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Lichtlos 2 (German Edition)

Lichtlos 2 (German Edition)

Titel: Lichtlos 2 (German Edition)
Autoren: Dean Koontz
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Abhangs ragt, dass er für einen Moment nach vorn zu kippen, hochkant dazustehen und auf den Rücken zu knallen scheint. Aber er richtet sich schnell wieder auf und rast meerwärts, als sei ein Sattelschlepper, der querfeldein fährt und sich einen Pfad durch das hohe Wildgras bahnt, so natürlich wie ein Reh mit weißem Spiegel, das denselben Weg zurücklegt.
    Der große Laster scheint der Landschaft in dem Moment nicht mehr angemessen zu sein, als er auf eine Felsformation trifft, die wie die gefurchte Kuppe einer uralten Tempelruine als Rampe dient und dem Himmel das Fahrzeug als Opfergabe darbringt.
    Der große Sattelschlepper hebt ab, aber er bleibt nicht lange in der Luft. Schweine fliegen nicht, und ebenso wenig fliegt ein Sattelschlepper, der vielleicht siebenundzwanzig Tonnen gefrorenes Geflügel transportiert. Im Flug kippt er und knallt mit solcher Wucht auf die rechte Seite, dass man glauben könnte, der erste Donnerschlag hätte gerade den Sturm von Armageddon angekündigt, und sogar auf dem Parkplatz fühle ich die Erde unter meinen Füßen erbeben. Als die Windschutzscheibe zersplittert, reißt sich der vertikale Auspuff los, und weiße Wolken verdunstenden Kühlmittels steigen in Schwaden auf, als das Kühlaggregat birst. Die Metallhaut der Seitenwände des Sattelaufliegers erweist sich als weniger starr und unnachgiebig, als es in besseren Zeiten den Anschein hatte; sie kräuselt sich und beult sich aus, als mehrere Tausend gefrorene Truthähne unter Beweis stellen, dass sie nicht besser fliegen können als ihre warmen und lebendigen Brüder. Der gesamte Sattelschlepper macht einen Satz, die Zugmaschine springt höher als der Auflieger, sie koppeln sich voneinander ab und rollen in verschiedene Richtungen. Die Zugmaschine wirft einen Kotflügel ab wie die schadhafte Schulterplatte einer Ritterrüstung, als sie als Erste auf der Seite zum Halten kommt, an einer uralten Kalifornischen Zypresse, die wie ein einsamer Wachposten in diesem Teil von Harmony Corner steht. Bevor er an Schwung verliert, taumelt der Auflieger in eine Bodensenke und auf halbe Höhe des nächsten Hangs hinauf, wo seine Haut sich spaltet und seine Hintertüren sich verbiegen und aufspringen und aus etlichen Öffnungen qualitativ hochwertige gefrorene Truthähne purzeln und sich auf den grasbewachsenen Hang ergießen, als würden sie aus einem Füllhorn geschüttet.
    Ich renne bereits an der Rückseite des Diners entlang, wo die einzige Tür in die Küche führt und die Fenster aus Milchglas sind. Ich hoffe, irgendeinem Mitglied der Familie Harmony zu entgehen, das dem Puppenspieler gerade hörig ist und sich daher, sowie es mich sieht, auf mich stürzen könnte. Vorhin, als ich den Sattelschlepper auf den Parkplatz gefahren habe, haben mich die geparkten Laster gegen jeden abgeschirmt, der vielleicht gerade aus einem der Fenster des Restaurants schaut, und noch ein oder zwei Minuten werden diese Zaungäste glauben, der Absturz des ProStar+ sei ein Unfall gewesen.
    Während ich hinter dem Diner vorbeirenne, werfe ich zweimal einen Blick auf die tiefer gelegene Hügellandschaft, denn ich bin sicher, dass inzwischen Flammen aus der Zugmaschine emporschießen werden. Aber sie liegt ohne züngelnde Flammen da, die abgeschrägten Höhlen ihrer Scheinwerfer wie Reptilienaugen, und etwas schäumt durch die stählernen Zähne ihres knurrenden Kühlergrills. Ich glaube mich zu erinnern, dass Diesel brennen, aber nicht explodieren wird wie Benzin, und vielleicht wird der Kontakt mit einem Funken oder mit einem heißen Motor das Zeug nicht leicht entflammen.
    Aus der Perspektive eines Sessels, wenn ich die Abendnachrichten sehe, scheint es so einfach, Terrorist oder Saboteur zu sein, solange es einem nichts ausmacht, sich einen kratzig wirkenden Bart wachsen zu lassen und auf regelmäßige Bäder zu verzichten, aber wie in jedem anderen Beruf werden diejenigen durch Erfolg belohnt, die sich Zeit lassen, um die Grundlagen ihres Gewerbes zu erlernen, ein hartes Training durchlaufen und sorgfältig planen. Ich bin ein Amateur, der sich spontan etwas einfallen lässt. Hinzu kommt noch, dass mir Zerstörung keine Freude macht und ich mich meines Tuns tatsächlich beinahe schäme, obwohl mir alles, was ich tue, notwendig erscheint.
    Da es in dieser ländlichen Gegend keine Gasversorgung gibt, stehen auf der Südseite des Diners vier Propangasflaschen auf einem Betonsockel unter einem schützenden Wellblechdach. An der ersten drehe ich den Knopf,
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