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Lichtschwester

Lichtschwester

Titel: Lichtschwester
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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konnte.
      Dann ließ sie sich auf den Käfigboden fallen und wartete ab, bis die Schmerzen in ihren Armen abklangen. Wie schrecklich, älter zu werden! Warum können wir nicht alle bis zum Ende so jung wie mit zwanzig bleiben ... und dann einfach tot umfallen?
      Als sie wieder hochblickte, sah sie, wie das Schwert pfeilgerade in den anderen Käfig hinüberzischte und wie Tarma es so geschickt auffing, als ob sie das schon oft gemacht hätte.
      Sie hielt es kaum in Händen, als auch schon die eine Käfigseite wie eine Tür aufschwang.
      Und das nicht zu früh! Denn eben da erschien Keyjon in einem der Heckendurchgänge, begleitet von zwei riesigen Kreaturen ... oder vielmehr Wesen, die nichts anderes als wandelnde Rüstungen waren.
      »Shekal« fluchte Tarma und hechtete aus ihrem Käfig, rollte sich über die Schulter ab, um ihren Aufprall zu mildern, sprang dann hoch und stürzte auf Kethrys Käfig zu. Keyjon war so überrascht, daß sie wie erstarrt, mit weit offenem Mund und hängender Zunge, dastand und einfach zusah, wie Tarma das Schwert Gram, mit dem Heft voraus, durchs Gitter schob.
      Aber gerade als Kethry es zu fassen bekam, löste Keyjon sich aus der Starre, wies mit der ausgestreckten Rechten auf die drei und schrie etwas in einer Sprache, die sogar Kethrys Ohren fremd war. 
      Was immer auch es bedeutet haben mochte ... die beiden lebenden Rüstungen an ihrer Seite nahmen Kampfhaltung ein, zückten ihre Waffen und stürzten auf Tarma los.
      Kethry hatte schon einige Zauberanimationen gesehen, aber die nun war besser als alles, was sie kannte. Die zwei Rüstungen bewegten sich leichtfüßig, geschmeidig - und schnell. Und wenn Tarma nicht eine Idee schneller gewesen wäre, hätte der eine Automat sie mit seinem beidhändigen Breitschwert ja auch gleich von Kopf bis Fuß gespalten. Sie würde den beiden nicht lange entgehen können, so ganz allein, wie sie war ... Auf daß sie nicht noch länger alleine bleibe! dachte Kethry und holte aus einem Geheimfach der Schwertscheide ihren kleinen Dietrich und machte sich daran, damit das Käfigschloß zu öffnen. Dabei hoffte sie inständig, daß Keyjon sich weiterhin auf Tarma konzentrieren und sie und den Habichtbruder ignorieren würde. Daß mir Sturmflügel jetzt bloß nicht auf den Gedanken kommt, er als Mann verstünde sich ja besser auf Schlösser als ich ... Sie spürte, daß Sturmflügel sich an sie drängte ... aber als sie aufsah, bereit, ihm den Schädel einzuschlagen, falls er ihr den Dietrich aus der Hand zu nehmen versuchen sollte, gewahrte sie, daß er sich beidhändig an die Gitterstäbe klammerte und sich so an die Käfigtür preßte, daß er ihre Bemühungen vor Keyons Blick so weit wie möglich verbarg.
      »Danke«, flüsterte sie, widmete sich dann wieder ganz dem Schloß und untersagte sich jeden Gedanken an irgend etwas anderes, ja, selbst daran, daß ihre Gefährtin und Blutsschwester Tarma binnen weniger Augenblicke schon getötet werden könnte. Bei der Arbeit an einem Schloß, hörte sie ihren Einbruchslehrer sagen, gibt es für dich nichts als dieses Schloß. Wenn du dich ablenken läßt, hast du schon verloren.
      Aber der war ja auch nie dadurch abgelenkt worden ... daß zwei so verhexte Rüstungen, kaum eine Armlänge entfernt, die Gefährtin in Scheibchen zu hacken versuchten!
      Da, das Schloß gab nach! Sie blickte hoch und sah, daß Keyjon ihr Vorhaben offenbar entdeckt hatte. Als sie ihre Käfigtür aufstieß, schrie die Hexe erneut einen ihr unverständlichen Befehl. Darauf ließ einer der Automaten sogleich von Tarma ab, machte kehrt, hob die Klinge hoch über seinen Helm und ließ sie niedersausen ...
      Aber sie zielte nicht auf Kethry. Sie zielte auf Sturmflügel.
      Auf Sturmflügel, der im Käfigeingang nicht wegtauchen konnte, der keine Waffe hatte, um sich zu verteidigen, und den sie mit keinem ihr bekannten Zauber noch rechtzeitig würde schützen können ...
      Kethry sah die Klinge herabsausen und wußte, daß sie ihr Schwert Gram auf keinen Fall schnell genug hochbrächte ... wäre er doch bloß eine Fr ... Klirr!
      Als Kethry sich wieder in der Gewalt hatte, ihre Zähne nicht mehr wie wild aufeinanderschlugen, ihr Hirn nicht mehr raste und ihre Augen nicht mehr tränten, dachte sie für einen Moment, jetzt sei sie völlig verrückt geworden - denn vor ihr kauerte, unversehrt, Sturmflügel, die Hand zur Abwehr eines Hiebs erhoben, der nicht vollendet worden war ... und eine
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