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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur
Autoren: Chris Moriarty
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wenn sie wissen, dass ich mich für sie einsetze. Aber das bedeutete nicht, dass sie vor ihren Augen einen TechComm-Verbindungsoffizier runterputzen würde.
    Sie folgte Soza zur Tür. Hinten im Saal stand Cohen auf, streckte sich lässig und schlüpfte mit ihnen hinaus, ohne zu fragen, ob er erwünscht war.
    »Na los«, sagte Li, sobald sie im leeren Korridor unter sich waren. »Erzählen Sie mir die Wahrheit.«
    »Das ist die Wahrheit«, sagte Soza, der immer noch hoffte, sein Blick ließe ihn glaubhaft erscheinen. »Mehr hat uns der Geheimdienst nicht gesagt.«
    »Nein, das stimmt nicht. Nicht einmal der Geheimdienst ist so dumm. Sind Sie zum ersten Mal in der Peripherie, Soza?«

    Er antwortete nicht.
    »Gut. Dann will ich Ihnen etwas verraten, was Sie Ihren offiziellen Instruktionen nicht entnehmen können. Die halbe Bevölkerung dieses Planeten besteht aus registrierten genetischen Konstrukten. Die übrigen haben nicht den blassesten Schimmer, was sie sind, und könnten nicht einmal einen sauberen Ausweis beantragen, wenn sie das Geld hätten, um eine genetische Bewertung zu bezahlen. Der einzige Mensch im System außer Ihnen ist der Gouverneur. Seine Luft wird geliefert, seine Nahrung und sein Wasser werden geliefert, sein Dienstwagen ist mit einem vollständigen Lebenserhaltungssystem ausgestattet, und er kümmert sich um so wenig, dass er ebenso gut auf der Erde residieren könnte. Ich könnte mich mit Ihnen in ein Taxi setzen und Gegenden besuchen, in denen man noch nie einen Menschen gesehen hat und man Sie bestaunen würde wie anderswo ein Mastodon. Die Syndikate sind verglichen damit Nachbarn. In acht Monaten Entfernung bei Unterlichtgeschwindigkeit befindet sich das KnowlesSyndikat, in fünfzehn das MotaiSyndikat. Die Hälfte der Frachter, die im System verkehren, nehmen einen gern ins Territorium der Syndikate mit, sofern man bar bezahlt, den Mund hält und sich hinterher nicht mehr an seine Mitreisenden erinnert.«
    Soza wollte etwas sagen, aber Li hob ungeduldig eine Hand. »Ich bin nicht illoyal. Nur realistisch. Wir haben während der Einfälle hier Bodentruppen stationiert. So etwas vergessen die Leute nicht so schnell, auf welcher Seite sie auch stehen. Und das Sekretariat weiß Bescheid. Deshalb nehmen sie’s mit den Treuhandschaften heute nicht mehr so genau. Und deshalb würden sie auch in einer Million Jahre keine Techno-Operation anordnen, nur weil irgendeine lokale Firma den Syndikaten ein wenig zu nahe steht. Nein. Es gibt einen anderen Grund für diesen Einsatz.
Und es wäre das Beste, wenn Sie mir reinen Wein einschenken. «
    »Es geht nicht«, sagte Soza. Er warf Cohen einen flehenden Blick zu, aber die KI zuckte nur mit den Achseln.
    Li wartete.
    Soza lachte verlegen. »General Nguyen hat mich vor Ihrer, äh, Überzeugungskraft gewarnt, Major. Hören Sie, ich bewundere Sie wirklich. Sie hätten bei Ihrer letzten Bewertung zum Oberst befördert werden müssen. Jeder, der nicht den Kopf in den Sand steckt, weiß das. Sie sind ein Vorbild für … nun, für alle Kolonisten. Aber Sie wissen, dass politisch heikle Informationen nicht an Einsatztruppen weitergegeben werden dürfen.«
    »An Sie aber schon.«
    »Nun ja … natürlich.«
    »Und Sie werden uns morgen beim Abwurf begleiten?« Sie stellte die Frage in einem bewusst neutralen Ton. Sie wollte ihn nicht demütigen – aber sie würde ihn auch nicht mit Samthandschuhen anfassen.
    »Nein«, sagte Soza. Wenigstens hatte er den Anstand, rot zu werden.
    »Wenn das Gefecht beginnt, haben wir am Boden also niemanden dabei, der genug weiß, um uns zu sagen, wann wir besser aufgeben und uns zurückziehen sollten. Ich bin nicht bereit, meine Leute unter solchen Umständen in den Einsatz zu schicken.«
    Damit traf sie Soza an einer empfindlichen Stelle.
    »Es sind nicht Ihre Leute, Major. Es sind UN-Friedenssoldaten. Und für die Dauer dieser Mission unterstehen sie dem Kommando von TechComm.«
    »TechComm muss nicht ihre Eltern aufsuchen, wenn wir sie in Leichensäcken nach Hause schicken«, sagte Li.
    Sie stand eine Handbreit vor Soza und sah ihm direkt in die Augen, sodass er die grüne Statusanzeige hinter ihrer
linken Pupille blinken sehen konnte, als sie ihre Black Box herunterfuhr. »Sehen Sie. Der Kanal ist geschlossen. Was wir jetzt reden, geht nur in mein Wet-RAM, und das werde ich löschen, sobald wir das System verlassen.« Na ja, nicht ganz. Aber Soza war vermutlich zu jung, um alle Möglichkeiten zu kennen, wie man die
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