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Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)

Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)

Titel: Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
Autoren: Sabine Richling
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unpassend.
    Mr. Downey zeigt mit seinem Finger auf mich und redet ganz aufgeregt drauflos. Pack deinen unverschleierten Finger wieder ein! Wie ungezogen!
    „Mr. Barclay, diese junge Dame will einfach nicht einsehen ... Sie hat nach einer Anstellung gefragt ... Jetzt ist sie einfach in den Sitzstreik getreten ... Was hätte ich denn tun sollen? ... Es ist mir wirklich schrecklich unangenehm. Bitte entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten, aber sie will einfach nicht ... Ich weiß ja auch nicht...“
    Mr. Barclays Gesichtszüge scheinen zu entgleisen. Wahrscheinlich kann ich seine aufbrausende Ader gleich live erleben. Oh, jetzt wird es spannend. Dabei kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass dieser Mann die Fassung verlieren könnte. Er ist attraktiv und attraktive Männer sind in meiner Vorstellung einfach nicht jähzornig.
    „Sehen Sie zu, dass Sie der Dame einen Posten beschaffen“, sagt er mit einem Mal absolut unerwartet. „Sie sehen doch, dass ich Besuch habe. Was glauben Sie, was dieser Zirkus hier für einen Eindruck macht.“
    „Aber wir haben nichts frei. Alle Stellen sind besetzt. Wo soll ich sie einsetzen?“
    „Mr. Downey, Sie sind für die Koordination aller wichtigen und nichtigen Dinge zuständig. Wenn ich Ihnen solche Fragen beantworten könnte, bräuchte ich Sie hier nicht. So viel Verstand sollten Sie schon selbst besitzen, um dieses kleine Problem zu lösen.“
    Mr. Barclays Blick fällt auf mich.
    „Kennen Sie sich mit Pferden aus?“
    Kreidebleich schaue ich ihn an. Oh je. Muss er mich ausgerechnet nach Pferden fragen?
    „Ich bin als Kind mal auf einem Pony geritten.“
    Verlegen kratze ich mich hinterm Ohr. Was für eine blödsinnige Antwort. Ich hätte auch einfach nein sagen können. Aber das wäre ja zu simpel gewesen. Wenn’s richtig drauf ankommt, plappere ich dummes Zeug. Und jetzt kommt’s gerade richtig drauf an. Mir fehlt in den ausschlaggebenden Momenten immer noch das Verhandlungsgeschick. Das muss ich dringend noch üben. Wie auch immer. Mit Pferden kenne ich mich jedenfalls nicht die Bohne aus. Diese Tiere sind mir einfach viel zu groß und ehrlich gesagt habe ich furchtbare Angst vor ihnen. Und sie vor mir.
    „Knochi“ wird zunehmend nervös, denn ihm entgeht genauso wenig wie mir, dass Mr. Barclay ungeduldig wird.
    „Können Sie kochen? Wie sieht es mit Ihren hauswirtschaftlichen Fähigkeiten aus?“, fragt Mr. Barclay nun angespannt, denn ihm sitzt sein Geschäftspartner im Nacken, der zusehends näher kommt.
    „Ehrlich gesagt, nein, aber wenn ich mir Mühe gebe, zaubere ich Ihnen ein ganz hervorragendes Omelett.“
    Gut gemacht, Jenny! Wenn du weiterhin nicht mehr Talent als ein Strohballen vorzuweisen hast, kannst du die Hoffnung auf eine Anstellung auf diesem Hof endgültig begraben.
    Ich zwinkere mit einem Auge, doch Mr. Barclay schaut völlig konsterniert zu mir.
    „Sie werden doch wohl irgendetwas können.“
    Aber ja, ich kann „Kranke pflegen“. Nur dieses Talent nützt mir hier wahrscheinlich nicht viel. Verdammt! Ich verspiele gerade jegliche Chance auf einen Job. Mr. Barclay ist bereit, mir jede erdenkliche Arbeit aufzudrängen, nur um mich endlich aus seinem Innenhof zu vertreiben. Das sind doch ganz gute Aussichten. Und das alles ohne cholerisches Geschrei. Die Anwesenheit seines Besuchs zwingt ihn wahrscheinlich dazu, sich gut zu benehmen. Warum preise ich meine nicht vorhandenen Talente nicht ein wenig mehr an? Weil ich nicht lügen kann. Selbst unter größten Mühen gelingt mir das nicht. Meine Tante hat mich zur Ehrlichkeit erzogen. Dafür könnte ich sie heute noch erwürgen. Was hat sie sich nur dabei gedacht? Wer sagt schon unablässig die Wahrheit?
    „Also gut“, bemerkt Mr. Barclay nun verfügend, „die Stallgasse werden Sie ja wohl noch fegen können. Und erheben Sie sich jetzt sofort von meinem Grund und Boden, bevor ich mir meine Entscheidung wieder anders überlege!“
    Freudestrahlend erhebe ich mich und bin geneigt, Mr. Barclay für dieses bescheidende Arbeitsangebot um den Hals zu fallen. Doch ich halte mich schweren Herzens zurück.
    Ich darf die Stallgasse fegen. Das ist ja wunderbar!
    „Danke, Mr. Barclay. Das ist wirklich großzügig von Ihnen.“
    „Mr. Downey klärt alle weiteren Formalitäten mit Ihnen, Miss ...?“
    „Oh, Robertson ist mein Name, Jennifer Robertson.“
    „Gut, Miss Robertson. Also dann ...“, sagt er abschließend und wirft mir einen fragenden Blick zu. Offensichtlich fragt er sich selbst, was
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