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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren
Autoren: Alison Sinclair
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Jahrzehnten den Titel des Erzherzogs, und in demselben Maße, wie er von allen geachtet wurde, fürchteten sie seinen Bruder.
    »Prinzessin Telmaine war so freundlich, mir auf der Rückreise von der Küste Gesellschaft zu leisten. Eine Entscheidung, die sie bitter bereut, fürchte ich«, sagte Vladimer.
    Der Erzherzog zog die Brauen hoch. Was Telmaine anbetraf, war er vermutlich noch auf dem Stand, dass sie in seinen Mauern Schutz suchte. Und sein Bruder war alles andere als dafür bekannt, mit fremder Männer Ehefrauen durch das Land zu reisen. Wenn seine Bemerkung allerdings spöttisch hatte wirken sollen, so hatte sie ihr Ziel deutlich verfehlt. Er ließ die Brauen wieder etwas sinken, jedoch weniger aus Missvergnügen als aus Sorge.
    Telmaine machte erneut einen Knicks, aber diesmal nicht ganz so tief. »Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden, Euer Gnaden, meine Mutter und meine Töchter fragen sich gewiss, wo ich bleibe.«
    Die Stirn des Erzherzogs glättete sich, und er sagte zuvorkommend: »Ah, ja, bevor Sie sich unnötige Sorgen machen, sollte ich Sie wohl darüber in Kenntnis setzen, dass Ihre Mutter und Schwester mit den beiden Mädchen in das Haus Ihres Schwagers gefahren sind. Sie waren der Ansicht, die Kinder würden sich in vertrauter Umgebung wohler fühlen.«
    Keine ihrer spontanen Reaktionen – wie wegzulaufen, panisch zu kreischen, gegen ihre herrische, bevormundende, unwissende Schwester zu wüten – hätte für den pragmatischen Sejanus Plantageter einen Sinn ergeben. Jedenfalls nicht, bevor er Vladimers Bericht gehört hatte. Das knappe, verständnisvolle Lächeln des Erzherzogs ließ jedoch erkennen, dass ihm die verschiedenen Charaktere in seinen Kreisen wohlbekannt waren, selbst die der Töchter seiner Herzöge. Ganz zu schweigen von der Herausforderung, sich mit einer schwierigen Schwester beziehungsweise einem schwierigen Bruder auseinanderzusetzen.
    In Anbetracht dessen, was sie ihm womöglich als nächstes anvertraut hätte, wurde seine Aufmerksamkeit glücklicherweise auf die Ankunft von Casamir Blondell gelenkt, der mit einem freudestrahlenden » Fürst Vladimer! « herbeieilte.
    Vladimer bedachte ihn hingegen mit einem recht unheilvollen Blick. »Blondell, was hat es damit auf sich, dass gegen Baron Strumheller Anklage wegen Mordes und magischer Hexerei erhoben wurde?«
    Beinahe hätte sie Mitleid für Blondell empfunden, dessen Wiedersehensfreude einen derart barschen Dämpfer einstecken musste. Doch der Stadtleutnant des Meisterspions straffte die Schultern und sagte mit einer festen Stimme, hart an der Grenze zur Großspurigkeit: »Mein Fürst, das war eine notwendige, vorübergehende Maßnahme, um das Misstrauen der Lichtgeborenen zu verringern und rassenübergreifende Spannungen abzubauen. Zudem gab es genügend Beweise für di Studiers Anwesenheit am Tatort, was eine Anklage plausibel machte.«
    »Es macht aus der Gerechtigkeit eine Farce und wäre um ein Haar zu einer idiotischen Maßnahme mit verhängnisvollem Ausgang geworden«, schnarrte Vladimer. »Janus, ich muss jetzt sofort mit dir sprechen. Blondell, das ist auch für Ihre Ohren bestimmt.«
    »Nenn mir nur einen triftigen Grund, warum ich dich nicht auf der Stelle ins Bett stecken lassen sollte«, brummte Sejanus Plantageter. »Komm mit nach oben.« Er nickte Telmaine zu und sagte: »Prinzessin Telmaine. Mein Haus ist wie immer das Ihre.«
    Vladimer, der seinen Gehstock schon einsatzbereit abgesetzt hatte, zögerte und sagte mit zusammengebissenen Zähnen: »Prinzessin Telmaine sollte ebenfalls dabei sein, falls es ihr nichts ausmacht.«
    Wenn dieser Vorschlag für den Erzherzog ebenso überraschend kam oder ihm gleichermaßen unwillkommen war wie ihr, dann ließ er es sich nicht anmerken. Er packte Vladimer mit festem Griff an dessen unverletztem Arm – einem Griff, dem sich der Meisterspion nicht widersetzte. Casamir Blondells Neugier war gewissermaßen spürbar, doch besaß er genügend Anstand, sie nicht mit seinem Ultraschallsinn abzutasten.
    Der Erzherzog führte sie hinauf in das erste Zimmer gleich neben der Treppe. »Claudius hält sich derzeit auch im Palast auf. Sollte ich ihn zu dieser Angelegenheit hinzuziehen?«
    »Ja.« Ein Lakai machte sich umgehend auf den Weg, um die Weisung zu überbringen. Vladimer schreckte vor der Herausforderung zurück, sich mit nur einem funktionstüchtigen Arm in einem Sessel niederzulassen. »Na, komm«, sagte der Erzherzog und griff ihm so gekonnt unter die Achseln, als
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