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Lichtlos 1 (German Edition)

Lichtlos 1 (German Edition)

Titel: Lichtlos 1 (German Edition)
Autoren: Dean Koontz
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erreichen gleich eine Schwelle, stolpere nicht « , und sie drückt meine Hand, als wollte sie mich beruhigen.
    Ihre scheinbare Fürsorglichkeit sollte meine Nerven ein wenig kräftigen, doch das tut sie nicht. Die Wahrnehmung eines unbekannten, aber monumentalen Übels, das vor uns wartet, lässt nicht nach, sondern verstärkt sich sogar tatsächlich. Nachdem ich die Geschichte der Ermordung des jungen Maxwell durch seine besessenen Verwandten gehört habe, nachdem ich gesehen habe, wie sich die allerliebste Ardys Harmony in eine mörderische Marionette mit einem Fleischerbeil verwandelt hat, habe ich keinen Grund, diese unbekannte Bedrohung mehr zu fürchten als die Erscheinung, den Puppenspieler, doch meine Intuition beharrt weiterhin darauf.
    Die angekündigte Schwelle ist vielleicht fünf Zentimeter hoch. Meine linke Schulter streift etwas, was eine schwere Schiebetür sein könnte, und meine Pistole, die ich umklammert halte, stößt hallend auf Stahl. Durch die Sohle eines meiner Schuhe fühle ich in der Mitte der dreißig Zentimeter breiten Schwelle eine eingesetzte Metallrinne.
    »Der Strand ist so weit weg, dass wir es jetzt riskieren können « , sagt Jolie. Sie lässt meine Hand los und schaltet eine kleine Taschenlampe von der Größe eines Magic Marker an.
    Der Lichtstrahl ist willkommen, wenn auch ungenügend. Während der Strahl sich bewegt, fließt hinter ihm die Dunkelheit wieder herein, weht hinter ihm her wie der Umhang von etwas Feindseligem, das sich unter einer Kapuze verbirgt, und Gestalten aus schummerigem Licht winden sich in den Wänden aus Edelstahl, als seien sie die gemarterten Bewohner einer parallelen Realität, die nur durch eine dünne, verzerrende Membran von unserer getrennt ist.
    Der schmale Strahl zeigt, dass wir das Rohr hinter uns gelassen und eine rechteckige Kammer von etwa drei Metern Breite und sechs Metern Tiefe betreten haben. Der Boden scheint mit weißen Keramikfliesen gekachelt zu sein, doch anstelle des Fugenkitts sind sie durch schmale Streifen aus poliertem Stahl voneinander getrennt. Alle anderen glatten Flächen bestehen aus Edelstahl.
    Mit dem Lichtstrahl weist das Mädchen auf ein Brecheisen und mehrere Holzkeile von verschiedener Größe, die gemeinsam in einer Ecke liegen. »Ich musste die Türen aufbrechen, und das war nicht leicht, ich dachte schon, mir würde die Halsschlagader platzen. Ich glaube, früher waren es mal pneumatisch betriebene Türen, aber jetzt haben sie keinen Strom mehr .«
    Die durchbrochene Dunkelheit ist noch verstörender als die vorangegangene Schwärze. Sogar unter beengten Verhältnissen gestattet vollkommene Schwärze dem Geist, sich eine großzügige Weite vorzustellen, aber hier ist die Decke nur gut zwei Meter über dem Boden, und der Schimmer des kalten Stahls ist unheimlich.
    »Wo sind wir hier ?« , frage ich.
    »Vielleicht war das Rohr hinter uns vor langer Zeit nichts weiter als ein Abflussrohr, noch bevor Großpapa das Anwesen gekauft hat. Aber jemand hat dieses System damit verbunden. Ein sonderbarer Mensch, der nichts Gutes im Schilde geführt hat, wenn du mich fragst .« Sie lässt den Lichtschein über die Wände links und rechts gleiten, wo der Stahl durch doppelte Reihen von Löchern mit einem Durchmesser von zweieinhalb Zentimetern durchbrochen ist. »Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht und bin darauf gekommen, dass dies hier zuerst eine Art Fluchtweg gewesen sein könnte. Wenn Menschen ihn benutzt haben, wurden sie in diesen Räumen dekontaminiert – du weißt schon, vielleicht wegen Bakterien und Viren. Vielleicht. Ich weiß es nicht. Es kommt mir richtig vor. Aber wenn man kein Mensch war, wenn man etwas anderes war und es bis hierher geschafft hatte, dann haben sie dich hier abgefangen, und anstelle von keimtötendem Sprühnebel oder was auch immer haben sie Giftgas in diesen Raum gepumpt .«
    »›Wenn man etwas anderes war‹? Wie zum Beispiel ?«
    Ehe das Mädchen antworten kann, erhebt sich ein donnerndes Grollen, nicht unähnlich dem unterirdischen Brausen bestimmter Erdbeben. Es scheint jedoch von oben zu kommen, und als es lauter wird, blicke ich voller Unbehagen zur Decke auf.
    »Wahrscheinlich ein Sattelschlepper « , sagt Jolie. »Wir sind hier unter der Küstenstraße, hinter dem Winkel .«
    Sie geht zum Ende des Raumes voran, wo vier Stufen zu einer zweiten Schwelle hinaufführen. Hier hat sie eine weitere zweiflügelige Stahltür aufgestemmt. Dahinter liegt eine Kammer, die mit der ersten
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