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LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)

LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)

Titel: LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)
Autoren: Noah Fitz
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brennender Schmerz, der seine menschliche Hülle zu versengen drohte, durchfuhr seinen schwachen Körper bis zum Knochenmark und seinem Herzen. Warm troff das Blut aus der Wunde, die immer tiefer wurde. ‚ Er nimmt mir heute mein Leben, wie ich einst seins genommen habe, genau heute vor dreiundzwanzig Jahren. Also war er damals zehn, heute dreiunddreißig, wie der Herr Jesus ...‘ Blut rann aus seinem Mund und hinderte ihn daran, klar zu denken. ‚ Er ist der neue Messias. Er bestrafte alle Menschen mit dem Tod und weist mir mit ihren toten Leibern den Weg zu meinem Bestimmungsort. Da, wo ich meinen letzten Frieden finde?‘ Die scharfe Klinge berührte nun sein Herz.
    „Bereust du deine Sünden, wenn ja, wird deine Seele frei sein, und du bekommst eine zweite Chance“, hörte Raphael die ihm gut bekannte Stimme. Sie war nicht mehr so hell wie vor dreiundzwanzig Jahren, dennoch unverkennbar.
    Raphael bereute es, alles kam zu spät, er starb.
    Ein leichter Duft nach Rosen betäubte den Schmerz des Todes. Morgenstern versuchte die Luft tiefer einzuatmen. Die schmale Klinge, die nun tief in seinem Herzen steckte, hinderte ihn daran, dies zu tun.
    Das Gefühl war nicht so berauschend, wie Gabriel es sich erhofft hatte. Er träumte davon, endlich Ruhe zu finden, wenn er Raphael getötet hatte. Genauso wie damals bei seinen Eltern, oder im Kloster. Nein, Scham und Verzweiflung waren das Einzige, was ihm blieb.
    Der schlaffe Körper seines Erzfeindes hing an seiner Klinge, nur diese gab dem Toten den Halt und hinderte ihn daran zu fallen. Der Körper wurde immer schwerer, immer mehr Blut rann aus der todbringenden Wunde, die er dem wehrlosen Menschen zugefügt hatte. Ganz in seine Gedanken vertieft, hörte er nicht, wie die Pforte zur Kirche geöffnet wurde. Gabriel hörte auch nicht, wie ein roter Schatten sich auf nackten Füssen an ihn heranpirschte. Wie ein Raubtier schlich sein Verfolger auf nackten Fußsohlen über den alten Mosaikboden. Er hörte auch nicht das Rascheln von schwarzen Gewändern. Auch nicht, wie er von seinen früheren Brüdern umrundet wurde.
    Zum ersten Mal betete Gabriel zu Gott. Ihm tat es leid, den knienden Mann getötet zu haben. Ihm tat es auch leid, Raphael für sein verpfuschtes Leben zu beschuldigen.
    Gabriel würde alles daran setzen, sein Leben gegen das seines Feindes einzutauschen. Nun war es zu spät. Der Dolch, den er vor nicht allzu langer Zeit von der Decke der kleinen Kirche nahm, hatte dem armen Mann das Leben genommen.
    Erst als er den langen Dolch der Vergeltung aus dem erschlafften Körper herauszuziehen begann, vernahm er den ihm nur allzu bekannten Geruch nach Weihrauch und Minze. Etwas streifte seinen Hals. Gabriel schmeckte sein eigenes Blut, das warm und zäh war. Als er sich herumdrehte, sah er den Vollstrecker. An den Augen erkannte er seinen Freund, denn der Rest seines Körpers war von rotem Stoff bedeckt. Erst jetzt wurde Gabriel bewusst, dass er den Falschen getötet hatte. Die Erleuchtung und die Erkenntnis kamen spät.
    „Olaf, du?“
    Die Klinge zuckte leicht und fuhr schließlich tiefer in das Fleisch des Verräters. Gabriel starb neben seinem Erzfeind, von der Hand seines treuen Begleiters, Olaf Kovatsch. Der älteste Bruder in schwarzer Kutte nickte unmerklich. Die Sünde wurde gesühnt. Olaf hatte es geschafft.
     
     
    *****
     
     
    Raphaels Atem glich einem leichten Windhauch, der jede Sekunde aufzuhören drohte. Seine Brust hob sich nicht mehr. Der vertraute Geruch nach Rosen wurde noch intensiver. Er hörte Menschen, so als befände er sich bei einem gut besuchten Gottesdienst. Es roch immer noch nach Weihrauch, Raphael hörte viele Stimmen, die von aufgebrachten Menschen stammten, sie klangen gedämpft und aufgeregt. Er spürte, wie er zu Boden sank. Sein Herz schrie vor Schmerz. Es war so, als gösse ihm jemand flüssiges Metall über eine offene Wunde. Er schrie vor Qual. Seine Augenlider zuckten, er halluzinierte, das wusste Raphael, er sah für einen Moment seine Frau. Daniela. Wie eine Erscheinung aus dem Jenseits. Wie ein Engel. Sie sah anders aus, als er sie in seiner Erinnerung in sich trug. Sie sah etwas jünger aus, ihr Kopf war nicht kahl, ihr schönes braunes Haar hing gelockt in ihr gepflegtes rundes Gesicht. Ihre Wangen waren gesund und rosig. Die Augen nicht von braunen Tränensäcken verunstaltet. Sie sah hübsch und geschminkt aus, dennoch war ihr Gesicht ängstlich verzerrt. Raphael sah es durch einen Schleier, so als wäre er von
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