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Liebe braucht keinen Ort

Liebe braucht keinen Ort

Titel: Liebe braucht keinen Ort
Autoren: Susan Waggoner
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durchflutet und von Tragödien überschattet waren.
    »Es ist in Ordnung, Liebes. Ich habe diese Fassungen entworfen, ehe irgendwas schiefgegangen ist. Sie sind nicht   … das heißt, ich glaube nicht, dass sie   … ähm   … wie soll ich es sagen   … sie haben nichts absorbiert   … «
    Neunzig Jahre vor Lizas Geburt hatte man die erste Generation von Robotern in den Weltraum geschickt. Liza erinnerte sich noch immer genau daran, wie das Hologramm von der hellblauen Rakete aus ihrem Sozialkundebuch gesprungen und in einer Dampfwolke durch die Zimmerdecke verschwunden war. Sie liebte Holos, und das war ein ganz besonders gutes gewesen, so klar und deutlich, dass sie sehen konnte, dass auf der Seite der Rakete der Schriftzug
Tiffany
gestanden hatte.
    Der berühmte Juwelier war sich sicher gewesen, dass es da draußen im Weltraum kostbare Edelsteine geben musste, und hatte eine zwölf Jahre andauernde Mission zum Planeten Neptun finanziert. Weil Roboter nicht durch die Gebrechlichkeit des menschlichen Körpers oder durch Gefühle behindert wurden, erduldeten sie ohne Murren die Langeweile der unendlichen Reise und funktionierten auch in der giftigen Methan-Atmosphäre auf dem Neptun – einer Atmosphäre, in der es, wie die Wissenschaftler damals den Leuten von
Tiffany
versichert hatten, Diamanten regnen würde. Die Roboter füllten eine kleine Raumkapsel mit Edelsteinproben, schickten sie auf die Rückreise zur Erde und begannen, eine Kolonie aufzubauen, die diese Steine im großen Stil sammeln sollte.
    Auf der Erde hatte
Tiffany
einen Wettbewerb für das schönste Design von Ringen, Colliers, Armreifen und Ohrringen ausgeschrieben.Ellie Hart, die damals gerade frisch verheiratet war, gewann.
    Einige Jahre später fingen die Dinge an schiefzulaufen. Die Roboter, die eigentlich der Atmosphäre des Neptuns hätten trotzen sollen, fielen einer nach dem anderen aus. Alle ihre Systeme versagten, aber nie alle gleichzeitig und niemals in vorhersehbaren Mustern. Anstatt ihre Aufgaben zu erledigen, bis ihre Chips abstürzten, versuchten die Roboter, einander zu reparieren. Bald wurde klar, dass sie, obwohl sie nicht darauf programmiert waren, Freundschaften und Bündnisse geschlossen hatten. Die Meldungen, die sie zur Erde zurückschickten, waren voller Trauer. Was mit ihren Freunden geschah, schien ihnen genauso viel auszumachen wie ihr eigenes Schicksal, vielleicht sogar mehr.
    Es sah ganz so aus, als hätten die Roboter menschliche Züge angenommen.
    »Obwohl sie natürlich keine Menschen sind!«, hatte ein Hologramm mit einem Regierungssprecher in Lizas Sozialkundebuch verkündet. »Was in unseren Augen wie Freundschaft aussieht, ist in Wirklichkeit ein Programmierfehler. Wir haben den Robotern zu viel Freiheit gegeben, sich an ihre Umgebung anzupassen. Wir müssen jetzt lediglich eine kleine Änderung im Kernprogramm vornehmen   … «
    Aber keine der kleinen Änderungen funktionierte. Man konnte nichts rechtzeitig unternehmen, um die Roboter zu retten. Sie rosteten einer nach dem anderen und starben. Als ihre letzte Botschaft die Erde erreichte –
Wir haben unser Äußerstes gegeben und sind niemandem böse
–, hatten die Leute sie beinahe als menschliche Wesen akzeptiert und betrauerten ihr Schicksal. Die Demokratien überall auf der Welt verboten jegliche weitere Entwicklung künstlicher Lebensformen.
    Als endlich die erste – und einzige – Lieferung von Neptun-Diamantendie Erde erreichte, war der letzte Roboter bereits verstummt. Alle hatten die letzten Stunden ihrer Existenz damit verbracht, ihre Mission zu erfüllen, und dafür gesorgt, dass zumindest eine Lieferung Diamanten zur Erde zurückgeschickt wurde. Diese Diamanten waren nun zu Neptuns Tränen geworden. Zwei Sets von Schmuckstücken wurden nach den Entwürfen von Mrs   Hart gefertigt. Das mit den echten Diamanten konnte man inzwischen hinter kugelsicherem Glas bewundern und es trug die Inschrift
Den Helden gewidmet
. Das andere Set wurde mit künstlichen Steinen bestückt und Mrs   Hart überreicht.
    Die Steine, die Mrs   Hart trug, waren hervorragende Imitate, dachte Liza. Wer immer sie hergestellt hatte, hatte es geschafft, das einzigartige Champagnerglitzern der echten Steine nachzubilden. Die Leute versuchten immer noch ergebnislos, diesen Farbton zu imitieren. Man suchte auch in den diamantreichen Bergen des Arktischen Ozeans danach, aber bisher hatte niemand Erfolg gehabt. Liza fragte sich, wer wohl diese Imitate hergestellt
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