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Liebe ist staerker als Haß

Titel: Liebe ist staerker als Haß
Autoren: Jude Deveraux
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gerichtet.
    »Es ist der jüngste Peregrine«, sagte einer, und es klang, als könne er sein Glück gar nicht fassen. »Dafür wird man uns reichlich belohnen.«
    »Hör auf, jetzt schon dein Geld zu zählen, und feßle ihn lieber! Ich will nicht, daß er uns wieder entkommt, ehe wir ihn wegbringen können.«
    Einer packte sie am Arm und zog sie hoch. »Nicht viel dran an ihm«, sagte er und befühlte die dünnen Arme.
    Mit einem Ruck machte Zared sich frei.
    »Faß mich nicht an, Knabe, oder du bekommst mein Messer zu schmecken! Howard wird es wenig kümmern, ob man ihm einen Peregrine lebend oder tot bringt.«
    »Ruhe!« befahl der erste. »Setz den Jüngling auf dein Pferd! Wir wollen verschwinden, bevor seine Brüder kommen.«
    Der Gedanke an die älteren Peregrines wirkte ernüchternd auf die Männer. Einer hob Zared unsanft in den Sattel und stieg dann selbst auf.
    Zared hatte nur den einen Gedanken, daß nun die Fehde wieder aufleben würde. Bis sie ihr Ende fand, würde sie auch ihre letzten Brüder verloren haben. Sie schloß die Augen, um ihre Reuetränen zu verbergen. So lange wie möglich mußte sie sie in dem Glauben lassen, daß sie einen jungen Mann aufgelesen hatten. Nur ungern dachte sie daran, was geschehen würde, wenn Männer dieses Schlages entdeckten, daß sie ein Mädchen war.
    Tearle Howard streckte seine langen, muskulösen Beine aus, gähnte ausgiebig und legte sich wieder in das duftende Gras am Bachufer. Die Sonne wärmte seinen Körper. Träge summten Fliegen umher. Links von sich hörte er die drei Männer seines Bruders tuscheln.
    Eigentlich hatte Tearle vor, etwas zu schlafen. Er wollte den Tag gemütlich in der Sonne verdösen. Aber die Männerstimmen hielten ihn vom Schlafen ab, weil sie ihn an die Besessenheit seines Bruders gemahnten.
    Bis vor zwei Monaten hatte Tearle Howard in Frankreich gelebt und einige Zeit am Hofe Philipps des Guten verbracht. Unter Anleitung seiner Mutter hatte Tearle eine gute Erziehung genossen. Er hatte die Geheimnisse der Musik, des Tanzes und der bildenden Künste kennengelernt. Er hatte ein Leben des Behagens und des Wohlstandes geführt, in einer Welt, in der man die Kunst des Gesprächs hochhielt.
    Aber vor sechs Monaten war seine Mutter gestorben, und damit war der Hauptgrund für einen Aufenthalt in Frankreich entfallen. Im Alter von sechsundzwanzig Jahren war die Neugier auf seine Familie erwacht, die er nie richtig gekannt und selten gesehen hatte. Als daher Oliver den jüngeren Bruder zur Heimkehr aufforderte, war Tearle dem Verlangen bereitwillig und interessiert gefolgt. Tearle machte die Reise nach England in Gesellschaft von Freunden und begrüßte voller Herzlichkeit Bruder und Schwägerin.
    Das gute Einvernehmen war jedoch schnell abgekühlt, als Tearle dahinterkam, daß Oliver ihn nur bei sich haben wollte, um mit seiner Hilfe einen Krieg gegen eine Familie namens Peregrine zu führen. Oliver war entsetzt, daß man Tearle nicht von früher Jugend an gelehrt hatte, die Peregrines zu hassen. Wenn man Oliver Glauben schenkte, so waren die Peregrines Teufel auf Erden und mußten, koste was es wolle, ausgerottet werden. Umgekehrt war Tearle entsetzt, als er erfuhr, daß die älteren Brüder Howard dieser langanhaltenden Fehde bereits zum Opfer gefallen waren.
    »Ist es nicht an der Zeit, damit Schluß zu machen?« hatte Tearle Oliver gefragt. »Die Fehde hat doch ihre Ursache darin, daß die Peregrines glauben, unsere Ländereien gehörten von Rechts wegen ihnen? Doch da wir in ihrem Besitz sind, und nicht sie, wäre es da nicht logischer, wenn die Peregrines uns angriffen, und nicht wir sie?«
    Tearles Worte hatte Oliver dermaßen in Wut versetzt, daß seine Augen glasig wurden und ihm Schaum vor den Mund trat. Genau in diesem Augenblick begann Tearle zu zweifeln, daß sein Bruder noch bei Verstand war. Er bekam zwar nie eine befriedi
    gende Auskunft über die wahre Ursache von Olivers Haß auf die Peregrines. Aber aus Bruchstücken des Burgklatsches entnahm Tearle, daß Olivers Haß irgend etwas mit seiner stets müde wirkenden Frau Jeanne zu tun haben mußte.
    Doch wie dem auch sein mochte, der Haß hatte sich bei Oliver so eingefressen, daß Tearle kein Mittel dagegen wußte. Daher gestaltete sich das Leben mit Oliver höchst unerfreulich, und Tearle ging dem Bruder möglichst aus dem Weg. Soweit er es übersah, verschwendete Oliver all seine Energien, um diesen Haß auf die Peregrines zu nähren, so daß er keinen Sinn mehr hatte für die
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