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Liebe braucht keinen Ort

Liebe braucht keinen Ort

Titel: Liebe braucht keinen Ort
Autoren: Susan Waggoner
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irgendwas getan   …?«
    »Nein, das ist es nicht«, antwortete er. »Es sind deine Haare.«
    »Oh.« Liza hob eine Hand, um die üblichen widerspenstigen Strähnen wieder hinter die Ohren zu streichen, und merkte, dass sie ihr Haarband verloren hatte und ihr die verworrenen rotbraunen Locken lose um den Kopf hingen. Das war es also. Ihre Haare überraschten die Leute öfter, aber doch niemals so,dass sie sie dermaßen lange anstarrten. Sein unverwandter Blick machte sie ganz nervös.
    »Es ist nicht so, dass ich die einzige Rothaarige bin, die noch übrig ist, weißt du. Wir sind mindestens hunderttausend. Es ist ein rezessives Gen, kein ausgestorbenes. Du musst doch wenigstens schon einmal ein Holo von einer Rothaarigen gesehen haben? Pff. Von welchem Planeten kommst du denn?«
    David Sutton stand auf, reckte sich elegant, und Liza bemerkte plötzlich, wie groß er war.
    »Ihr nennt ihn Gliese 581   C«, antwortete er. »Wir nennen ihn Omura. Hat Dr.   Morgan dir das nicht gesagt?«

Kapitel 3
    Der Tag der Landung
    Liza raste so schnell den Gang entlang, dass sie den kühlen Wind auf ihrem Gesicht spürte. Ein Außerirdischer? Wie war denn das passiert?
    Es gab nicht viel auf der Welt, das Liza wirklich gar nicht mochte – sie hatte sogar gelernt, nicht vor den gedünsteten Tomaten zurückzuschrecken, die man ihnen im Wohnheim zum Frühstück vorsetzte   –, aber der Gedanke an Außerirdische ängstigte sie. Und obwohl sie nie wirklich einen kennengelernt hatte, war sie sich immer sicher gewesen, dass sie es sofort merken würde.
    Und nun war genau das Gegenteil eingetreten. Ganz gleich, wie schnell sie ging, sie konnte den Augenblick dieser tiefen Verbindung nicht vergessen. Sie hatte das Gefühl, dass man sie durch einen Trick dazu gebracht hatte, sich jemandem zu öffnen, der nicht hierher gehörte und dessen Zivilisation mit ihrer Ankunft das Leben ihres Vaters ruiniert hatte.
    Liza verlangsamte ihre Schritte erst wieder, als sie durch die Doppeltür in die Abteilung der Empathen zurückgekehrt war.Endlich wieder im sicheren Hafen. Sie hielt inne und holte tief Luft, um zu vergessen.
    Die wässrig blauen Lichter hatten gerade erst begonnen, sie zu beruhigen, als sie Piper sah, die ihren dunklen schmalen Kopf über den runden Hauptschreibtisch gebeugt hatte. War Piper nicht auf dem Weg zu Antoine, dem Patienten mit dem neu wachsenden Bein, gewesen? Wenn Piper erfuhr, dass Liza sich zu David Sutton hingezogen gefühlt hatte, wäre das für sie vermutlich das Tüpfelchen auf dem i, dachte Liza und versuchte, schnell am Schreibtisch vorbeizueilen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Vergebens. Sie spürte, wie ihr die Röte den Hals hinauf und über die Wangen kroch und dort wie Feuer brannte.
    Piper bemerkte es sofort. »Oh, Liza!« Der übertrieben besorgte Gesichtsausdruck war vollkommen unaufrichtig, genau wie ihr süßlicher Tonfall. »Geht es dir gut? Stimmt was nicht?«
    »Es geht mir gut«, antwortete Liza, und ihre Stimme klang sehr viel weniger lässig, als sie gehofft hatte. Sie hob ihr Kinn ein wenig. »Es geht mir gut.«
    Piper zog die Augenbrauen in die Höhe und ließ die offensichtliche Frage in der Luft schweben.
Wenn es dir gut geht, warum bist du dann hier und musst noch einmal abstreifen?
Als sie dann sprach, war ihre Stimme voller Sarkasmus. »Es freut mich, dass es dir gut geht, Liza. Denn wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass du durchdrungen bist.«
    Liza weigerte sich, auf diesen Kommentar einzugehen. »Solltest du nicht gerade meinen Patienten mit dem neu wachsenden Bein behandeln?«, fragte sie.
    »Ich hole mir gerade noch zusätzlichen Input«, sagte Piper fröhlich und ließ ihren Palmtop in die Kitteltasche gleiten. »Ich wünsche dir eine schöne Schicht.«
    Liza konnte das hämische Grinsen hinter Pipers Lächeln beinahesehen. Aber als sie den Korridor hinunterging, um erneut abzustreifen, war es nicht das, was ihr zu schaffen machte. Es war der Gedanke, dass Piper trotz des übertriebenen Spotts tatsächlich recht gehabt hatte. Sie war durchdrungen. Von einem Außerirdischen.
    Die Außerirdischen waren in dem Sommer angekommen, als Liza sechs Jahre alt war, kurz vor Anfang des Schuljahrs. Sie wusste damals nicht einmal, was Außerirdische waren, aber sie sollte sich ihr ganzes Leben lang an dieses Wochenende erinnern. Es war das erste Mal, dass sie feststellte, dass die Welt größer war als sie und ihre Eltern und deren Freunde. Größer und ziemlich anders.
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