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Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)

Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)

Titel: Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
Autoren: Sabine Richling
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meine Tante kann alles sehen, auch Dinge, die niemand sonst wahrnimmt.
    Ich drehe den Verschluss der Kanne wieder zu und blicke zu David. Auch er sieht mir bereits die ganze Zeit ins Gesicht und führt den Becher langsam zum Mund, ohne auch nur eine Miene zu verziehen. Ich bewundere ihn für seine Körperbeherrschung, doch am liebsten würde ich ihm das Gesöff aus der Hand schlagen. Doch ich bemühe mich, meine Reflexe unter Kontrolle zu halten, so schwer es mir auch fällt.
    In einem Zug trinkt er den Becher leer und wischt sich danach mit dem Handrücken über den Mund. Plötzlich beginnen alle zu klatschen und zu jubeln. Einige tanzen auf der Stelle und andere nehmen sich begeistert in den Arm. Mit solch einer übertriebenen Reaktion hätte ich niemals gerechnet. Ja, sind denn alle vollkommen irre? Mrs. Barclay und meine Tante liegen sich in den Armen, während ich bewegungslos auf David starre und hoffe, dass er nicht jeden Augenblick tot umfällt. Aber er lächelt mich an und reicht mir seine Hände, die ich nach kurzem Zögern ergreife.
    „Das ist doch ein Grund zum Feiern“, bemerkt David und zieht mich in die Mitte des Stalls. „Würden Sie mir die Ehre eines kleinen Tänzchens erweisen, Miss Robertson“, sagt David und macht auf mich den Eindruck, wie verwandelt zu sein. Ausgelassen klatscht er im Takt in die Hände und fordert seine Angestellten auf, das Gleiche zu tun. Dann schwingt er seine Hüften und tanzt mit mir durch jeden Winkel des Gebäudes. Es dauert nicht lange und jemand beginnt zu singen, worauf einer nach dem anderen mit einstimmt. Meine Tante und Mrs. Barclay nehmen sich bei den Händen und drehen sich im Kreis. Auch Linda und George beginnen zu tanzen und bald die gesamte Belegschaft. Clark läuft schwanzwedelnd in den Stall und schließt sich dem Tumult mit einem begeisterten Bellen an. Langsam vergesse ich meine Scheu und gebe mich der Stimmung hin. Diese Fröhlichkeit ist geradezu ansteckend und ich hätte niemals gedacht, dass David sich so gehen lassen kann. Ob dieser Zaubertrank meiner Tante das bewirkt hat?
    Nach einer Weile zieht mich David in eine Ecke des Stalls, die uns vor den Blicken Neugieriger schützt. Seine Arme legen sich besitzergreifend um meine Hüften und ziehen mich nah an sich heran.
    „Wie sehr habe ich mir gewünscht, dich endlich wieder in meinen Armen halten zu dürfen“, sagt David und sieht mich liebevoll an.
    „Vielleicht hättest du schon eher von dem zweiten Zaubertrank trinken müssen“, behaupte ich und lächle dabei verschmitzt.
    „Vielleicht“, erwidert David schmunzelnd und senkt seinen Kopf, um seinen Mund zärtlich auf meine Lippen zu drücken. Als unsere Zungen sich berühren, versinken wir in ein lustvolles Spiel der Leidenschaft und vergessen alles um uns herum.
    „Kommt schnell her!“, ruft Linda ihren Kollegen zu und winkt sie heran. „Sie küssen sich. Es hat geklappt!“

 
Epilog
     
     
    Sechs Monate später habe ich die Prüfung zur Heilpraktikerin mit Bravour bestanden und meine Praxis in einem kleinen Flügel in Davids Haus eingerichtet. Die Patienten rennen mir seit der Eröffnung die Türen ein. Die kleinen Zaubertricks meiner Tante haben sich im Ort herumgesprochen, ebenso die Wunder, die meine Hände an Mrs. Barclay im Krankenhaus vollbracht haben. Alle wissen jetzt, dass ich die Nichte einer Hexe bin, was den Zulauf in meine Praxis aber nicht bremst, im Gegenteil.
    Zu meinem Geburtstag hat mir David eine Glaskugel geschenkt und mir vorgeschlagen, sie in meiner Praxis auf den Schreibtisch zu stellen. Ganz sicher würden einige meiner Patienten ehrfürchtig davor erstarren, hatte er gesagt und sich dabei köstlich amüsiert. Er kann sich bis heute nicht erklären, was an jenem Tag im Stall mit ihm geschehen ist, aber er gibt zu, dass er sich leicht beschwingt gefühlt hat. Meine Tante aber bestreitet vehement, dass Alkohol im Spiel gewesen sei. Außerdem würde solch ein kleiner Schluck Hochprozentiges doch nicht gleich zu solch einem Kontrollverlust führen, hatte sie erwidert. Immerhin wären wir um ein Haar vor den Augen aller über uns hergefallen.
    Ich muss gestehen, dass eine wahrnehmbare dauerhafte Wesensveränderung bei David stattgefunden hat. Ob dies allerdings mit dem Zaubertrank meiner Tante in Zusammenhang steht oder aber damit, dass David von diesem Druck befreit ist, kann ich nicht sagen. Ich genieße jeden Tag mit ihm und freue mich auf die bevorstehende Hochzeit, die im Sommer stattfinden wird. Ich hoffe
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