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Liebe ist staerker als Haß

Titel: Liebe ist staerker als Haß
Autoren: Jude Deveraux
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diese Frage jetzt für sie zum Problem geworden war. Denn noch vor wenigen Monaten hätte sie Zweifel an der Person des rechtmäßigen Besitzers weit von sich gewiesen. Damals war sie der festen Ansicht, die Gebiete gehörten ihren Brüdern, und von ihr aus konnte sich der Mann, den sie geheiratet hatte, zum Teufel scheren. Nun wußte sie nicht, wem sie die Treue halten sollte, und das stimmte ihn froh.
    Er zog sie fest an sich. »Mach dir keine Sorgen, meine Liebe! Wenn es soweit ist, wirst du wissen, was zu tun ist.«
    »Ich kann sehr wohl Recht und Unrecht unterscheiden«, sagte sie etwas empört. »Selbstverständlich weiß ich, was zu tun ist und wer ...« Mit Küssen brachte er sie zum Schweigen.
    In diesem Augenblick wurde die Tür des Gemachs aufgerissen, und vier seiner Männer stürzten herein. Der Anblick, der sich ihnen bot, ließ sie vor Schreck erstarren. Denn von Zared war über der Bettdecke nur ihr kurzgeschnittenes Haar zu erkennen. Und so sah es für sie so aus, als küßte ihr Herr einen jungen Mann.
    Tearle sah ihre langen Gesichter und setzte zu einer Erklärung an, fand aber nicht die rechten Worte. Er konnte sie ihnen ja schließlich nicht als seine Peregrine-Gattin vorstellen. Ebensowenig konnte er die Bettdecke lüpfen, um ihnen zu beweisen, daß sie eine Frau war.
    Zum ersten Mal erlebte Zared, daß ihr Gatte sprachlos war. Diese Gelegenheit durfte sie sich nicht entgehen lassen. Mit verstellter tiefer Stimme sagte sie zu Tearle: »Mylord, und Ihr werdet mir auch bestimmt die Rüstung kaufen, die Ihr mir versprochen habt, wenn ich ... Euch hierin zu Gefallen bin?« Und dabei schlug sie mit der Hand auf die Bettdecke.
    Tearle warf ihr einen vernichtenden Blick zu. Die Männer räusperten sich verlegen. Böse fuhr er sie an: »Was wollt ihr hier?«
    »Lady Jeanne bittet Euch, zu ihr zu kommen. Mit Eurem Bruder geht es zu Ende.«
    Tearle sprang aus dem Bett und zog sich in aller Eile an. Indessen überlegte Zared: Das Rätsel sagte, wenn der Eine und das Rot sich mischen, dann würden sie es wissen. Nach Olivers Tod würde Tearle der einzige überlebende Howard-Sprößling sein.
    Als Tearle angekleidet war, sagte er zu ihr: »Du bleibst hier. Du hast das Gemach nicht zu verlassen. Kann ich dir trauen, oder muß ich eine Wache aufstellen?«
    Sie wußte natürlich genau, was ihr widerfahren konnte, wenn die Nachricht, daß sie mit Tearle im Bett gelegen hatte, Oliver Howard zu Ohren käme. Solange dieser Mann noch am Leben war, war auch sein Haß auf die Peregrines lebendig. »Ich bleibe hier«, versprach sie und übersah die Blicke, welche die Männer hinter Tearles Rücken wechselten. Später würde noch genügend Zeit sein, um ihnen zu enthüllen, wer sie wirklich war.
    Er bückte sich, um ihr einen Kuß zu geben, erinnerte sich aber rechtzeitig an die Gegenwart der Männer und richtete sich schnell wieder auf. »Ich erwarte von dir, daß du dein Wort hältst«, sagte er. Dann war er weg, und Zared blieb allein im Gemach.
    Sie legte sich in die Kissen und ließ den Blick umherschweifen. Dieses Gemach war ein Symbol dessen, wofür ihre und Tearles Familie gekämpft hatten und gestorben waren.
    Sie wälzte sich auf den Bauch und schloß die Augen. Ihr Mann haßte sie nicht mehr! Das war das einzige, was auf der Welt für sie jetzt zählte.
    Sekunden später war sie eingeschlafen.

17
    Was Zared geweckt hatte, wußte sie selbst nicht. Ein Geräusch konnte es nicht gewesen sein, denn als sie die Augen aufschlug, war nichts zu hören. Das Gemach war dunkel, draußen war Nacht. Schon wollten ihr die Augen wieder zufallen, als sie plötzlich hochfuhr und die Decke an sich zog.
    Am Fuß des Bettes stand eine Frau. Es war eine hübsche ältere Frau. Sie trug ein einfaches Gewand, das Zared an die Kleider ihrer Mutter erinnerte. Die Frau blickte Zared anteilnehmend an. Dann lächelte sie. Es war ein freundliches Lächeln.
    Bestimmt hätte Zared ihr Lächeln erwidert. Doch etwas hinderte sie daran: Sie konnte durch die Frau hindurchsehen!
    Durch die Frau in ihrem Gewand sah sie die Tür dahinter und den Gobelin, der links daneben hing.
    Zared hüllte sich in die Bettdecke und begann zu beten.
    Das Lächeln der Frau erlosch. Jetzt schien sie ein bißchen traurig darüber zu sein, daß Zared sich vor ihr fürchtete. Sie wandte sich um und ging zur Tür. Hier blieb sie stehen und winkte Zared, ihr zu folgen. Dann glitt sie durch die Eichenfüllung und verschwand.
    Zared war wie gelähmt. Sie dachte gar
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