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Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)

Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)

Titel: Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
Autoren: Sabine Richling
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sie sich unerwartet.
    „Mein Name ist Jennifer Robertson. Und mit wem habe ich das Vergnügen?“, frage ich etwas kratzbürstig, denn mir missfällt der Ton dieses blasierten Weibs.
    „Also, das ist ja wohl unerhört! Sie erwarten doch nicht, dass ich mich Ihnen vorstelle. Sehen Sie zu, dass Sie sich fortscheren. Ich werde mit meinem Sohn über Ihr Verhalten diskutieren.“
    Ja, diskutiere, mit wem du willst. Nur weiß ich jetzt immer noch nicht den richtigen Weg. Danke für die Kooperation. Blöde Gans!
    „Ihr Kleid ist übrigens am Hintern gerissen. Guten Tag Mrs. ‚Wieauchimmer’.“
    Bevor ich genau beobachten kann, wie tief ihre Kinnlade fällt, drehe ich mich um und gehe. Ich höre sie mir noch ein wenig hinterherschimpfen, bis die Entfernung zwischen uns endlich groß genug ist und ihre Worte mich nicht mehr erreichen. Was kann ich dafür, wenn ich mich hier nun mal nicht auskenne und ihr Kleid einen unendlich langen Riss hat, sodass man ihren Unterrock in jeder Einzelheit im Spiegel erkennen konnte? Wie dumm von mir, ihr diesen Tipp zu geben.  
    Sie will mit ihrem Sohn über mich diskutieren. Na und? Warte mal ... Ach herje! Jetzt begreife ich erst. Sie ist David Barclays Mutter. Na ja, das hätte sie auch gleich sagen können. Aus welchem Grund hält sie es nicht für nötig, sich vorzustellen? Glaubt sie, alle Welt müsste sie kennen, nur weil sie Barclay heißt? Manche Menschen überschätzen sich einfach maßlos.
    Mein Weg führt mich in den anderen Flügel des Hauses und von Weitem kann ich ein leises Geraschel aus einem der offenstehenden Räume wahrnehmen. Ich folge dem Geräusch und erspähe Mr. Barclay an seinem Schreibtisch sitzend. Hier bin ich wohl richtig. Leise schleiche ich durch die offene Tür und stehe kurz darauf mitten im Raum. Ich beobachte Mr. Barclay, der mich offensichtlich immer noch nicht bemerkt hat. Wenn du wüsstest, was du für eine stachelige und spröde alte Schachtel zur Mutter hast, dann würdest du ganz sicher vor Scham vom Dach deines Hauses springen. Himmel, bin ich froh, dass meine Tante nur etwas skurril, aber ansonsten ein herzensguter Mensch ist. Ein Leben mit einer derart herrischen Frau als Mutter ist sicher nicht einfach für ihn gewesen.
    Obwohl Mr. Barclay immer noch nicht auf mich aufmerksam geworden ist, entscheide ich mich, einfach draufloszureden.
    „Hören Sie, Mr. Barclay. George kann überhaupt nichts dafür. Ich habe Charly für Sie aufgezäumt und ich kann Ihnen garantieren, dass ich mir die allergrößte Mühe dabei gegeben habe.“
    Erstaunt über meine unerwartete Anwesenheit schaut Mr. Barclay von seinen Papieren auf, die er in der Hand hält und bis eben noch konzentriert las. Aber ich gebe ihm keine Chance, etwas auf mein Bekenntnis zu erwidern, denn ich rede einfach weiter.
    „’Knochi’… ich meine Mr. Downey hatte längst Feierabend gemacht und George bat mich darum, für ihn einzuspringen, da er einen wichtigen Termin hatte. Falls ich bei meinen Bemühungen tatsächlich so viel falsch gemacht haben sollte, dann tut es mir leid. Aber ich finde, dass dies noch lange kein Grund ist, so unverhältnismäßig laut zu werden. Denn schließlich machen wir alle mal Fehler. Oder glauben Sie im Ernst, Sie wären perfekt? Ich kann das von mir jedenfalls nicht behaupten. Daher würde ich mir auch niemals anmaßen, meine Mitmenschen in einem derartigen Ton zurechtzuweisen. Finden Sie nicht auch, dass man jeden genauso behandeln sollte, wie man selbst gern behandelt werden möchte? Wie oft am Tag werden Sie in einem solchen Ton zusammengestaucht? Ihre Mitarbeiter sind Ihnen gegenüber alle loyal. Sie machen ihre Arbeit, so gut sie es eben können, und keiner klagt über seinen Lohn oder über die harten Arbeitsbedingungen. Was bleibt ihnen auch anderes übrig. Sie sind froh, dass Sie ihnen Arbeit geben. Es ist überhaupt nicht nötig, so mit den Leuten umzuspringen. Aber falls Sie natürlich der Meinung sind, ich hätte es verdient, angebrüllt zu werden, dann stehe ich dieser unzulänglichen Erziehungsmethode jetzt gern zur Verfügung.“
    So, ich habe gesagt, was zu sagen ist. Jetzt kann er drauflospoltern.
    Abwartend blicke ich zu David Barclay und warte auf mein Donnerwetter. Jetzt wäre sein Einsatz. Warum sagt er nichts? Er lässt das Schreiben, das er bis eben fest in der Hand hielt, auf den Schreibtisch fallen und lehnt sich bequem in seinem Sessel zurück.
    Ich habe dir den Ball zugespielt. Nun sag schon was! Das ist dein Part. Tu es doch
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