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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur
Autoren: Chris Moriarty
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Datenspeicher der Friedenstruppen manipulieren konnte.
    »Sie haben nicht die Befugnis, um darüber unterrichtet zu werden«, sagte Soza steif. Diesmal nannte er sie nicht Major.
    , sagte Cohen online.
    Li ignorierte ihn.
    »Wie sollen wir den Auftrag ausführen«, fragte sie Soza, »wenn niemand mitkommt, der überhaupt weiß, wonach wir suchen? Auf Alba mag ein solcher Blödsinn als gute Idee erscheinen, aber hier draußen ist er tödlich.«
    Sozas Blick zuckte so flüchtig in Cohens Richtung, dass er Li entgangen wäre, wenn nicht ein Teil von ihr auf einen solchen Blick gewartet hätte.
    »Oh«, sagte sie. »So ist das also.«
    Sie drehte sich um und starrte Cohen an. Cohen räusperte sich und warf Soza einen Blick zu. »Ich glaube, man hat Sie gerade vom Haken gelassen«, sagte er.
    Soza sah Li zweifelnd an.
    »Na gut, gehen Sie«, sagte sie. »Bringen Sie die Einweisung zu Ende. Ich zieh mir alles, was ich verpasst habe, von Kolodny rüber.«
    »Ich folge nur meinen Befehlen«, sagte Soza kleinlaut.
    Li zuckte sie Achseln und lächelte. »Ich weiß.«
    Cohen schloss hinter Soza die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen.
    »Also?«, sagte Li, als klar war, dass er von sich aus mit nichts rausrücken würde.

    »Also was?«, fragte er und setzte dieses unschuldige Kleine-Jungen-Lächeln auf, das sie schon von einem Dutzend seiner Interfaces kannte.
    Sein heutiges Interface war mal wieder ein schüchterner Junge – aber war es überhaupt ein Junge? Wie auch immer, er war hübsch und gerade erwachsen genug, um den teuren Maßanzug auszufüllen. Wo fand Cohen diese Kinder? Und wenn sie so jung waren, wie sie aussahen, wie umging er die Gesetze, die das Overlay mit Minderjährigen regelten?
    Nun, wenigstens ist es nicht Roland, dachte sie. Das war ein Fehler, an den sie im Moment nicht erinnert zu werden brauchte.
    »Hattest du überhaupt nicht vor, mir etwas zu sagen?«, fragte sie.
    »Ich kann nicht«, sagte Cohen. »Desolée.«
    »Du kannst nicht? Oder willst nicht?«
    »Ich kann wirklich nicht.« Er wirkte verlegen. »Seit dem Fiasko in Tel Aviv bin ich in Alba eine persona non grata.«
    »Kann ich mir vorstellen«, sagte Li. Nach dem Vorfall in Tel Aviv hatte sie erwartet, dass Cohen nie wieder für TechComm arbeiten würde. Wenn er nach Metz geschickt wurde, dann musste Nguyen an einer so wichtigen Sache dran sein, dass sie dafür nur die beste KI gebrauchen konnte – auch wenn das Cohen war. »Was ist denn überhaupt in Tel Aviv vorgefallen?«
    »Die alte Geschichte. Gute Absichten, die leider nach hinten losgegangen sind.«
    »Mehr als das, soweit ich gehört habe. Es geht ein Gerücht, dass man dir die französische Staatsbürgerschaft aberkennen wollte.«
    Er warf ihr einen Seitenblick zu, ein hintergründiges Lächeln auf den Lippen. »Was du nicht sagst.«

    »Dann behalt’s für dich. Es geht mich sowieso nichts an. Sozas kleines Geheimnis allerdings schon.«
    »Du weißt doch, meine Liebe, dass ich dir gern alles anvertrauen würde, wenn ich nicht befürchten müsste, dass die charmante Frau General Nguyen davon Wind bekommt. Aber wie ich schon sagte: Es geht nicht. TechComm hat Zugriff auf jeden Sicherungsmechanismus und jedes Hintertürchen in meinem Netzwerk verlangt, sonst hätte ich keine Freigabe für diesen Job bekommen. Dann haben sie eine ihrer zahmen KIs auf mich angesetzt. Sie hat so geschickt an mir rumgebastelt, dass ich die Hacks nicht einmal gefunden habe.« Der weiche, mädchenhafte Mund zuckte. »Eine echte Demütigung.«
    »Und warum hast du den Job angenommen?«, fragte Li. »Und sag mir bloß nicht, es ginge dir ums Geld. Das würde ich dir sowieso nicht glauben.«
    Cohen schaute weg.
    »Das ist doch wohl nicht wahr! Du wirst mit Technik bezahlt? Bei einem Kampfeinsatz? Wie konntest du das Kolodny antun? Uns allen?«
    Er schob eine Hand in die Hosentasche und zog ein flaches, emailliertes Zigarettenetui heraus. »Rauchst du?«, fragte er.
    »Nein«, sagte sie. Aber dann nickte sie doch und nahm eine. Zigaretten aus dem Ring waren einfach zu gut, um sie sich entgehen zu lassen, selbst wenn’s ums Prinzip ging. Und Cohen rauchte nur das Beste.
    Er streckte eine Hand aus und gab ihr Feuer – ohne sie zu berühren, ohne ihr zu nahe zu kommen, ohne Blickkontakt. All die zarten Achtsamkeiten zweier Freunde, die vor langer Zeit auch einmal mehr als Freunde gewesen waren.
    Sie rauchten schweigend. Sie fragte sich, was er
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