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Liebe ohne Skrupel

Titel: Liebe ohne Skrupel
Autoren: Amanda Quick
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hatte.
    Gareth war zunächst bei seiner Mutter aufgewachsen. Während dieser Zeit war Thurston ein häufiger Gast in dem abgelegenen Landhaus gewesen, in dem Gareth mit seiner Mutter gelebt hatte. Aber als der Junge mit acht Jahren ein Alter erreicht hatte, in dem die Söhne der Adligen mit der Ausbildung zum Ritter anfingen, hatte seine Mutter verkündet, sie wolle ins Kloster gehen.
    Es hatte heftigen Streit gegeben. Niemals würde Gareth den Zorn seines Vaters vergessen. Aber seine Mutter war unnachgiebig geblieben und hatte sich durchgesetzt. Thurston hatte ihr eine prächtige Mitgift gegeben, auf Grund derer das Kloster Gareths Mutter nur allzu gern als Novizin aufnahm.
    Thurston hatte seinen unehelichen Sohn mit zu sich nach Beckworth Castle genommen. Er hatte dafür gesorgt, daß Gareth mit derselben Sorgfalt und derselben Hingabe zum Ritter ausgebildet wurde wie seine ehelichen Söhne und sein rechtmäßiger Erbe Simon.
    Thurstons Frau, Lady Lorice, schön, kalt und stolz, war keine andere Wahl geblieben, als die Situation hinzunehmen. Sie hatte sich jedoch nicht besonders bemüht, dem jungen Gareth das Gefühl zu geben, willkommen zu sein. Nun, das war wahrscheinlich normal.
    Gareth, der sich seiner Rolle als Außenseiter nur allzu bewußt gewesen war, und der die gelehrte, ruhige Atmosphäre im Haus seiner Mutter vermißt hatte, widmete sich mit ganzem Eifer der Ausbildung mit Lanze und Schwert. Er hatte endlos geübt und eine flüchtige Zufriedenheit in dem Streben nach Perfektion gefunden.
    Wenn er nicht gerade seine Kampftechnik verfeinert hatte, hatte er sich in die Abgeschiedenheit der Bibliothek der örtlichen Benediktinerabtei zurückgezogen. Dort hatte er alles gelesen, was Bruder Andrew, der Bibliothekar, ihm in die Hände gegeben hatte.
    Als Siebzehnjähriger hatte sich Gareth bereits mit den verschiedensten Themen beschäftigt. Er hatte sich in Abhandlungen über Mathematik und Optik vertieft, die Gerard von Cremona aus dem Griechischen und dem Arabischen übersetzt hatte. Er hatte über die Theorien des Aristoteles von den vier Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer nachgedacht. Er war fasziniert gewesen von den Schriften Platons über Astronomie, Licht und Materie.
    Gareths Interesse an derartigen Dingen war nie von praktischem Nutzen für ihn gewesen, aber seine Fähigkeiten als Ritter und als Führer seiner Männer hatten es ihm ermöglicht, eine bedeutende Karriere zu machen.
    Zahlreiche mächtige Lehnsherren, einschließlich seines
    Vaters, konnten nur allzu gut einen Mann gebrauchen, der wußte, wie man Diebe und Wegelagerer sowie die abtrünnigen Ritter zur Strecke brachte, die eine ständige Gefahr für ihre abgelegenen Güter und Gutshäuser waren.
    Die Banditenjagd war ein einträgliches Geschäft, und Gareth war äußerst erfolgreich. Es hatte ihm nie besonderen Spaß gemacht, aber dank seines Talents im Umgang mit dem Schwert war er inzwischen ein vermögender Mann. Seinen Wunsch nach eigenem Land hatte er sich bisher jedoch noch nicht erfüllen können. Nur sein Lehnsherr, das hieß, sein Vater, konnte ihm Grundbesitz übertragen.
    Vor vier Tagen hatte Gareth Thurstons Befehl erhalten, nach Beckworth Castle zu kommen. Heute abend hatte er erfahren, daß sein größter Wunsch in Erfüllung gehen sollte. Er mußte sich nur bereiterklären, eine Frau mit einem befleckten Ruf zu heiraten.
    Das war ein geringer Preis für die Sache, nach der er sich am meisten sehnte. Gareth war es gewohnt, für die Dinge zu bezahlen, die er wollte.
    »Wie alt ist die Lady of Desire?« fragte er.
    »Laß mich überlegen. Ich glaube, Clare müßte jetzt dreiundzwanzig sein«, sagte Thurston.
    Gareth runzelte die Stirn. »Und immer noch unverheiratet?«
    »Es heißt, sie lege keinen besonderen Wert darauf zu heiraten. Weißt du, manche Frauen sind so. Deine eigene Mutter zum Beispiel.«
    »Ich bezweifle, daß meine Mutter nach meiner Geburt noch eine andere Wahl hatte«, sagte Gareth in neutralem Ton. Dies war eine alte und nur allzu vertraute Geschichte. Aber inzwischen wußte er seine Verbitterung zu verbergen. »Sie hatte Glück, daß sie ein Kloster gefunden hatte, das bereit war, sie aufzunehmen.«
    »Da irrst du dich.« Thurston stützte die Ellbogen auf die geschnitzten Armlehnen seines Stuhls und faltete die Hände unter dem Kinn. »Mit ihrer Mitgift hatte sie eine Wahl. In der Tat haben sich sämtliche bedeutenden Klöster um sie gerissen.» Er verzog unmerklich den Mund. »Natürlich war keinem
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