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Liebe ist staerker als Haß

Titel: Liebe ist staerker als Haß
Autoren: Jude Deveraux
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fragte er nicht, wer sie »hergeführt« hatte oder was sie überhaupt damit meinte. Rasch war ihm klar, daß sie die Wahrheit gesagt hatte. Er zog das Messer aus der Hüftscheide und half ihr, den Mauerstein weiter zu lockern.
    Sie brauchten eine Zeitlang, aber dann war es soweit. Sie konnten den Stein entfernen. Tearle legte ihn auf den Fußboden, nahm dann eine Fackel aus dem Halter und hielt sie gegen die Wand. In der Höhlung lagen zwei dicke alte Bücher. Er griff nach dem, das obenauf lag.
    »Nein!« schrie Zared laut und hielt seine Hand am Gelenk fest. »Leg den Stein wieder zurück!« Ich will es nicht wissen.«
    »Was willst du nicht wissen?« fragte er leise.
    »Ich will nicht wissen, wer der rechtmäßige Besitzer ist. Dir sollen das Schloß und das Land ringsum gehören.«
    »Nein. Dein Bruder soll sein Recht bekommen. Wenn in den Registern verzeichnet ist, daß seine Großeltern rechtmäßig die Ehe geschlossen haben, stehen Titel und Land ihm zu, und nicht mir.« Er hob die Brauen. »Nun sag mir nur nicht, daß du in Wirklichkeit eine habgierige Frau bist! Willst du das alles für dich behalten?«
    »Um mich geht es überhaupt nicht«, sagte sie. »Was verstehen meine Brüder denn von der Verwaltung eines so großen Besitzes? Das einzige, was sie kennen, ist der Krieg. Du hättest einmal sehen sollen, wie verkommen Burg Moray war, bevor Liana kam. Rogan wird dieses schöne Schloß ebenso verkommen lassen.«
    »Wegen einem bißchen Schmutz würdest du deinen Bruder um sein rechtmäßiges Erbe prellen?«
    Sie wandte den Kopf. »Nein. Ein bißchen Schmutz ist nicht entscheidend. Aber mir graut davor, was Rogan dann mit dir anstellen würde. Er könnte dich ausweisen. Er könnte dich für alle Zeiten von hier verbannen.«
    Tearle faßte sie unters Kinn und hob ihren Kopf, so daß sie ihn ansehen mußte. »Ich habe doch das Haus meiner Mutter. Würdest du dort mit mir leben?«
    »Ja«, sagte sie flüsternd. »Ich gehe überall mit dir hin. Aber ...«
    »Aber was?«
    »Du würdest auch den Titel verlieren. Dann bist du kein Herzog mehr. Und das ist es doch, wonach ein Mann strebt.«
    »Mag sein, daß dein Bruder nach diesem Titel strebt. Auch meinem Bruder war er so wichtig, daß er deswegen Blut vergoß. Und deine Brüder dürften bereit sein, notfalls im Kampf um Land und Titel zu sterben. Aber ich bin anders geartet. Weißt du denn nicht, daß ich ein großer Faulenzer bin?« Plötzlich lächelte er wieder. »Ich brauche nur ein nettes Haus, in dem ich behaglich leben kann, und eine Frau, die mich liebt. Mehr habe ich nie gewollt. Ich hätte auch gern einige Söhne, mit denen ich ausreiten und auf die Jagd gehen kann. Und einige Töchter, die mir Musik Vorspielen, wenn ich alt bin und nicht mehr selber spielen kann. Und ich möchte so lange leben, daß ich mich auch noch an meinen Enkelkindern erfreuen kann. Mehr verlange ich nicht vom Leben.«
    Keinen Augenblick zweifelte Zared an seinen Worten. Er hatte diese Fehde immer verabscheut. Er hatte nie an Haß und Morden teilnehmen wollen. Und auf einmal wollte sie es auch nicht mehr. Viel lieber wäre es ihr, diesen großen Besitz mit all seinen Reichtümern und, wie Tearle es ausgedrückt hatte, mit seinem blutgetränkten Boden zu verlassen und in seinem Hause zu leben. Die kurze Zeit, die sie dort verbracht hatten, war die schönste in ihrem Leben gewesen. Da ereiferte man sich nicht darüber, wer im Kampf einen Arm oder einen Fuß verloren hatte, sondern freute sich an den Blumen, die im Garten blühten, und lauschte des Nachts, ob man die Jungeulen rufen hören konnte.
    Sie dachte an ihn und sein Haus, an die Kinder, die sie gemeinsam erziehen würden. Dort brauchten sich die Mädchen nicht als Knaben zu verkleiden, um zu überleben, und die Knaben würden nicht in der Schlacht fallen, bevor sie noch das Mannesalter erreicht hatten.
    »Und so will ich es auch«, sagte sie zu ihm und trat einen Schritt zurück, damit er das erste Buch aus dem Versteck in der Wand nehmen konnte.
    Sie hielt den Atem an, als er es aufschlug und die brüchigen Seiten durchblätterte. Sie sah, wie er aufmerksam die Schrift entzifferte, und als er schließlich innehielt, wartete sie, bis er das Wort an sie richtete.
    »Dein Bruder Rogan ist Herzog«, sagte er leise.
    Zared stieß die angehaltene Luft aus und lächelte. »Können wir jetzt heimreiten?«
    Er erwiderte ihr Lächeln. Es gab nicht viele Frauen auf der Welt, die einen Mann so liebten, daß sie darauf verzichteten,
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