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Liebe Ist Finsternis

Liebe Ist Finsternis

Titel: Liebe Ist Finsternis
Autoren: Caroilne Hanson
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seinen Brustkorb durchstieß.
    Alle schienen auf einmal einzuatmen und eine Frau umklammerte mitfühlend ihre Brust. Dann atmeten sie aus, und das Geschehen ging weiter; das Publikum raschelte wie aufgescheuchte Schlangen, die sich auf den Tod vor ihnen konzentrierten. Lucas zog seine Hand aus dem Körper des Vampirs heraus, das Herz fest mit seiner Faust umklammert. Dann wurde alles zu Asche und rieselte aus Lucas’ Fingern wie Konfetti.
    Val starrte Lucas an. Sein Gesicht war verhärmt, scharfe Linien rahmten seinen Mund, als er sich die Asche von den Fingen wischte. Er war der Menge halb abgewandt, und sie konnte sein Profil sehen, seine Stärke und Entschlossenheit, aber auch einen wachsenden schwarzen Fleck an seiner Seite.
    Es war die Wunde der letzten Nacht und Blut sickerte daraus hervor, sich vor ihren Augen ausbreitend wie ein Ölteppich auf dem Meer. Gab es etwas, das sie tun konnte, um die Herausforderung zu unterbrechen? Eine Möglichkeit, eine Pause zu machen und seine Wunde zu verbinden, in der Hoffnung, dass niemand sonst sie bemerken würde?
    Als ob er wüsste, was sie dachte, drehte er sich zu ihr um und schüttelte ein einziges Mal den Kopf.
    Nein.
    Es gab kein Unterbrechen. Er wendete sich der Menge zu. Marion ergriff aufgeregt Rachels Hand und flüsterte ihr laut ins Ohr, ein Bühnen-Flüstern, das im ganzen Raum hörbar war: „Sieh nur, er ist verletzt. Habe ich dir nicht gesagt, dass er schwach ist?“
    Lucas ignorierte die beiden, und ein weiterer Vampir schlurfte aus der Menge hervor. Es war ein dünner Mann von mittlerem Wuchs, der so unscheinbar war, dass Val sich kaum daran erinnern konnte, wie er aussah, sobald sie von ihm wegsah. Sie konnte sich vorstellen, dass er in einem früheren Leben ein Schneider oder Buchhalter gewesen war. Er erschien sicherlich nicht wie eine Gefahr für Lucas.
    „Edgar.“ Lucas legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Du forderst mich aus freien Stücken heraus? Ein Kampf bis zum Tod?“
    Edgar errötete und öffnete seine Hand nervös. „Ja, das tue ich. Die Fey, die Wölfe. Es ist Wahnsinn, Lucas. Ich war an Eurer Seite, als wir sie niedergemacht haben. Einen nach dem anderen, vor all dieser Zeit.“
    Seine Stimme war wehmütig, als verlöre er sich in Erinnerungen an die Schlachten, in denen sie zusammen gekämpft hatten. „Erinnert Euch, der Mond führte unsere Klingen zum Sieg... und Ihr... als die Schwarze Hexe meinen Sohn nahm, wart Ihr dabei. Ihr weintet mit mir. Doch nun seid Ihr nicht mehr der Krieger, der Ihr wart. Die Hexe ausfindig zu machen, die wir vernichtet haben, sie wieder aufleben zu lassen — warum ?“
    Überraschenderweise verbeugte Lucas sich vor ihm. „Mein Freund, ich bitte dich, deine Herausforderung zu widerrufen.“
    Der Mann lächelte reuevoll. „Mein Herr, für die Liebe, die ich für Euch hege, ich flehe Euch an, weder die Fey noch die Wölfe zu verfolgen. Das Leben ist immer noch aufregend genug, ohne Gefahr zu schaffen.“
    Lucas schüttelte in sanfter Ablehnung den Kopf. „Da liegst du falsch, mein Freund. Wir sind wie verzogene Kinder geworden, zerstören die Welt und Menschen für eine uferlose Freude. Wenn irgendwer meine Motive verstehen sollte, dann solltest du das sein.“ Der Mann knirschte mit den Zähnen und sah von Lucas weg, die Unterhaltung zu Ende.
    Lucas trat zurück, nicht mehr der Freund, sondern der König. „Wie wirst du mich herausfordern?“
    Der Mann nickte leicht und rief nach seiner Waffe. Eine Wache kam nach vorne, ein Schwert darbietend. Er nahm es, hob es an seine Lippen und küsste die Klinge, das silberne Metall rauchend, als es mit seinem Fleisch in Kontakt kam.
    Eine weitere Wache kam nach vorne und reichte Lucas ein riesiges Breitschwert. Es war so groß und schwer, dass Valerie wusste, sie könnte es nicht anheben, geschweige denn das Ding schwingen.
    Nicht dass irgendwer wollte, dass sie kämpfte.
    Lucas schwang das Schwert in einem lässigen Bogen, sein Gewicht in einem Übungshieb testend, bevor er Edgar in der Mitte des Raumes traf. Die Leute in der ersten Reihe, dem Geschehen am nächsten, schienen etwas nervös aufgrund der zwei unmittelbar vor ihnen kämpfenden Männer. Eine Wache stieß mit seinem Stab auf dem Boden auf, den Beginn des Kampfes anzeigend.
    Lucas lächelte bitter und nahm eine Kampfhaltung ein, keine Anzeichen dafür zeigend, dass er die Wunde in seiner Seite, von der nun Blut auf den Boden tropfte, spürte. Mit einem scharfen Klingen krachte Edgars Schwert in
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