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LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)

LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)

Titel: LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)
Autoren: Noah Fitz
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Mantels wieder das zu einem Klumpen geformte Stück Papier. Das Verlangen nach einer Zigarette wurde unerträglich.
    „Meinte der Typ gar meinen Sohn damit?“ Er hörte sich selbst reden. Seinen Sohn vermisste er in der letzten Zeit mehr denn je. Nach dem Tod seiner Frau hatte er niemanden mehr, auch sein Stammhalter hatte ihn verlassen. Jochen hatte eine Arbeitsstelle in der Schweiz.
    Woher wusste der Verfasser von seinem Sohn?
    „Blödsinn“, dachte Raphael erzürnt über sich selbst.
    ‚Waren bestimmt irgendwelche Halbwüchsige. Hatten die nicht Sommerferien? Das würde nämlich so einiges erklären. Auch sein gestohlenes Fahrrad. Ich war ja als Kind auch nicht anders. Von meinem Wohnort wusste nur Lisa und wenige von meinen guten Freunden.
    Eine Zigarette, wäre jetzt genau das Richtige‘.
    Der Gedanke an eine Raucherpause ließ ihn das Thema abhaken.
    Der nicht mehr ganz junge Polizist stand ächzend auf. Er wollte nicht mehr an die kindische, in Reimen gehaltene Botschaft denken.
    „Was geht hier eigentlich vor? Was für unsinnige Gedanken haben sich in meinem Kopf eingenistet?“ Das alles sprach Raphael Morgenstern laut vor sich her. „Du bist ein Kriminalinspektor, reiß dich endlich zusammen“, sagte er übertrieben laut.
    Von einem Morgenmantel umhüllt, mit nackten Füßen in nicht ganz neuen Hausschuhen steckend , auf denen ein 'Guten Morgen' aufgestickt war - woher er die Pantoffeln hatte, wusste Raphael schon lange nicht mehr - vermutlich aus alten Zeiten, als seine Frau noch am Leben war, hatte er die jetzt nicht mehr weichen Schuhe aus irgendeinem Hotel mitgehen lassen - ging er auf den Balkon, der mehr einem kleinen Steg glich. „Es gibt Busse, deren Trittbretter größer sind als mein Balkon“, sagte er einst zu Michael, als sie sich beim Rauchen das kleine Terrain teilen mussten. Raphael wollte ja schon längst damit aufhören, deswegen ging er jedes Mal, wenn er rauchen wollte, raus aus seiner Wohnung.
    Noch vor der Balkontür, die im Sommer fast immer weit offen stand und nur mit einem Fliegengitter das Innere vor den lästigen kleinen Biestern schützte, glomm schon der Stängel. Eine angefangene Schachtel lag auf dem Fenstersims vor der Balkontür.
    Eine Zeit lang hatte Morgenstern sich die Zigaretten selber gestopft. Damit wollte er zumindest die Anzahl der Zigaretten reduzieren. Er nahm sich vor, nur so viel zu rauchen, wie er am Vorabend gestopft hatte. Die Zigaretten-Automaten, von denen die Straßen übersät waren, machten jedes Mal einen dicken Strich durch seinen Plan.
    Morgenstern starrte ins Leere. Die Landschaft war nur mit wenigen Häusern bebaut. Sein Haus stand fast am Rande der kleinen Siedlung, somit hatte er einen schönen Ausblick auf den grünen Wald. Ab und zu sah er sogar das heimische Wild, das sich ab und an aus dem grünen Versteck hinaustraute.
    Ein langer Zug an der glimmenden Zigarette störte knisternd die vollkommene Stille des heutigen Morgens.
    Auch der sonst so angenehme Rauch schmeckte dem beurlaubten Kommissar heute nicht.
    Draußen wurde es langsam etwas heller, was für die Sommerzeit nicht außergewöhnlich war. Die Straßenlaternen brannten noch, die Luft roch frisch und rein. Raphael genoss den Geruch der kühlen Sommerbrise, bevor die morgendliche Frische von dem Qualm seiner Zigarette verpestet wurde. Da half auch das Fliegengitter nicht, der Rauch kroch schnurstracks durch die kleinen Öffnungen in seine unaufgeräumte Wohnung, ihn störte diese Tatsache kein bisschen. Morgenstern empfand den Tabakgeruch im Allgemeinen in keinster Weise als unangenehm. 
    Eine der Laternen begann plötzlich zu flackern und weckte ihn aus seiner Totenstarre.
    Sich am Rand des Balkons abstützend, untersuchte er die Gegend, was ein totaler Quatsch war, denn der so schon dreiste Unbekannte blieb bestimmt nicht in der Nähe und wartete ab, bis er gefunden wurde. Nein, wenn er nicht ganz dämlich war, war er schon längst über alle Berge bei den sieben Zwergen. 
    Den kleinen Zettel hielt er immer noch in seiner Hand zwischen Daumen und Zeigefinger, geistesabwesend rieb Raphael an der glatten Oberfläche des Papiers. Seine Finger mussten es wieder auseinander gefaltet haben, denn es war nicht mehr verknüllt. So kannte sich der niedergeschlagene Polizist nicht. 'Ich werde langsam alt' , stellte Morgenstern nüchtern fest.
    Seine Augen lasen wieder den dämlichen Reim.
    Schon war er dabei, den Fetzen wegzuwerfen, drehte ihn unbewusst und gedankenverloren herum.
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