unwahrscheinlich. Soweit ich sehe, hat er nicht im geringsten die von mir geforderte Statur.«
    »Die Statur eines Mannes ist wohl kaum das Wichtigste, mein Kind«, murmelte Margaret.
    Plötzlich verstummte das Donnern der Hufe und das Klappern des Geschirrs. Williams erstaunter Aufschrei und die plötzliche Stille, die sich über die Dorfbewohner senkte, ließen Clares Kopf erneut herumfahren.
    Überrascht sah sie, daß der gesamte Trupp, der sich langsam, aber unaufhaltsam durch das Dorf gewälzt hatte, mitten auf der Straße zum Stillstand gekommen war.
    Genau an der Stelle, an der sie auf der Mauer saß.
    Cläre schluckte, als sie bemerkte, daß der graue Ritter sie direkt ansah. Ihr erster Gedanke war der, sich auf der anderen Seite von der Mauer fallen zu lassen und sich diskret in den Garten zurückzuziehen.
    Aber dafür war es jetzt zu spät. Sie würde sich ihm stellen müssen.
    Plötzlich wurde sich Clare ihres schmutzigen Kleides und ihres windzerzausten Haares bewußt. Mit feuchten Händen umklammerte sie den Rand der sonnengewärmten Mauer.
    Sicher blickte er nicht sie an.
    Es war vollkommen unmöglich, daß er sie anblickte.
    Es gab keinen Grund, weshalb sie die Aufmerksamkeit des grauen Ritters hätte erregen sollen. Sie war einfach eine Frau, die auf einer Mauer saß, und gemeinsam mit allen anderen Dorfbewohnern das Schauspiel des einziehenden Ritters beobachtete.
    Aber er blickte sie an.
    Ein peinliches Schweigen senkte sich über die Menge, als der Rauch-und-Silber-Ritter Clare einen endlosen Augenblick lang nachdenklich ansah. Sie hatte das Gefühl, als habe selbst der Wind aufgehört zu wehen. Die Blätter der Bäume im Klostergarten hingen reglos herab. Kein einziger Laut war zu hören, noch nicht einmal das Schnappen eines Banners.
    Cläre blickte in ein Paar dunkler, unergründlicher Augen unter dem Stahlhelm und betete, daß der Höllenhund von Wyckmere sie für eine der Dorfbewohnerinnen hielt.
    Auf ein unsichtbares Kommando hin begann der riesige graue Hengst, sich auf die Mauer zuzubewegen. Diejenigen, die dem Biest im Wege standen, wichen beiseite, um ihm den Weg freizumachen. Aller Augen richteten sich auf Clare.
    »Er kommt zu uns herüber, Mylady«, quietschte William. »Vielleicht erkennt er Euch.«
    »Aber wir sind uns doch noch nie begegnet.« Clare umklammerte die Steine der Mauer. »Er kann unmöglich wissen, wer ich bin.«
    William öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber er klappte ihn wieder zu, als das massige Pferd direkt vor Clare stehen blieb. Der Blick des grauen Ritters richtete sich auf
    Cläre.
    Sie sah in ein Paar leuchtender Augen in der Farbe von rauchigem Bergkristall, in denen nicht das kleinste Lächeln lag. Die kalte, berechnende Intelligenz, die in den Tiefen dieses Kristalls aufblitzte, verriet ihr, daß er sehr wohl wußte, wen er vor sich hatte.
    Cläre hielt den Atem an und versuchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, die Situation in den Griff zu bekommen. Nie zuvor war sie so verlegen gewesen.
    »Ich suche die Lady of Desire«, sagte der Ritter.
    Der Klang seiner Stimme ließ Clare erschaudern. Sie wußte nicht, weshalb sie so eigenartig darauf reagierte, denn die Stimme paßte zu ihm. Sie war tief und vibrierte vor kaum gezügelter Kraft.
    Sie klammerte sich an die
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