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Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)

Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)

Titel: Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
Autoren: Sabine Richling
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er da gerade getan hat. Er hat einer Verrückten, die seinen Innenhof besetzt hielt, einen Job gegeben, obwohl sie absolut nicht für die Arbeit auf einem Gutshof taugt. Das muss ihm sofort klar gewesen sein.
     
    Am nächsten Morgen erscheine ich pünktlich um neun Uhr zum Arbeitsantritt. Mr. Downey erwartet mich bereits und drückt mir einen großen Besen in die Hand. 
    „So, dann zeigen Sie mal, wie gut Sie im Fegen sind. Es gibt hier drei Stallgebäude. Ich hoffe, die Arbeit wird Ihnen nicht zu viel“, bemerkt „Knochi“ amüsiert und zwinkert mir zu. „Ihr gestriger Auftritt hat sich hier herumgesprochen. Einige Mitarbeiter sind schon ganz neugierig auf Sie. Ich bin mir sicher, dass Sie sich schnell einleben werden. Herzlich willkommen!“ Er reicht mir seine dünne Hand. Das ist doch schon mal ein guter Anfang.
     
    Am Nachmittag, als ich gerade den Besen für eine kleine Verschnaufpause beiseitelege, bekomme ich überraschend Besuch. Eine junge attraktive Dame in meinem Alter betritt den Stall und eilt in einem hastigen Tempo auf mich zu.
    „Wenn du glaubst, dass du hier einfach so hereinschneien kannst, um mir ein zweites Mal das kaputt zu machen, was ich mir erarbeitet habe, dann täuschst du dich gewaltig. Ich werde das nicht zulassen.“
    Wow! Veronica Stephens. Wir kennen uns seit der Schulzeit und haben im selben Krankenhaus in Edinburgh gelernt. Während ich mich zu einer passablen Krankenschwester entwickelte, blieb sie auf dem Stand einer Vorzeitheilerin stehen. Das scheint sie mir ewig übel zu nehmen. Dabei bin ich vollkommen schuldlos an ihrer Misere. Trotzdem scheint sie mich heute noch für alles verantwortlich zu machen.
    „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Veronica. Ich habe nicht vor, dir irgendetwas wegzunehmen. Ich brauchte nur einen Job. Oder möchtest du lieber die Stallgassen pflegen?“, frage ich mit einem ironischen Unterton.
    „Sei nicht albern“, erwidert Veronica, „zu solch einer Arbeit würde ich mich niemals herablassen.“
    „Na bitte, dann hast du ja kein Problem mit mir. Denn ich mache diesen Job gern.“
    „Ja, du hast dich schon früher durch die Hintertür eingeschlichen und mich ins Abseits gedrängt.“
    Langsam bin ich ernsthaft verärgert. Sie hat kein Recht, so mit mir zu reden. Schließlich hab ich ihr damals aus der Patsche geholfen. Offensichtlich hat sie ein verschrobenes Bild der eigentlichen Realität. Vielleicht sollte ich ihrem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge helfen.
    „Du weißt genau, Veronica, dass du dir alles selbst zuzuschreiben hast. Du solltest dir die Wahrheit eingestehen.“
    Sie wirft ihr blondes Haar energisch nach hinten und sieht mich provozierend an.
    „Ich warne dich, Jennifer, solltest du deine Nase zu tief in Angelegenheiten stecken, die dich nichts angehen, dann werde ich dafür sorgen, dass du in dieser Gegend keinen Fuß mehr auf den Boden bekommst“
    Wie eine Dampflok stampft sie rauchend hinaus und knallt rabiat die Tür ins Schloss.
    Diese unerfreuliche Begegnung könnte mir allerdings den guten Start hier verderben. Am besten gehe ich Veronica die erste Zeit einfach aus dem Weg. Dann dürfte sich der Sturm im Wasserglas schon wieder legen. Hoffe ich.
    Ich höre leises Lachen hinter mir. Erstaunt drehe ich mich um und erblicke „Knochi“, der das unschöne Wiedersehensgespräch zwischen Veronica und mir detailgenau mitbekommen haben muss, denn er arbeitete gerade unbemerkt in einer der hinteren Pferdeboxen.
    „Sie sind ein couragiertes, furchtloses Mädchen. Ich kann mir schon vorstellen, dass Sie für Veronica Stephens eine gefährliche Konkurrenz werden könnten.“
    „Nicht doch. Ich habe wirklich keine Ambitionen auf eine Beförderung. Ich möchte eigentlich nur in Ruhe meine Arbeit machen und genügend Zeit zum Lernen finden.
    „Wir werden sehen“, murmelt „Knochi“ vieldeutig.
    Weiß er bereits etwas, was mir bislang verborgen blieb? Dann würde ich es gern erfahren.
     „Wie meinen Sie das?“, will ich wissen.
    Lächelnd verlässt der alte Mann den Stall. Von einer Erklärung keine Spur. Seltsamer Kauz.
     
    Nach ein paar Tagen habe ich schon mit einigen Mitarbeitern des Hofes Bekanntschaft gemacht. Die meisten von ihnen sprachen mich bewundernd auf meinen kleinen Sitzstreik im Innenhof an und konnten es kaum fassen, dass ich auf diese Art zu einem Job gekommen bin. Tja, hätte ich auch nicht gedacht. Aber Hartnäckigkeit zahlt sich anscheinend aus. Das ist genetisch bedingt. Ich kann nix
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