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Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)

Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)

Titel: Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
Autoren: Sabine Richling
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mir?“, frage ich ihn verwundert.
    Auf einmal erhebt sich David Barclay von seinem Stuhl und geht auf mich zu.
    „Zum einen, dass Sie zukünftig anklopfen, bevor Sie mein Büro betreten.“
    Ich räuspere mich peinlich berührt.
    „Zum anderen bitte ich Sie um ihre objektive Meinung, unbeeinflusst von den Ansichten ihrer Kollegen. Ich finde, diese Chance sollten Sie mir schon geben.“
    Seine Augen gewinnen wieder etwas an Farbe und Helligkeit. Es ist ihm also wichtig, welche Meinung ich mir über ihn bilde. Aber weshalb?
    „Und unter uns, Miss Robertson, mir ist sehr wohl bewusst, dass Ihnen die Arbeit hier sehr wichtig ist. Mr. Downey erzählte mir, dass sie unermüdlich sind und ihm seine Arbeit bereits abwerben.“
    „Aber ich werbe sie ihm nicht ab!“ unterbreche ich ihn empört. „Es ist nämlich so, dass Mr. Downey nicht mehr so kann und ...“
    „Ist schon gut, Miss Robertson. Ich nehme Ihr Arrangement wohlwollend zur Kenntnis. Lassen Sie sich morgen von Mr. Downey zeigen, wie man ein Pferd sattelt und wir vergessen diesen kleinen Zwischenfall. Und um Ihre Frage von vorhin zu beantworten“, beginnt er erneut, „ganz sicher erwarte ich von niemandem, perfekt zu sein, und ich erwarte es auch nicht von mir selbst.“
    Er macht eine kurze Pause und scheint aus meinen Augen herauslesen zu wollen, ob mich seine Worte überzeugt haben. Ich gebe zu, sie haben mich ein wenig sprachlos gemacht. Vielleicht habe ich ihm Unrecht getan und mir eine vorschnelle Meinung über ihn gebildet. Stumm wie ein Fisch schaue ich ihm ins Gesicht. Er hat mich kampfunfähig gemacht. Das ist noch nie zuvor jemandem gelungen. Ich habe eigentlich fast immer das letzte Wort. Jetzt fühle ich mich irgendwie ertappt und dazu noch im Unrecht. Als ich sein Büro betrat, waren die Vorzeichen noch ganz andere. Da war ich mir sicher, mich mit Recht über ihn erzürnen zu dürfen, und habe meinem Unmut einfach Luft gemacht. Nur habe ich nicht einkalkuliert, dass ich seine Gefühle dabei vielleicht verletzen könnte.
    Er tritt zwei Schritte auf mich zu und berührt meine Stirn. Wie gelähmt bleibe ich regungslos stehen und fühle die Wärme, die von seiner Hand ausgeht.
    „Als Krankenschwester sollten Sie aber etwas sorgsamer mit sich selbst umgehen, Miss Robertson. Sie scheinen eine kleine Verletzung am Kopf zu haben. Lassen Sie mal sehen.“
    Irritiert lasse ich seine Berührungen zu.
    „Das sollten wir mal besser desinfizieren. Die Wunde scheint verunreinigt zu sein. Ich muss Ihnen wohl nicht erklären, was das für Folgen haben könnte. Kommen Sie mal rüber in den Nebenraum. Da müsste ich noch ein wenig Jod im Schrank versteckt haben.“
    Stumm folge ich ihm in ein anderes Zimmer und beobachte ihn dabei, wie er aus einer Schublade ein kleines Fläschchen herauskramt. Er träufelt ein paar Tropfen der braunen Flüssigkeit in ein Taschentuch und tupft es mir auf die Stirn. Es brennt höllisch und erst jetzt nehme ich meine Verletzung wahr, die ich mir bei meinem Sturz im Stall zugezogen haben muss. Wenn Mr. Barclay sie nicht entdeckt hätte, dann wäre sie mir sicher nicht aufgefallen.
    Ich verziehe ein wenig mein Gesicht vor Schmerz, gebe aber keinen Laut von mir.
    „Das brennt jetzt bestimmt ein wenig. Wo haben Sie sich diese Wunde nur zugezogen?“
    „Ich bin vorhin im Stall gestolpert, als ich versucht habe, Charly für Sie zu satteln“, beantworte ich ihm seine Frage.
    „Sie sind wirklich unglaublich“, bemerkt er daraufhin. „Erst verrichten Sie an Charly eine regelrechte Knebelung und dann brechen Sie sich noch fast den Hals dabei. Auf Sie muss ich wohl ein verstärktes Auge werfen. Ihr Arrangement in allen Ehren, aber achten Sie mehr auf sich. Das ist eine Dienstanordnung. Und jetzt gehen Sie nach Hause und erholen sich. Morgen früh möchte ich Sie hier nicht sehen. Es reicht, wenn Sie in zwei Tagen wieder da sind.“
    „Aber mir geht es gut. Ich möchte morgen wiederkommen“, widerspreche ich sofort.
    Was soll ich zu Hause? Da gibt es nichts zu tun. Außer vielleicht ein paar Hausaufgaben, die ich noch für den kommenden Unterricht fertigstellen müsste. Aber dafür brauche ich doch keinen ganzen Tag.
    „Keine Widerrede! Gehen Sie jetzt heim.“
    Er dreht mich an den Schultern herum und drückt mich zum Ausgang. Also gut. Wenn das so ist, kann ich mich meines Schicksals wohl nicht erwehren. Dann geh ich eben. Doch auf einmal fällt mir noch etwas ein und ich drehe mich wieder zu ihm herum. Ich erschrecke ein wenig,
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