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Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Titel: Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge
Autoren: Kristine Gasbarre
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immer Männer lieben, die weggehen …
    Unten klingelt das Telefon. Der Anrufbeantworter springt an. Mühsam rolle ich mich aus dem Bett: Ich trinke nie wieder, nehme ich mir vor. Das Telefon klingelt erneut, und als ich in die Küche gehe, stelle ich fest, dass Mom von ihrem Handy aus anruft. Ich kratze mich am Kopf. »Hallo?«
    »Bist du gerade aufgewacht?«
    »Nein.« Mein Mund schmeckt nach Pappe. »Mir geht es nur nicht gut.«
    »Oh. Dad und ich sind mit Grandma in der Stadt.«
    »Ach so, ja. Ihr wolltet ja heute Blumen für Grandpa pflanzen.« Ich muss mich setzen.
    »Ja, das haben wir schon gemacht.« Ich habe es also verpasst. »Grandma hat uns etwas erzählt, aber das soll sie dir selber berichten.«
    Ich setze mich. »Okay.« Oh nein, gar nichts ist okay …
    »Liebes?«
    »Grandma?«
    Sie kichert. »Es ist wirklich albern, aber wir haben uns unterhalten, als wir Grandpas Blumen gepflanzt haben – ach, apropos, du solltest sie sehen, wunderschöne rote, weiße und violette Geranien, die deine Mutter entdeckt hat, und deine Tante hat frischen Rindenmulch aufs Grab gestreut –, ja, und als wir den Plastikbehälter mit den violetten Geranien umgedreht haben, rate mal, was herauskam!«
    »Was?«
    »Ein Frosch!«
    Ich lache, kriege aber sofort Kopfschmerzen davon. »Grandpa wollte dir wohl einen Streich spielen, was?«
    Sie kichert. »Ja.« Ich höre meinen Dad im Hintergrund. »Ach, Liebes, dabei fällt mir ein, an dem Tag, als wir mit Chris und seinen Großeltern beim Brunch waren …«
    »Ja?«
    »Nun, da hatte ich das Gefühl, Dr. Christopher … er ist der richtige Mann für dich.«
    Ich muss sie falsch verstanden haben. »Was hast du gerade gesagt, Grandma?«, flüstere ich ins Telefon.
    »Ich habe das sichere Gefühl, dass Chris dein Ehemann wird.«
    »Oh, mein Gott!«
    Sie lacht. »Ich weiß, Liebes, es ist seltsam. Aber bei dem Brunch hat es sich eben so angefühlt.«
    »Du meinst, du hattest eine Vorahnung?«
    »Ich weiß nicht«, erwidert sie. »Es war nur so ein Gefühl.«
    Vorsichtig sage ich: »Grandma, es ist merkwürdig, dass du das gerade jetzt sagst. Ich schäme mich, es zuzugeben, vor allem, da heute so schönes Wetter ist, aber ich liege schon den ganzen Morgen heulend im Bett, weil mir klargeworden ist, dass ich wirklich viel für ihn empfinde.«
    Grandma kichert immer weiter. Sie hatte wahrscheinlich schon lange keine Gelegenheit mehr, sich so ausgiebig über etwas zu freuen.
    Mein Kopf pocht, und ich bekomme Hunger. »Aber, Grandma, ich zögere noch.«
    »Ja sicher, Liebes.«
    »Ja? Ich habe nämlich nicht das Gefühl, dass er mir so besonders entgegenkommt.«
    »Liebes«, sagt sie. »du hast wirklich eine Menge mit ihm durchgemacht, und ich finde … wie soll ich es sagen? Also, ich finde, es ist gut, dass ihr jetzt mal eine Weile getrennt seid.«
    »Meinst du, dass eine Trennung die Liebe größer werden lässt?«
    »Nein, nicht deswegen, sondern weil du dir erst einmal über deine Gefühle klarwerden musst. Er hat dir ja gezeigt, dass er nicht schnell zur Sache kommt, und, wie ich früher schon gesagt habe, ich finde das gut. Aber wenn er weg ist, hast du gar nicht erst die Möglichkeit, dich Hals über Kopf in die Beziehung zu stürzen …«
    »Was ich früher ständig getan habe.«
    »Ja«, sagt sie. »Vielleicht hast du jetzt einfach die Chance, das alles in einem vernünftigen Tempo anzugehen.« Sie schweigt eine Minute. »Obwohl ich sagen muss: Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du an deinem Geburtstag schon besser wissen wirst, wohin das alles führt.«
    »Wirklich, Grandma?«
    »So um deinen Geburtstag und die Feiertage herum. Geh es locker an. Ein Schritt nach dem anderen. Aber ich sehe wirklich etwas zwischen euch – und ich sage dir, er auch.«
    Wenn jemand weiß, wie Liebe aussieht, wenn jemand beurteilen kann, ob eine Frau und ein Mann gut zusammenpassen, dann ist es Grandma. Sie und ich, wir haben beide gespürt, dass zwischen Chris und mir etwas Vielversprechendes vor sich geht. Ich lehne meine brennende, tränenverschmierte Wange an die kühle Ziegelwand in der Küche. Grandma sieht es auch. Mom kommt wieder ans Telefon, um sich zu entschuldigen, weil sie für Celestes Besuch nichts eingekauft hat, aber ich sage ihr, dass wir sowieso vorhatten, auf den Markt zu fahren.
    Gegen fünf Uhr biegt Celestes Jeep in meine Einfahrt. Als ich hinausgehe, um sie zu begrüßen, sehe ich, dass auf Moms Verandabank ein Zettel liegt, der offensichtlich aus einem Spiralblock gerissen
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