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Lichtlos 1 (German Edition)

Lichtlos 1 (German Edition)

Titel: Lichtlos 1 (German Edition)
Autoren: Dean Koontz
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Ausgang lauschen, könnten sie uns vielleicht hören. Außerdem zähle ich Schritte, bring mich also bloß nicht durcheinander .«
    Ich werfe einen Blick zurück, doch die mondlose Nacht erwartet immer noch das Morgengrauen. Da ich den Ausgang mit den Ranken davor nicht sehen kann, kann ich auch nicht beurteilen, wie weit wir schon gekommen sein könnten.
    Jolie setzt ihren Weg fort, und ich folge ihr.
    Vom Moment unseres Eintretens an hat der Boden des Rohrs leicht nach oben geführt. Jetzt nimmt die Steigung zu. Bald darauf habe ich das Gefühl, dieser Tunnel beschreibt eine Linkskurve.
    In den nächsten Minuten geschehen drei beunruhigende Dinge, zwei davon in dieser vollkommenen Dunkelheit und das dritte in einem schwachen, aber willkommenen Lichtschein.
    Erst sagt mir meine einzigartige Intuition – die, wenn sie riechen und sehen könnte, die Nase eines Jagdhundes und Adleraugen hätte – mit zunehmender Beharrlichkeit, dass dieser Tunnel nicht das ist, was er zu sein scheint. Ich vermute, er muss konstruiert worden sein, damit die Wassermassen starker Regenfälle von den Seitenstreifen der vierspurigen Schnellstraße hoch oben oder aus einem Netzwerk von offenen Kanälen abfließen können, und dahinter muss die Absicht stehen, eine Erosion der Hügellandschaft an der Küste zu verhindern. Aber das hier ist kein Abfluss, kein Bestandteil der üblichen Infrastruktur zum öffentlichen Nutzen.
    Während ich mich von dem Mädchen durch die stockfinstere und geruchlose Stille führen lasse, erkenne ich ein paar Wahrheiten über diesen Tunnel, deren erste die ist, dass dieser Tunnel zu etwas anderem als Abflussgräben und Kanalschächten führt. Vor uns werden wir auf eigentümliche Dinge stoßen, und an einem fernen Endpunkt erstreckt sich eine riesige Einrichtung, die einem geheimnisvollen Zweck dient. Diese Erkenntnisse ergießen sich nicht in einer Flut von Bildern in mich, sondern in Form von Gefühlen. Ich bin nicht dazu fähig, sie intensiver zu fühlen, indem ich mich darauf konzentriere, und ich kann diese Gefühle auch nicht in klare Einzelheiten übertragen. Meine übersinnliche Gabe war in jeder Hinsicht schon immer so ausgeprägt, dass mir nicht wohl dabei zumute ist, und doch ist sie schwächer, als mir lieb sein kann.
    Die damit einhergehende Wahrheit ist, dass der Ort, an den dieser Durchgang letzten Endes führen wird, als stillgelegt gilt, aber nicht vollständig aufgegeben wurde. Ich gewinne einen vagen Eindruck von kolossalen Gebäuden, riesigen Räumen, die leerstehen, und anderen, in denen exotische Maschinen untergebracht sind, seit langer Zeit unbenutzt und zerfressen. Aber irgendwo in diesen monumentalen Installationen, von Ringen baufälliger Gebäude geschützt, in denen sich nichts anderes rührt als stoßweise Böen und Gespenster, die nichts weiter sind als Umrisse aus aufgewirbeltem Staub, gibt es ein Zentrum des Geschehens. Im Vergleich zu der aufgegebenen Architektur, von dem er umgeben ist, könnte dieser Mittelpunkt klein erscheinen, doch mein Gefühl sagt mir, dass dieser geheime Kern schon für sich genommen weitläufig und bombensicher ist und eine Belegschaft von Männern und Frauen hat, die so emsig am Werk sind wie jedes Bienenvolk.
    Das zweite der drei beunruhigenden Dinge, die in diesem schwarzen Durchgang geschehen, gleich im Anschluss an die beiden hellsichtig erlangten Wahrheiten, ist eine verhängnisvolle Ahnung, dass vor uns etwas liegt, das unbegreiflich bösartig ist, etwas Unheilsames, das über all meine bisherigen Erfahrungen mit Verruchtheit hinausgeht. Eine Flut von Sorge rollt an und baut sich schnell zu einem nahezu handlungsunfähig machenden Entsetzen auf, der bangen, lähmenden Angst, ein reines, unverfälschtes Übel zeichnete sich mit all der Kraft eines Tsunamis von einer Meile Höhe ab.
    Ich glaube fest daran – ich weiß – , dass das unbekannte Ding, das ich wahrnehme und fürchte, jetzt nicht hier ist, sondern weit vor uns wartet, in diesem befestigten Zentrum, dessen Existenz ich fühlen kann, obwohl ich es nicht sehen kann. Diese vollkommene Schwärze drückt mich jedoch nieder, und da sich das Mädchen in dieser Dunkelheit recht heimisch zu fühlen scheint, setzt mir der Gedanke immer heftiger zu, dass sie sich deshalb so wohl im Dunkeln fühlt, weil sie dem Dunkel entstammt und nie das unschuldige Kind war, für das ich sie gehalten habe, sondern eins mit der fernen Bedrohung ist, zu der sie mich zu führen scheint.
    Sie flüstert: » Wir
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