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Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn

Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn

Titel: Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn
Autoren: Cecily von Ziegesar
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eine Sache hinaus?
    Weil es laut Darwin in der Natur des Menschen liegt, sich fortzupflanzen.
    »Weil ich es weiß, Ave«, sagte er sanft. Sie sah ihn mit tränenverhangenem Blick an. Ihre Wimperntusche war verlaufen und ihre kunstvolle Hochsteckfrisur hatte sich aufgelöst. Das letzte Mal, als er sie weinen gesehen hatte, mussten sie ungefähr fünf gewesen sein. Damals hatte er ihr aus Versehen mit einer Schaukel den rechten Vorderzahn ausgeschlagen. Seitdem hatte sie sich immer diszipliniert im Griff gehabt. Aber wenn er ehrlich war, konnte er mit einer weinenden Avery besser umgehen als mit einer schnippischen. So war sie einfach nur seine Schwester, die getröstet werden musste.
    Ein paar Nachhilfestunden über die Funktionsweise des männlichen Gehirns könnten ihr allerdings auch nicht schaden.
    »Es ist nicht so, wie du denkst. Rhys ist wirklich ein feiner Kerl«, erklärte Owen. »Und für diese SMS konnte er nichts. Eigentlich ist das alles irgendwie meine Schuld. Wir haben uns im Schwimmteam in die Idee verrannt, dass Rhys nur dann endgültig über Kelsey hinwegkommen kann, wenn er so schnell wie möglich was mit irgendeinem anderen Mädchen anfängt. Und als ich dann diese verrückten betrunkenen Engländerinnen kennengelernt hatte, hab ich ihn dazu genötigt, sich mit ihnen zu treffen. Was ich nie gemacht hätte, wenn ich das mit euch beiden gewusst hätte.«
    Avery schwieg einen Moment lang. »Das ist das Dämlichste, was ich je gehört hab«, sagte sie schließlich. Aber Owen sah, wie es um ihre Mundwinkel zuckte, so als müsste sie sich unglaublich anstrengen, nicht zu lächeln.
    »Dämlich? Du überschätzt uns. Es war voll daneben. Aber jetzt mal ehrlich: Glaubst du wirklich, dass ich mir so einen Scheiß tatsächlich aus den Fingern saugen könnte?«, fragte er kopfschüttelnd.
    Laut Darwin liegt es übrigens in der Natur der Männer, sich voll danebenzubenehmen.
    »Wohl eher nicht.« Seufzend wischte sich Avery mit dem Handrücken über die Augen. »Trotzdem … vielleicht ist er einfach noch nicht bereit für eine neue Beziehung.«
    »Vielleicht ja doch. Aber das müsst ihr beide allein herausfinden.«
    »Warst du schon mal so richtig verliebt?«, fragte Avery schniefend.
    Owen dachte an Kelsey. Damals hatte er geglaubt, er wäre in sie verliebt. Er hatte sogar Averys Frédéric-Fekkai-Shampoo aus dem Badezimmer geklaut, weil sein Apfelduft ihn an Kelsey erinnerte. Aber jetzt wusste er schon kaum mehr, wie es roch. Ihm fiel seine Unterhaltung mit Remington auf der Yacht ein. Remington hatte Jahre auf die wahre Liebe warten müssen, weil er sich immer wieder auf Frauen eingelassen hatte, die ihn nicht inspirierten oder herausforderten. So wollte er nicht sein. Jetzt nicht und schon gar nicht später, wenn er so alt war wie Remington. Vielleicht war es an der Zeit, alles ein bisschen langsamer angehen zu lassen und nicht mehr ständig Dornhaie an Land zu ziehen oder wie auch immer man das umschreiben wollte.
    »Nein«, gestand Owen. »Aber wenn das mit dir und Rhys klappt, dann erzählt mir, wie es sich anfühlt.« Er legte den Arm um Averys Schulter und zog sie an sich.
    »Danke.« Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. »Trotzdem denke ich irgendwie die ganze Zeit, dass das mit Rhys und mir nur deswegen passiert ist, weil wir im Urlaub sind …« Sie stand auf und klopfte sich den Sand von ihrem Kleid. »Aber für heute hab ich genug gegrübelt. Bringst du mich zum Bungalow zurück?«
    »Klar.« Owen stand ebenfalls auf und hielt ihr den Arm hin, damit sie sich einhaken konnte.
    Da hat sich aber gerade jemand den »Bester Bruder der Welt«-Pokal verdient.

die letzte chance
    Rhys saß kreuzunglücklich an der hufeisenförmigen Hotelbar, ohne die sich angeregt unterhaltenden und lachenden Pärchen um sich herum wahrzunehmen. Wortlos schob er dem grauhaarigen Barkeeper sein leeres Glas hin.
    »Danach sollten Sie vielleicht besser eine Pause machen, mein Freund«, mahnte dieser ihn gutmütig, nachdem er ihm den dritten Scotch auf Eis eingeschenkt hatte.
    »Danke.« Rhys nahm einen großen Schluck und genoss es, wie der Whisky ihm die Kehle hinunterbrannte. Wenigstens für einen winzigen Moment lenkte es ihn davon ab, dass in seinem Leben gerade alles völlig schieflief. Owen wollte ihm die Eier abschneiden und Avery hielt ihn für ein mieses Arschloch. Was irgendwie fast noch schmeichelhafter war als das, wofür er sich selbst hielt: einen jämmerlichen Waschlappen. Warum hatte er Hugh nicht einfach
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