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Liebe auf Arabisch

Liebe auf Arabisch

Titel: Liebe auf Arabisch
Autoren: B. Leïla
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gewinnen! Die Köpfe von Frauen arbeiten langsamer, wenn überhaupt.« Vielleicht eine gute Hausfrau, sicherlich ein heißer Feger! Jedes Mal, wenn ich eine Kanzlei betrat, um mich vorzustellen, machten mir Anwälte und sonstige Beamte dort ziemlich schnell klar, wie in dem Job der Hase lief. Ein Sofa hier, ein Hinterzimmer dort, im besten Fall nur ein paar geifernde Klapse aufs Hinterteil. Nun ja … Scheinbar hatte mich Gott nicht ohne einen gewissen Charme erschaffen und mich mit einem Hintern gesegnet, von dem die Jugendlichen unseres Viertels behaupteten, er sei wie aus einer Zeitschrift ausgeschnitten, und auf dessen Zukunft sie wetteten, als handle es sich um ihren Fußball. Ich lernte schnell. Wenn ich nicht unter dem Dach irgendeines Machos landen wollte, wenn ich meine Familie finanziell unterstützen wollte, musste ich meine Trümpfe geschickt ausspielen: erst der Arsch, dann das Gehirn. Und so gewannen die Kinder aus dem Viertel ihre Wette, das muss ich ihnen lassen.
    Ganz anders reagierte dagegen mein Vater. Während meine Mutter sagte, die Uniform stehe mir ganz ausgezeichnet, verzog sich mein grollender Vater in eine Ecke unserer bescheidenen Hütte. Der Gedanke, dass
seine Tochter ein luftiges Mädchen werden würde, das sich vornüberbeugen musste, um Gäste zu bedienen, die über den Wolken alle Regeln des Anstands vergaßen, war ihm ein Graus, zumal er mich im Geiste der Eigenverantwortung erzogen hatte und mit dem obersten Gebot, den Armen ihre Würde wiederzugeben. Meine Mutter lachte hinter vorgehaltener Hand und einige Youyous kitzelten ihr die Lippen. Aus Rücksicht auf ihren Ehemann unterdrückte sie ihre überbordende Freude darüber, dass ihre Tochter bald die Dollars nach Hause bringen würde. Und wie so oft »überwinden die Frauen schlechte Voraussetzungen, während die Männer die guten vergeigen«. So das Resümee meiner Großmutter, nachdem sich mein Vater dem Schicksal ergeben hatte, das unter anderem von weiblicher Beharrlichkeit gelenkt wird.
    Meine Cousine Nora war diejenige gewesen, die mir den Tipp gegeben hatte. Die Saudis suchen Stewardessen! Die Nachricht hatte sich wie ein Lauffeuer bis in mein Viertel verbreitet. O ihr jungen und hübschen Marokkanerinnen, leistet erste Hilfe mit eurer Schönheit und eurem Charme! Und warum gerade wir Marokkanerinnen? Weil die Saudis ihre eigenen Mädchen natürlich nicht hoch in die Luft hinaus lassen, das verträgt sich nicht mit ihrer Moral. Ihre Frauen sind es gewohnt, bedient zu werden und nicht andersherum, nicht wahr? Für unsereins ist der Beruf einfach eine Notwendigkeit, er hat nichts mit Luxus oder der Eigenwilligkeit einiger Außenseiterinnen zu tun, wie es früher vielleicht mal war.
    Ich verschwieg Joumana und ihren Freundinnen, dass ich damals schweren Herzens ging, mit einem Gefühl der Ungerechtigkeit darüber, dass Gott die einen in Elendsvierteln das Licht der Welt erblicken ließ und andere eben in einem prunkvollen Palast. Doch fatalistisch wie
ich nun mal bin, dauerten diese Anwandlungen kaum einen halben Tag. Schwungvoll fegte ich meine Vorbehalte vom Tisch und sagte mir, dass ich mit den Saudis nichts am Hut hatte. Ich würde über kein anderes Land richten, sondern hob mir meinen Traum von Gerechtigkeit für mein eigenes auf. Und Gott ließ ich auch in Frieden, zumal ich ja nun seine Heimaterde betrat: Arabien. Meine Großmutter Hinna übrigens beneidet mich seitdem zutiefst, sie sagt, ich sei nun Allahs Nachbarin, dass ich pilgern könne, wann immer mir danach sei und dass mir vermutlich die Ehre zuteil würde, gleich neben dem Grab des Propheten begraben zu werden! Meine Cousine Nora, die wie die meisten Marokkaner ihren Stammbaum derart verdreht hatte, dass sich eine Verwandtschaft mit dem Propheten Mohammed ergeben hatte, Allahs Segen und Heil auf ihm, erklärte kurzerhand, dass es nur gerecht sei, dass ich nun zu unseren Vorfahren zurückkehren und all das Öl zurückverlangen würde, das sie uns schuldeten.
     
    Ich hatte gut daran getan, meine studentischen Ersparnisse, zu denen auch mein ältester Bruder etwas beigesteuert hatte, der in El Maria auf dem Feld arbeitete, in einen Gang zur Schneiderin und zum Friseur zu investieren. Als ich das Gebäude betrat, in dem die Auswahlgespräche stattfinden sollten, traf mich fast der Schlag: Sämtliche Schönheitsköniginnen aus Marokko waren angereist, sie trugen Stöckelschuhe und Miniröcke, blonde Strähnchen, falsche Wimpern und schwindelerregende Dekolletés;
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