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Liebe auf eigene Gefahr Roman

Liebe auf eigene Gefahr Roman

Titel: Liebe auf eigene Gefahr Roman
Autoren: Emma McLaughlin
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sie mir offen angeboten werden, gar nicht mehr zu hören brauche. Was ich brauchte, war, dass sie ausgesprochen werden, damit man sich damit befassen und sie dann ruhen lassen kann. Ich schließe die Augen und lasse die strahlende Sonne durch meine Lider hindurchscheinen und alles rosa färben. Dann drücke ich mir den Rekorder an die Brust.
    Blinzelnd greife ich in die Box und ertaste ein eingewickeltes Bündel, das ich herausziehe. Es klebt eine Karte mit einer Zwei dran. Nachdem ich die wiederverwertete Schleife abgeschüttelt habe, entfalte ich das Goldpapier von Neiman
Marcus, in das ich letzes Jahr Moms Hausschuhe eingewickelt hatte, und ziehe eine Muschel hervor, die sie in die Falten gesteckt hat. Ich lege sie neben mich, bevor ich das Papier über der vertrauten, abgetragenen Wolle zurückschlage. Als ich den Blazer vor mir hochhalte, stelle ich fest, dass an fast jedem Zentimeter Stoff mit Sicherheitsnadeln alte Fotos befestigt sind. Vorsichtig wurde das Metall durch verblassende Fotos von der Middle- und Highschool-Zeit gesteckt, vom Chorkonzert im Winter, Familiengeburtstagen, Debattierwettbewerben, dem Theaterstück in der siebten Klasse, jeder Station meiner Jugend, und dort, in der Mitte, wo früher Dads Universitätswappen prangte, steckt ein Bild von uns dreien vor dem Haus in der Maple Lane 34, am Tag unseres Einzugs.
    Mit nass werdenden Wangen ziehe ich den Blazer an und blicke auf die vorsichtig festgesteckte Pracht hinunter, auf all das, was ich getan habe, was sie sich für mich gewünscht haben, auch wenn sie Depressionen hatten oder fremdgingen. Mir sticht das altmodische Telefon auf der Chaiselongue ins Auge, und ich ziehe es herüber, nehme den Hörer ab und wähle die Nummer.
    »Hallo?«
    »Dad?«
    »Kate?«
    »Frohes neues Jahr!« Ich wische mir mit der Hand übers feuchte Gesicht.
    »Ist das nicht erst morgen?«, fragt er zum Scherz, aber ich kann die Erleichterung in seiner Stimme hören.
    »Ich dachte, wo ich schon Weihnachten verpasst habe …«
    »Die Schlacht von Sarasota?«
    »War es so schlimm?«, frage ich lächelnd.
    »Es war an der Zeit. Wir hatten seit Jahren keine richtige Auseinandersetzung mehr. Und deine Mutter macht immer ihre Marmeladentörtchen, wenn es ihr hinterher leidtut.«

    »Und was tust du?«
    »Ich lege einen Stepptanz hin.« Ich höre den Schalk in seiner Stimme.
    »Und ich brenne mit einem Rockstar durch.«
    »Wie läuft es so? Hast du schon eine Tätowierung?«
    »Dad?«
    »Ja?«
    »Danke.« Ich umschließe die glatte Muschel mit meiner Hand und ziehe die Jacke fest um mich herum. »Für den Blazer und die Kassette und alles …«
    »Wenn ich dich nicht ohne Jake als Schwiegersohn haben kann, werde ich eben versuchen, ihn wieder lieb zu gewinnen.«
    »Wirklich?«
    »Er war ein guter Junge. Warte, Mom hüpft schon vor dem Telefon auf und ab. Frohes neues Jahr, Häschen. Ich hab dich lieb.«
    »Kathryn?«, fragt sie verstohlen.
    »Ich habe mich sooo gefreut!«
    »Du hast es nicht gleich verbrannt?«
    »Nein.« Ich lächle.
    »Aber das kannst du, wenn du willst, du entscheidest. Nummer drei.«
    »Natürlich verbrenne ich es nicht«, sage ich, während ich den Karton nach vorne kippe und eine runde Packung Kaminstreichhölzer sehe, die auf dem leeren Boden herumrollt. »Tut mir leid, dass ich so durchgedreht bin.«
    »Ach, es war eigentlich ganz nett, wieder einen Teenager im Haus zu haben.«
    »Meinst du etwa mich?« Sie lacht, und ich blinzle gegen die Grafitti an, die auf allen Flächen um mich herum wuchern. »Erzähl mal, was ihr beide so treibt!«
    »Na ja … ich arbeite an einem Puzzle.«
    »Natürlich.«

    »Und dein Vater hat vor, zum Mittagessen Schwertfisch und Gemüse zu grillen …«
    »Ich vermisse euch«, entfährt es mir leidenschaftlich, und das Eingeständnis dieses verloren gegangenen Gefühls, die Offenbarung seiner langen Abwesenheit, überwältigt mich. Schweigen. »Mom?«
    »Ich bin hier.«
    »Ich weiß nicht, ob das hier … Ich weiß nicht, wie ich sein sollte … wie ich das hier wahr machen kann.«
    »Du solltest es zu nichts machen . Das ist doch der ganze Witz daran, wenn man etwas ausprobiert.«
    »Tue ich das?«
    »Ja, du probierst es aus, schaust, wie es ist.«
    »Woher wusstest du es bei Dad?« Ich wickle den Blazer enger um mich herum. »Woher wusstest du, dass du am Ball bleiben sollst?«
    »Wie formuliere ich das am besten?« Sie macht eine kurze Pause. »Weil er bei mir am Ball geblieben ist. Für mich, Katie – wie ich
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