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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren
Autoren: Alison Sinclair
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Sie endlich auf, Maß für meinen Sarg zu nehmen, und sichern Sie gefälligst die Umgebung. Schicken Sie einen Laufburschen zur nächsten Station der öffentlichen Agenten. Einer von denen soll sich sofort hier unten blicken lassen.« Er wäre sicher um einiges überzeugender gewesen, wenn seine Stimme nicht derart gezittert hätte. Telmaine konnte ihn jedoch gut verstehen – es fehlte nicht viel und sie erschauerte selbst vor dieser tödlichen Kälte der …
    Grundgütige Imogene! Sie sind hier.
    Mit einem Schwall warmer Luft – so sanft wie beim Öffnen der Tür eines kaminbeheizten Zimmers – züngelten plötzlich Flammen unter der Lokomotive und den Waggons empor. Alle Türen des Zuges wurden aufgestoßen, und unzählige Männer stürzten auf den Bahnsteig, die Hintersten schoben die anderen vor sich her, um davonzurennen oder der Länge nach hinzufallen; der erste, der wieder hochkam, zerrte die anderen – ob verletzt oder nicht – aus der Gefahrenzone.
    Für einen kurzen Moment verebbte die Präsenz der schattengeborenen Magie, so als drehe sich der Wind. Dabei handelte es sich jedoch nur um eine kurze Verschnaufpause, um wieder zu Kräften zu kommen – und Telmaine hatte dieses Schnaufen sogar gehört . Sie drehte sich in dessen Richtung. Am Rande seiner Reichweite fing ihr Peilruf eine schemenhafte Gestalt auf, die ihr recht jung vorkam, allem Anschein nach Männerkleidung trug und etwas abseits stand. Sie strahlte Kälte, Unheil und Genugtuung aus. Mit ausladender Geste, die eines Schauspielers oder Redners würdig gewesen wäre, deutete sie in ihre Richtung. Ein anderer Mann schrie: »Weg vom Zug!«, in dem rauen Flussmark-Akzent des Apothekers, der Ishmael zur Flucht verholfen hatte. Und der, genau wie Ishmael, jenes Inferno überlebt hatte, dem in der Flussmark neun Häuserblocks zum Opfer gefallen waren – ein Feuer, das mit Sicherheit schattengeborenen Ursprungs gewesen war.
    Nein , dachte Telmaine, das wirst du nicht tun! In der Feuersbrunst des Lagerhauses hatte sie die Flammen lediglich zurückgedrängt, diesmal griff sie mit der ganzen Macht ihrer Magie direkt in die Flammen hinein, riss das Feuer bei dessen Wurzel aus der Lok und schleuderte es auf den Schattengeborenen, ließ es um ihn herumwirbeln. Einen Wort- oder Gedankenwechsel riskierte sie gar nicht erst; das hatte sie bereits bei dessen Artgenossen in Vladimers Gemächern versucht und dabei fast den Verstand verloren. Als der Feuerstrudel ihn umhüllte, schrie der Schattengeborene auf. Seine Stimme klang wie die eines halbwüchsigen Jungen. Die Echos der Ultraschallimpulse zeigten ihr sein rasendes Treiben inmitten der wirbelnden Flammen. Während das Feuer um ihn herum tanzte und züngelte, schaufelte er es kraftvoll beiseite, kräftiger als sie erwartet hatte. Telmaine fühlte einen Hitzeschwall und ölige Dämpfe auf der Haut, doch die Panik davor, zum Opfer zu werden, verlieh ihr die Kraft, den Wirbel noch enger zu ziehen – sie wusste nicht, wie sie sonst hätte reagieren sollen. Dann schlugen Kälte und Fäulnis auf sie ein, und die Flammen wurden kurzerhand von der Magie des Schattengeborenen verschluckt. Er drehte sich noch ein paarmal um die eigene Achse, und als die Leute sich langsam und vorsichtig um ihn herum versammelten, kreischte er noch eine Geschmacklosigkeit in Telmaines Richtung und stolperte davon.
    Lokomotive und Waggons brannten jedoch weiterhin – als nunmehr natürliches Feuer, dessen Rauch mittlerweile den gesamten überdachten und gegen Licht versiegelten Bahnhof erfüllte. Jählings versagten ihre Beine den Dienst. Der weibliche Steward zerrte noch vergeblich an ihrem Arm, doch Telmaine sank zu Boden und rang, auf ihre Röcke gebettet, nach Luft. Zwei Männer packten sie – ein Notfall setzte gewisse Regeln der Sittsamkeit außer Kraft – und trugen sie vorbei an den Feuerwehrtrupps, die von allen Seiten mit Eimern und Schläuchen herbeiströmten.
    Telmaine
    »Was genau«, sagte Vladimer, »ist gerade geschehen ?« Das letzte Wort ächzte er mehr, als dass er es aussprach, da sie auf dem holperigen Pflaster in der Kutsche ordentlich durchgeschüttelt wurden. Er hatte eine möglichst umständliche Strecke zum Palast des Erzherzogs angeordnet – eine Vorsichtsmaßnahme, die er womöglich noch bereuen würde, da der Weg kreuz und quer durch verwinkelte Seitenstraßen führte.
    »Das waren die Männer, die Balthasar zusammengeschlagen und Florilinde entführt haben«, sagte sie beinahe flüsternd. Ihr
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