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Liebe auf eigene Gefahr Roman

Liebe auf eigene Gefahr Roman

Titel: Liebe auf eigene Gefahr Roman
Autoren: Emma McLaughlin
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Tochter.«
    »Katie?« Als er um die Ecke biegt, leuchten seine hellbraunen Augen auf. »O Gott, Katie!« Er schließt mich in die Arme, und ich atme seinen Geruch nach tintenverschmierten Hemdaufschlägen und Zeitungspapier ein. Meine Fragen schlucke ich hinunter, weil ich weiß, dass auf jede direkte Nachfrage nur aufreizend rätselhafte und ausweichende Antworten folgen würden. Er packt mich bei den Ellenbogen und lehnt sich zurück. »Lass dich mal anschauen.« Mit den Neuigkeiten im Hinterkopf, die ich gerade erfahren habe, betrachte ich ihn meinerseits prüfend, den gespannten Gesichtsausdruck, die sorgfältige Rasur.
    »Ja.« Mom legt uns die Hände auf den Rücken und schiebt uns mit neuer Entschlossenheit zur Tür. »Sie kann fahren, und du kannst sie dir den ganzen Weg zurück zum Flughafen anschauen.«
    »Mom!«
    »Komm mir nicht mit ›Mom!‹. Du setzt dich jetzt in den nächsten Flieger, wohin auch immer, und wir sehen uns wie geplant am Freitag in Sarasota und verbringen dort die Ferien.«
    »Nein!« Ich werfe mir die Decke von den Schultern. »Das hier ist DER MOMENT. Die Gelegenheit schlechthin.«
    »Er ist es nicht wert.« Sie zupft an ihrem Kaschmirschal. »Hier drinnen hat es mindestens vierzig Grad. Simon, mach mal ein Fenster auf!«
    »Ich weiß, dass er es nicht wert ist«, wiederhole ich, während ich ihr die Strickmütze vom Kopf ziehe und sie ihr in die Hand drücke, woraufhin ihr grauer Kurzhaarschnitt elektrisch aufgeladen zu Berge steht. »Ich weiß das.«
    »Auf deine ganz eigene ›Ich-fliege-mal-eben-tausenddreihundert-Kilometer-im-Nachthemd‹-Art«,
schnaubt Dad und schiebt die ächzenden, längs unterteilten Fenster hoch.
    »Das hier ist mein Fort Alamo. Ich habe ganze dreizehn Jahre darauf gewartet, Heimvorteil zu haben.«
    »Was gibt es Neues in Kirgisien?« Dad rollt die Ärmel seiner bordeauxroten Strickjacke hoch und greift nach der Fernbedienung. »Laut National Public Radio wurden heute in der Hauptstadt dreißig Menschen getötet.«
    »Du hast auf gar nichts gewartet «, greift Mom den Faden auf. »Du hast ein sehr glückliches, erfolgreiches …«
    »Ja«, pflichte ich ihr bei, während die Leute im Hintergrund wieder JakeSharpeJakeSharpeJakeSharpe skandieren. »Aber der Punkt ist doch, dass DER MOMENT endlich gekommen ist.«
    »Nichts? Vielleicht auf BBC America«, murmelt Dad und schielt angestrengt über die Drahtfassung seiner Brille.
    »Nach neuesten Zählungen säumen zweiundvierzig Leichen den Platz.«
    »Schon besser …«
    »SIMON, WÜRDEST DU DAS BITTE AUSSCHALTEN!« Rektorin Hollis kommt zum Vorschein.
    Dad drückt den Aus-Knopf und lässt die Fernbedienung auf die Polstertruhe fallen. Wir schauen beide zu, wie er die Taschen seiner Kordhose nach seiner Brieftasche abklopft. »Also gut. Dann gehe ich jetzt einen Baum kaufen. Wenn ich zurückkomme, möchte ich, dass ihr beide zu irgendeiner Übereinkunft gelangt seid, wie wir hier weiter verfahren.« Mit einem Lächeln kneift er sanft in Moms Nase und geht in den Flur hinaus.
    Mom kommt schnellen Schrittes auf mich zu. »Das kannst du nicht tun«, flüstert sie eindringlich.
    »Nun ja, drei Flüge und zwei Zwischenstopps sprechen dafür.«

    »Keine Ausflüchte.« Sie nimmt meinen Arm. »Das kannst du nicht tun. Nicht jetzt.«
    »Was, soll ich ihm einfach sagen, er soll zu einem besseren Zeitpunkt wiederkommen? Wenn es euch besser in den Kram passt?«
    »Das hier ist deine Familie, Kathryn. Du gefährdest deine Familie.« Ihre Dreistigkeit macht mich sprachlos.
    »Kathryn.«
    » Ich gefährde diese Familie?«, bringe ich noch hervor, bevor ich mich losreiße und an ihr vorbeirufe: »Dad, wir brauchen keinen Baum!« Er erscheint wieder in der Tür. »Und wir brauchen auch ganz sicher keine Übereinkunft.« Ich achte darauf, dass ihr schockiertes Gesicht außerhalb meines Sichtfeldes bleibt. »Diese Sache dauert nur zwanzig Minuten. Wenn überhaupt. Ich muss nur kurz bei ihm vorbeischauen und dafür sorgen, dass er sein ganzes bisheriges Leben bereut. Zum Abendessen bin ich wieder hier, nehme morgen früh den ersten Flug zurück nach Charleston, und am Freitag schlürfen wir alle Mai Tais in Florida.« Dad zieht sich in den Flur zurück. »Wo ich euch beiden dann eine PowerPoint-Präsentation darüber halten werde, warum es schwachsinnig ist, Hals über Kopf in Rente zu gehen und das Haus zu verkaufen …«
    »Sein ganzes bisheriges Leben?« Dad weicht meiner Anklageerhebung aus, indem er mit einem Kleiderbügel
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