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Liebe kommt auf sanften Pfoten

Liebe kommt auf sanften Pfoten

Titel: Liebe kommt auf sanften Pfoten
Autoren: Dillon Lucy
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durch den Kopf, bis sie innehielt.
    Eigentlich konnte sie sich kaum noch an das letzte Jahr erinnern. Zu diesem Zeitpunkt war sie von Beruhigungsmitteln und Alkohol umnebelt gewesen. Werde ja nicht eine dieser Frauen wie Bens Mutter, die auch rückblickend noch in ihrem Elend baden, ermahnte sie sich selbst.
    Dennoch war ein Drink jetzt keine schlechte Idee. Ein Drink und ein Friedensangebot an Minton.
    Juliet stolperte die Treppe hinunter und lief in die Küche. »Minton?«, rief sie in ihrem versöhnlichsten Tonfall. »Tut mir leid! Minton?«
    Von Minton war weit und breit nichts zu sehen, doch Coco und Hector lagen zusammengerollt auf dem Küchensofa; Hectors buschiger Bart ruhte beschützend auf Cocos stämmigem Schenkel. Beide sahen sie mit ängstlichem Blick an.
    »Schon gut.« Juliet seufzte. »Das Drama ist für heute Abend beendet.«
    Sie holte sich ein Glas aus dem Schrank und schenkte sich einen ordentlichen Schluck Wacholderschnaps ein, den Emer ihr zu Weihnachten geschenkt hatte. Er roch nach Medizin, und Juliet nahm einen großen Schluck.
    »Aah«, seufzte sie. Der süße Alkohol brannte ihr im Hals und schoss wie lilafarbener Samt durch ihre Adern. »Das ist ein guter Tropfen. Vielleicht sollte ich auch einen Happen essen«, fuhr sie fort, öffnete den Kühlschrank und inspizierte den unspektakulären Inhalt. Dort befanden sich immer noch mit Frischhaltefolie abgedeckte Schüsseln vom zweiten Weihnachtstag – die Überreste der verschiedenen Pies und Desserts, die ihre Mutter ihr aufgedrängt hatte.
    »Aber um ehrlich zu sein, liebe Hunde«, schloss sie, »habe ich keine Lust, mich darum zu kümmern.«
    Juliet schloss die Kühlschranktür und schenkte sich noch ein Glas ein. Vielleicht könnte sie mit dem Pie Minton eine Freude bereiten. Nachdem sie sich beruhigt hatte, verfolgte Juliet sein mitleiderregender Blick, als er vor Freude durchgedreht war, endlich den schon verloren geglaubten Geruch seines Herrchens wiedergefunden zu haben. Er hatte so sehr an allem kauen, alles abschlecken und sich in allem wälzen wollen, dass er die Kontrolle über sich verloren hatte.
    Minton benahm sich sonst immer gut und war dankbar für die zweite Chance, die Ben und Juliet ihm gegeben hatten, sodass er fast übervorsichtig war, nichts Ungezogenes zu tun. Nie hatte er irgendetwas Falsches getan, aus Angst, man würde ihn wieder irgendwo anbinden und ihn dann allein zurücklassen.
    Juliet musste blinzeln, um ihre Tränen zurückzuhalten. An Silvester weinerlich zu werden, das war doch nur etwas für Ältere, nicht für junge Leute Anfang dreißig. Er wird schon wieder aus seinem Versteck hervorkommen, wenn er so weit ist.
    Juliet schaltete das Küchenradio ein und machte es sich neben Cocos tröstlicher Wärme bequem, ihr Glas und das Handy in Reichweite. Doch auch nach einer weiteren halben Stunde war von dem kleinen Terrier immer noch nichts zu sehen.
    »Was sollen wir denn jetzt machen?«, fragte sie Coco und Hector, während sie diese an den Ohren kraulte. »Sollen wir Cluedo spielen? Scharade? Oder uns Jools Holland’s Hootenanny ansehen?«
    Hector leckte ihr die Hand ab, und Coco legte ihr als Antwort den Kopf aufs Knie. Juliet nahm ihr Handy zur Hand. Immer noch keine Nachrichten.
    Ich könnte Lorcan eine SMS schicken, überlegte sie. Um ihm ein frohes neues Jahr zu wünschen, bevor um Mitternacht die Netze zusammenbrechen. Ihre Finger huschten über die Tastatur.
    Juliet fragte sich, wo er jetzt wohl war. Wahrscheinlich in einer Bar in Dublin, wo er gerade sein lässiges, dunkles Lachen ausstieß, in Jeans und einem Tour-T-Shirt einer Siebzigerjahre-Band ein Bier nach dem anderen hinunterkippte. Umringt von anderen lockigen, sexy irischen Handwerkertypen. Vielleicht spielte er dazu noch Billard und zwinkerte hübschen Mädchen zu …
    Juliet erstarrte. Hatte sie da nicht doch eher einen Videoclip von Thin Lizzy vor Augen? Egal, Lorcan war garantiert bei einem Konzert, weshalb die Chancen gut standen, dass er gerade durchgeschwitzt und euphorisch war, vor der Bühne auf und ab hüpfte und Luftgitarre spielte.
    Ich schicke stattdessen einfach Emer eine SMS, dachte Juliet und brauchte zwanzig Minuten, um eine Mitteilung zu basteln, die nicht danach klang, als würde sie allein mit drei Hunden in ihrem großen Haus hocken.
    Sobald sie die Nachricht abgeschickt hatte, fragte sie sich, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war, Liebe Grüße von Minton, Hector und Coco hinzuzufügen. Oder den Wacholderschnaps
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